Fußball-Regionalliga: FC 08 Villingen – KSV Hessen Kassel 2:4 (2:1). Der FC 08 Villingen hat das von Chef-Trainer Adam Adamos im Vorfeld als richtungsweisendes Spiel titulierte Kellerduell gegen Hessen Kassel mit 2:4 verloren. Da reicht wohl schon kein mittleres Wunder mehr, um den Abstieg nach nur einem Jahr aus der Regionalliga Südwest doch noch zu verhindern.
Entsprechend die Stimmung im Friedengrund nach dem Schlusspfiff. Wobei nicht ganz auszumachen war, was schwerer wog. Die Enttäuschung, oder der dicke Hals. Schließlich herrschte allenthalben Einigkeit und Frust darüber – die knapp 200 Gäste-Anhänger einmal außen vorgenommen – dass diese eine Szene im Nachhinein betrachtet sicherlich zumindest mitentscheidend für den Ausgang der Begegnung war.
Gut eine Stunde stand auf der Uhr, der FC 08 führte zu dem Zeitpunkt. Da gab es einen Allerwelts-Freistoß, den Kassel schnell ausführte. Einen Pass-Versuch in die Spitze auf den bereits gestarteten Mitspieler grätschte Fabio Liserra mit gehörigem Abstand, langem Bein und in bester Verteidigermanier ab. Zum Entsetzen aller Villinger, zückte Karoline Wacker – seit 2017 als FIFA-Schiedsrichterin eigentlich hoch dekoriert – die gelbe Karte. Was für den bereits verwarnten 25-Jährigen die Hinausstellung bedeutete. Berechtigt, hätte Liserra die Ausführung des ruhenden Balles bewusst verhindert. So aber war es eine klare Fehlentscheidung, was von mehreren Seiten bestätigt wurde und gleichzeitig den Anfang vom Ende für die Schwarz-Weißen bedeutete. Denn die Hessen brauchten gerade einmal drei Minuten, um die numerische Überlegenheit zunächst zum Ausgleich, später noch im weiteren Verlauf für zwei weitere Treffer zu nutzen.
Doch der Reihe nach. Zunächst einmal lief der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ in seiner x-ten Wiederholung. Acht Minuten waren gespielt, da stand Jan Dahlke nach Flanke von Nael Naijer völlig blank im Villinger Strafraum und hatte keine Mühe die frühe Führung für Kassel zu erzielen. „Wieder einmal haben wir in dieser Situation die Box schlecht verteidigt“, schimpfte Adamos. Erst nach und nach kam seine Mannschaft besser ins Spiel, erarbeite sich ein leichtes Übergewicht im Mittelfeld. Ohne dadurch zu den ganz großen Möglichkeiten zu kommen. Gefälliger da schon so manche Aktion der Gäste, die den FC 08 mit schnellem One-Touch-Fußball ein ums andere Mal in Verlegenheit brachte.
Wie heißt es so schön: aus dem Nichts heraus fiel dann doch der Villinger Ausgleich. Christian Derflinger zog einen Eckball scharf auf den kurzen Pfosten, die Kugel zappelte plötzlich im Netz. Dass dieser Treffer im Nachhinein als Eigentor des Kasseler Keepers Jonas Weyand gewertet wurde, kann Derflinger wohl besser verschmerzen, als die Niederlage selbst.
Doch zunächst einmal damit nicht genug. Kurz vor dem Seitenwechsel fasste sich Marcel Sökler nach einem Foul an Kapitän Nico Tadic ein Herz und hämmerte unter Mithilfe des Innenpfostens den Freistoß aus rund 25 Metern humorlos in die Maschen. Spiel gedreht, wenn auch nur vorläufig. Denn in Durchgang zwei folgten die bereits ausführlich beschriebene Szene sowie die Folgen daraus.
„Mag sein, dass sie spielentscheidend war. Daran lässt sich aber nichts mehr ändern, wir dürfen nicht nach Ausreden suchen. Denn bei einem Vorsprung lässt es sich auch zu zehnt besser und cleverer agieren. Zumal wir davor die Chance hatten, einen dritten Treffer nachzulegen“, blieb Adamos trotz allem Ärger diplomatisch. So aber nahm für ihn und die Seinen das Schicksal seinen Lauf, Kassel spielte mit einem Mann mehr seine ganze Erfahrung aus und in Villingen wird andererseits die Diskussion um die Hinausstellung noch lange nicht enden.
Tore: 0:1 (8.) Dahlke, 1:1 (34.) Weyand/ET, 2:1 (44.) Sökler, 2:2 (66.) Dahlke, 2:3 (74.) Bravo Sanchez, 2:4 (84.) Dahlke. Besondere Vorkommnisse: gelb-rot (62.) Liserra. SR: Wacker (Großerlach). Zuschauer: 580.
FC 08 Villingen: Kaiser, Krieger, Zölle, Liserra, Brändle, Boulachab (ab 74. Cristilli), Tadic (ab 81. Dettling), Pintidis (ab 81. Kuranyi), Alihoxha (ab 30. Yilmaz), Derflinger, Sökler.