Warum haben Sie sich für die Kandidatur als neuer Bezirks-Schiedsrichter-Obmann entschieden?
Das war relativ einfach. Meine aktive Karriere als Schiedsrichter neigt sich dem Ende zu. Als Guido Selig vor zwei Jahren bekanntgab, dass er das Amt bei der nächsten Wahl abgeben wird, war für mich schnell klar, dass ich die Nachfolge antreten will.
Mussten Sie lange überredet werden?
Nein. Überhaupt nicht. Ich bin schon längere Zeit in verschiedenen Ämtern im Schiedsrichter-Bereich tätig. Ich habe große Motivation, die Arbeit von Guido fortzusetzen.
Welche Dinge möchten Sie anders machen als Ihr Vorgänger?
Zunächst einmal muss man festhalten, dass Guido sehr viele Dinge richtig gemacht hat. An diesen gilt es festzuhalten. Ich möchte zudem die Bereiche Nachwuchsförderung und Coaching-System intensivieren. Hier will ich meine Erfahrung einbringen. Ich war in meiner Laufbahn viel unterwegs und habe viel gesehen. Die Jungs sollen sich aufgehoben fühlen. Auch die Video-Analyse will ich intensivieren, weil sie einen extremen Lerneffekt hat.
Werden Sie auch weiterhin auf dem Spielfeld aktiv sein?
Kommende Saison werde ich noch Spiele bis zur Verbandsliga pfeifen. Es ist aber zugleich mein Abschiedsjahr.
Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe will den Deutschen Fußball Bund verklagen, weil er mit 47 Jahren aufhören muss. Sie haben bereits in der Regionalliga Spiele geleitet und beenden Ihre Schiedsrichter-Karriere nun freiwillig mit 33. Warum?
Was die Altersgrenze betrifft, finde ich die Regelung schade. Es sollte die Leistung und nicht das Alter zählen. Ich war davon ähnlich betroffen. Mir wurde gesagt, wer mit 30 Jahren noch nicht in der 3. Liga pfeift, hat wenig Chancen weiter aufzusteigen. Wenn man keine Perspektive hat, dann fehlt auch die nötige Motivation. Ich hatte eine tolle und erfolgreiche Zeit auf dem Spielfeld, will mich künftig aber anderen Aufgaben widmen.
Regionalliga-Schiedsrichter aus dem Schwarzwald sind eine Seltenheit. Wie zuversichtlich sind Sie, dass es wieder einer oder eine schaffen kann?
Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Aber wir haben vielversprechende Talente, die bereits mit jungen Jahren in der Landesliga pfeifen wie Lukas Stiepermann, Enis Morat oder Samuel Kaltenbach
Die Zahl der Schiris ist in den vergangenen Jahren auch im Bezirk Schwarzwald zurückgegangen. Wie lässt sich diese Entwicklung stoppen?
Zunächst einmal müssen wir aktuell eher um die Schiedsrichter-Erhaltung als um die Gewinnung sprechen. Wir hatten zwar einige Teilnehmer am Neulingslehrgang, konnten sie aber nicht einsetzen, so dass einige nun andere Interessen haben. Wenn Corona für uns Schiedsrichter überhaupt etwas Gutes hatte, dann dass wir sehen konnten, was online möglich ist. Deshalb bin ich zuversichtlich. Das größte Potenzial für die Schiedsrichter-Gewinnung sehe ich bei ehemaligen Spielern zwischen 30 und 45 Jahren.
Was droht, wenn der negative Trend dennoch weiter geht?
Ich hoffe es natürlich nicht. Wichtig wäre, dass die Spiele am Wochenende gleichmäßig auf Samstag und Sonntag verteilt sind. Samstag die Jugend, Sonntag die Aktiven. Das wäre für die Schiedsrichter-Einteilung positiv. Allerdings verstehe ich auch, wenn Vereine darüber nicht glücklich sind. Die Zusammenarbeit mit den Vereinen liegt mir am Herzen.
Werden Sie sich künftig weiterhin Tipps bei Guido Selig holen?
Ja natürlich. Aber nicht nur von ihm. Mit Verbands-Schiedsrichter-Obmann Ralf Brombacher habe ich ebenfalls ein gutes Verhältnis. Beide wollen mich unterstützen. Zudem ist der Bezirks-Schiedsrichter-Ausschuss völlig intakt. Wir haben ohnehin ein tolles Schiedsrichter-Team im Schwarzwald. Es ist ein zusammengeschweißter Haufen.
Eine Frage zur Fußball-Europameisterschaft: Wie bewerten Sie die Leistungen der Schiedsrichter bei der EM?
Das Niveau ist gut. Es freut mich vor allem, dass die deutschen Schiedsrichter Felix Brych und Daniel Siebert hervorragende Leistungen zeigen. Der Einsatz des Video-Assistenten hat mich positiv überrascht. Es sieht in einigen Situationen zwar umständlich aus. Letztlich kommt es jedoch darauf an, dass gerecht entschieden wird.