Eishockey: Dass Kyle Platzer deutsche Wurzeln vorweisen würde können, das war angesichts des Nachnamens durchaus zu erwarten gewesen. Doch, dass sich der Kanadier und Neuzugang der Schwenninger dermaßen gut in Deutschland auskennt, ist denn doch überraschend.
Tatsächlich hat der Stürmer die Heimat seiner Großeltern sowohl väterlicher als auch mütterlicherseits bereits in ganz jungen Jahren kennengelernt. Und das nicht etwa auf einem Familienausflug, sondern als kleiner Eishockeyspieler. „Ich habe als Junior mit meinem Team an einem Turnier in München teilgenommen.
Dabei waren wir auch in Füssen und Umgebung“, berichtet Platzer, dessen Großvater väterlicherseits allerdings aus Österreich stammt. Womit er dann natürlich auch die für viele Nordamerikaner wohl sehenswerteste Sehenswürdigkeit, Schloss Neuschwanstein, schon vor Jahren abgehakt hat, oder?
„Nicht nur das, ich habe mich dort verlobt“, sagt der 28-Jährige grinsend. Vergangenes Jahr machte er Freundin Shannon Beauchesne vor dem „Märchenschloss“ einen Antrag. Sie sagte übrigens „ja“.
Doch nicht nur deshalb fühlt sich der Profi aus Waterloo in Ontario schon pudelwohl in Deutschland, beziehungsweise in Schwenningen. In den vergangenen vier Wochen hat sich der Stürmer in der Gegend viel umgesehen, war in Rottweil oder am Bodensee. Seine Verlobte war ebenfalls bereits zu Besuch, wird in drei Monaten wieder kommen. „Sie war fast schon überrascht, wie schön es hier ist. Ich hoffe, dass mich auch weitere Freunde und Verwandte hier besuchen werden“, erzählt Platzer.
Insgesamt hat der Rechtsschütze sich unglaublich schnell akklimatisiert, fühlt sich an seinem neuen Wohnort Schwenningen absolut wohl. Generell ist Europa offensichtlich das bessere Pflaster für den Kanadier. Platzer wurde 2013 in der vierten Runde von den Edmonton Oilers im NHL-Draft ausgewählt, schaffte aber den Sprung in die beste Liga der Welt nicht. Auch in den unterklassigen AHL und ECHL lief es nicht wirklich rund.
So entschied sich der damals 24-Jährige doch recht früh für einen Wechsel über den großen Teich. „Ich hatte zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich irgendwie nicht richtig bereit war für diese Ligen. Erst in Europa habe ich Vertrauen in mich und mein Spiel gefunden. Ich wusste auch nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Heute bin ich sehr froh, sie getroffen zu haben“, erklärt der Kanadier.
Nach vier Jahren in Finnland in der Liiga, gekrönt mit einem Meistertitel vor zwei Jahren mit Tappara Tampere, folgte nun also der Wechsel in die DEL. Auch Platzer gehört zu den nordamerikanischen Spielern, die „immer schon mal in Deutschland spielen wollten“, wie er sagt.
Platzer kann ganz natürlich sein
Er müsse sich hier überhaupt nicht verstellen, sondern könne einfach ganz natürlich sein. Die Veränderungen zu seinen Lebensumständen in den Jahren zuvor, sind nicht so gravierend, aber angenehm. „Es ist nicht so dunkel und nicht so kalt wie in Finnland. Und die Menschen reden mehr. Es sprechen definitiv auch mehr Menschen Englisch, das ist schön“, sagt der Spielmacher lachend.
All diese Umstände führen wiederum dazu, dass es ihm auch auf dem Eis richtig gut geht. „Die Mannschaft ist toll. Sie nehmen wirklich jeden Neuzugang extrem gut auf. Und wenn man sich abseits des Eises so wohl fühlt, schafft man auch alle Anpassungen auf dem Eis wesentlich schneller“, so der Kanadier. Dabei hat er im Training ebenfalls viel Spaß, freut sich über das vielbesprochene neue Spielsystem von Trainer Steve Walker. „Ich finde es echt klasse. Viele Teams spielen dasselbe System, unseres ist anders, aber nicht schwierig. Ich denke, so sollte man Eishockey spielen“, lobt der Neu-Schwenninger.
Seine Erwartungen an seine neue Mannschaft möchte er dennoch nicht zu hoch schrauben, vor allem aber nicht die Erwartungen an sich selbst. Denn in den vergangenen Jahren hatten sich diese oft als hinderlich erwiesen. „Ich hatte aber sehr hohe Erwartungen an mich selbst und das war nicht immer gut. Deshalb möchte ich die ersten Spiele in der für mich neuen Liga abwarten. Ich möchte aber einer der Topspieler des Teams sein und zuverlässig“, so Platzer.