Herr Fischinger, Gratulation zum Klassenerhalt. Wie stolz sind Sie, dass der SC Sand auch kommende Saison in der Frauenfußball-Bundesliga spielt?

Wir sind alle mächtig stolz. Der Verein ist für die ganze Region bedeutend. Es ist für mich eine Ehre, dass wir den Klassenerhalt noch schaffen konnten. Ich bin zwar schon lange im Fußball-Geschäft, aber so etwas Intensives habe ich noch nie erlebt.

Konnten Sie in den Tagen vor dem letzten Saisonspiel denn gut schlafen?

Ich habe auf jeden Fall sehr wenig geschlafen. Schlaf war in den vergangenen Wochen mit Sicherheit nicht meine Hauptbeschäftigung. Es waren sechs extreme Wochen. Es war im Vergleich zu meiner Zeit fünf Jahre zuvor in Sand eine komplett neue Mannschaft. Ich musste anfangs jede Spielerin durch Einzelgespräche kennenlernen. Zudem haben wir sechs bis siebenmal in der Woche trainiert. Es war eine enorm stressige Zeit und ich bin froh, dass ich nun einige Tage frei habe.

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Durch den 1:0-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen am letzten Spieltag hat die Mannschaft aus eigener Kraft den Klassenhalt geschafft. Wie emotional war das Saisonfinale?

Es war an Emotionen nicht zu überbieten. Nach dem Schlusspfiff sind alle Dämme gebrochen und wir haben auch die anschließende Nacht noch ausgiebig gefeiert. Rund um den Platz sieht es aus wie am Rosenmontag in einer Karnevalshochburg. Ich musste am Montag erst mal kräftig Tee trinken, damit meine Stimme wieder normal klingt. Als Fan des 1. FC Köln freut mich der Sieg gegen Bayer Leverkusen natürlich doppelt.

Unter Ihrer Regie als Interimscoach holte Sand in vier Spielen zehn Punkte und damit mehr als in den 18 Saisonpartien zuvor. Was haben Sie geändert, als Sie das Traineramt antraten?

Zunächst muss man sagen, dass die Spielerinnen alles rausgehauen haben. In den Gesprächen bei meinem Amtsantritt hatte ich gespürt, dass sie Angst vor Fehlern haben. Es war vor allem eine Kopfsache. Entscheidend waren die drei Tage in Meppen, als schon am vorletzten Spieltag ein Art Finale gegen einen direkten Konkurrenten bevorstand. Den Spielerinnen war klar, dass sie dieses Spiel gewinnen müssen, ansonsten steht der Abstieg so gut wie fest. Und sie haben das wichtige Spiel auch gewonnen.

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Wie groß war der Druck in dieser Phase?

Extrem. Die Mannschaft wusste auch, dass es den Verein in dieser Form bei einem Abstieg nicht mehr geben wird und auch Arbeitsplätze dranhängen. Auch das ganze Dorf hat mitgefiebert. Zudem hat sich wenige Tage zuvor auch noch eine wichtige Spielerin im Training einen Wadenbeinbruch zugezogen. Auch so etwas beschäftigt die Spielerinnen sehr. Man darf nicht vergessen, dass die Älteste im Team erst 25 Jahre ist.

Vor fünf Jahren erreichten Sie mit diesem Club überraschend das DFB-Pokalfinale. Nun legte der Abstiegskandidat mit Ihnen einen fulminanten Saisonspurt hin. Offenbar passt die Kombination Alex Fischinger und SC Sand perfekt.

Man kann sicherlich sagen, dass es passt.

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Stimmt es, dass sie 2016 ein Angebot hatten, die Bundesliga-Frauen des FC Bayern München zu trainieren?

Ein direktes Angebot nicht. Aber eine Anfrage, ob ich mir den Job vorstellen könnte. Bei Bayern München waren einige Spielerinnen, die ich aus Sand und meiner vorherigen Tätigkeit beim SC Freiburg kannte.

Nach Ihrem Erfolg käme ein Trainer-Angebot aus Sand sicherlich nicht überraschend. Wen trainieren Sie kommende Saison: Frauen-Bundesligist SC Sand oder Herren-Landesligist FC Schonach?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Auf jeden Fall stehe ich beim FC Schonach im Wort. Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich das auch. Zudem ist die Fußballschule mein Beruf. Stand jetzt läuft es so wie geplant. Die endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.