Dominik Koepfer, Sie haben vor eineinhalb Wochen Ihr bisher letztes Turnier, die European Open in Antwerpen, gespielt. Nun ist Ihre Saison vorerst aufgrund einer Ellbogenverletzung beendet. Warum?
Ich habe nach den US Open Pause gemacht und habe dann wieder angefangen zu trainieren. Ich habe versucht, wie es ging, und wieder ein Turnier gespielt, aber es war noch nicht zu 100 Prozent gut. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen. aufzuhören und es richtig auskurieren zu lassen, damit ich im Januar wieder voll fit bin.
Und die Verletzung haben Sie sich bei Olympia zugezogen?
Genau, es war einfach eine Überlastung. Nach meiner Knöchelverletzung habe ich wieder zu schnell zu viel gespielt und dann habe ich mir die Sehne im Ellbogen angerissen.
Ist schon absehbar, wie lange Sie pausieren müssen?
Ich hoffe, nicht mehr so lange. Es ist ja schon eine Weile her. Es dauert immer etwas bei einer Sehnenverletzung. Ich hoffe, dass ich Mitte November wieder anfangen kann zu trainieren.
Sie hatten bisher ein erfolgreiches Jahr. Unter anderem hatten Sie mit dem 49. Platz die beste Weltranglisten-Platzierung Ihrer Karriere. Wie schwer wiegt dieser Rückschlag für Sie persönlich?
Bis zur Rasensaison war es wirklich ganz gut, ich war gesund und habe gut gespielt. Durch die Knöchelverletzung ist dann alles ein bisschen bergab gegangen, danach kam noch der Ellbogen – und die Verletzung habe ich bis jetzt. Die zweite Jahreshälfte war deshalb eher scheiße, die erste war gut, das beste Jahr bis jetzt. Das ist natürlich ärgerlich, aber so ist es im Sport.
Aber es geht für Sie weiter?
Ja, klar. Für das Hauptfeld in Australien reicht es, egal ob ich noch ein Turnier spiele oder nicht. Deswegen habe ich mich auch dazu entschlossen aufzuhören, um im Januar wieder bei 100 Prozent zu sein. Es ist natürlich blöd, dass ich im Ranking wieder abrutsche. Das bedeutet aber auch, da ich um diese Jahreszeit jetzt nicht spiele, dass ich im nächsten Jahr nicht so viele Punkte verteidigen muss.
Wie stark wird sich das auf Ihr Ranking auswirken?
Ende des Jahres werde ich so um die 90 stehen, denke ich.
Waren es am Ende auch zu viele Turniere? Gerade, weil dazwischen noch die Olympischen Spiele kamen?
Ja, es war am Anfang schon relativ viel, weil alle versucht haben, dabei zu sein. Viele haben sich überspielt und sich verletzt. Das ist im Tennis aber allgemein so, dass der Kalender viel zu lang und viel zu voll ist. Vor allem, wenn man nicht in den Top-Fünf steht, jedes Turnier gewinnt und so spielt wie Djokovic. Dann muss man auch mehr spielen, um die Rangliste zu halten. Da ist es schwer, die richtige Balance zu finden.
Stichwort Olympia: Wie schon bei Ihrer ersten Teilnahme konnten Sie zwei Spiele gewinnen und sind anschließend gegen den späteren Sieger Novak Djokovic ausgeschieden. Auch im Doppel waren zwei Siege drin. Wie erinnern Sie sich an die Zeit in Paris?
Im Doppel war auf jeden Fall mehr möglich, da haben wir bitter verloren, weil Jann-Lennard Struff auch ein bisschen verletzt war. Wir hätten das eine Match gewinnen müssen und danach noch eines für das Finale oder das Spiel um Platz drei. Wir waren nah dran an einer Medaille. Und im Einzel war es ganz gut, dafür, dass ich zuvor kaum gespielt hatte – auch tennismäßig. Darüber hinaus hat das ganze Event einfach Spaß gemacht. Das klingt zwar blöd: Aber das war die Verletzung absolut wert. So etwas gibt es nicht noch mal, außer vielleicht in vier Jahren, wer weiß. Das war auf jeden Fall ein Riesenerlebnis. Im Einzel dann auch noch gegen Novak Djokovic auf dem Center Court zu spielen vor so vielen Zuschauern. Meine Eltern konnten auch dabei sein.
Gibt es einen bestimmten Moment, der Ihnen in Erinnerung bleiben wird?
Einfach das Zusammenwohnen im Olympischen Dorf war lustig. Sechs verschiedene Menschen auf engstem Raum. Das hat sich ein bisschen angefühlt wie im College (lacht).
Sind Sie mit der Saison insgesamt zufrieden?
Der Anfang war gut, es ist alles relativ ordentlich gelaufen, aber durch die Verletzung war es natürlich schwer. Ich habe das zweite halbe Jahr kaum gespielt, und wenn ich gespielt habe, dann nur (halb), weil ich kaum trainieren konnte, auch weil ich teilweise zu früh angefangen habe, wie etwa bei den US Open. Da steht teilweise viel auf dem Spiel, deswegen versucht man, dort mitzuspielen. Aber das zweite halbe Jahr ist eigentlich zum Vergessen.
Wie sieht es jetzt gerade aus?
Jetzt mache ich gerade komplett Pause und mache Behandlungen für den Arm. Jetzt muss ich warten und hoffe, dass es in ein paar Wochen wieder gut ist. Ich muss schauen, wann ich wieder Tennis spielen kann, aber für Kraft und Ausdauer habe ich jetzt genug Zeit.
Sind Sie ein guter Verletzter oder sind Sie ungeduldig?
Langsam nervt es schon, weil ich nicht genau weiß, wie lange es geht. Man hofft immer, dann fängt man wieder an, dann gibt es wieder Rückschläge. Ich drehe jetzt auch ein bisschen durch im Kopf (lacht). Ein paar Wochen sind okay und wenn man viel unterwegs ist, ist es schön, mal wieder zu Hause zu sein. Aber wenn es sich so hinzieht, nervt das schon.
Nutzen Sie die Zeit, um auch mal in Ihrer Heimat in Furtwangen vorbeizuschauen?
Da war ich auch mal kurz, aber eher selten. Ich war ein paar Mal in der Schweiz bei einem Arzt. Sonst war ich in den USA und vor kurzem in Antwerpen. Wo und wie es weiter geht, weiß ich aber noch nicht.
Sie leben in den USA, in Tampa. Dort wütete vor einigen Tagen der Hurricane Milton. Steht Ihr Zuhause noch?
Ich bin am Abend davor mit dem letzten Flug weggeflogen, weil es ja schon ein großer Sturm war, der direkt auf Tampa zukam. Er hat sich dann kurz vorher noch gedreht, deswegen hat es Tampa nicht so stark erwischt. Doch am Wasser und an den Stränden ist viel zerstört und überflutet worden. Das hat man auch auf den Bildern gesehen. Aber bei mir zu Hause ist nichts passiert.
Fragen: Esteban Waid