Werner Feisst und Markus Waibel

Fußball-Oberliga: Deutschland im November-Lockdown: Die Profifußballer dürfen trainieren und Punktspiele bestreiten, während die Amateurkicker die Füße stillhalten müssen. Auch beim FC 08 Villingen ist trotz besten Fußballwetters Stillstand angesagt.

Anders beim Oberliga-Konkurrenten Stuttgarter Kickers. Der Klub hat von der Stadt Stuttgart eine Ausnahmeregelung erhalten und durfte den Trainingsbetrieb im Degerlocher ADM-Sportpark für die Oberliga-Mannschaft sowie für die U19- und U17-Teams wieder aufnehmen. Begründung: Die Kickers befänden sich in einer Schnittstelle zwischen Profi- und Amateurbereich.

Ein Unding, wie FC 08 Villingens Sportvorstand Arash Yahyaijan sagt. „Es ist eine absolute Frechheit, dass die Kickers trainieren dürfen und andere Mannschaften nicht. Umso unverständlicher ist das Ganze, da alle Oberligavereine im selben Bundesland beheimatet sind. Da sollten für alle Mannschaften die gleichen Regeln gelten. Bei uns aber sperrt die Stadt das gesamte Gelände und in Stuttgart darf trainiert werden. Das ist ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung. Die Kickers spielen in der Oberliga. Sie sollten sich auch verhalten wie ein Oberligist und nicht wie ein Profiklub.“

Yahyaijan malt folgendes Szenario an die Wand: „Gesetzt der Fall, wir dürfen ab dem 1. Dezember wieder spielen und würden am 5. Dezember gegen die Kickers antreten. Dann hätten wir eine Woche zur Vorbereitung und die Stuttgarter fünf. Das kann nicht sein.“ Realität wird dieses Szenario für die Nullachter nicht, denn sie haben bereits gegen die Kickers gespielt. Allerdings könnte es einen anderen Verein treffen.

Auch die Verantwortlichen von Fußball-Oberligist 1. FC Rielasingen-Arlen sind sauer: „Die Kickers scheinen eine Lobby im Stadtrat zu haben. Dadurch haben sie wohl den Profistatus erhalten können“, meint Oliver Hennemann zur schwäbischen Extrawurst. „Wenn das Schule macht und ein Teil der Vereine trainieren darf und andere nicht, ist das Wettbewerbsverzerrung“, sagt auch der Sportvorstand der Hegauer.

Der Stuttgarter Kollege von Yahyaijan und Hennemann dagegen freut sich natürlich: „Es tut gut, dass der Ball wieder eingeschränkt rollen darf“, sagte der Sportliche Leiter der Kickers, Lutz Siebrecht: „Wir befinden uns an der Schnittstelle zwischen Profi- und Amateurbereich. Aufgrund unserer Strukturen und des schon zuvor mit der Stadt ausgearbeiteten Hygienekonzepts wurde es uns nun erlaubt“, verweist Siebrecht auch auf das vom DFB lizenzierte Nachwuchsleistungszentrum in Degerloch.

Da auch der Ligarivale 1. CfR Pforzheim angekündigt hat, auf die Stadt zuzugehen, steht zu befürchten, dass im Dezember – falls wieder gespielt werden darf – ungleiche Vorzeichen herrschen könnten. Uneinheitlichkeit besteht in der Liga auch bei den Vorstellungen, wie die Saison fortgesetzt werden könnte. In einer Videokonferenz haben sich zwölf Oberligisten dafür ausgesprochen, den Spielbetrieb so schnell wie möglich fortzusetzen, und zwar ohne Winterpause.

Auch die Villinger sprachen sich für diese Variante aus, allerdings mit zwei Einschränkungen. Yahyaijan: „Erstens muss im Schwarzwald die Witterung mitspielen, zweitens plädieren wir für eine kurze Unterbrechung der Runde über Weihnachten und Neujahr.“ Am 18. November, will die Liga entscheiden, wie es weitergeht. Bei der Konferenz werden sicher auch die ungleichen Trainingsbedingungen ein Thema sein.