„Ich habe letztens mit Will Weber gewitzelt, dass ich ja seinen Kindern vom Alter her näher bin als ihm“, sagt der jüngste Neuzugang der Schwenninger Wild Wings. Tatsächlich ist der US-amerikanische Verteidiger-Hüne glatte 19 Jahre älter als das Nesthäkchen im Team der Schwäne. Niclas Hempel trug mit seinen gerade mal 17 Jahren im Training und im ersten Testspiel gegen die ZSC Lions noch Gittermaske. Doch die darf der Abwehrspieler in den nächsten Spielen ablegen, denn dann ist der gebürtige Freiburger endlich volljährig.

Endlich volljährig

Und das dürfte nicht nur auf dem Eis einige Vorteile bringen. „Im Augenblick kann ich mich eigentlich nur rund um meinen Wohnort Schwenningen bewegen, denn ich habe noch keinen Führerschein“, erklärt Hempel grinsend. Sowohl im vergangenen Jahr, als er bereits regelmäßiger Gast beim Sommertraining in der Neckarstadt war, als auch in den letzten Monaten war der Schüler meist mit dem Bus unterwegs zwischen der Breisgau-Metropole und Schwenningen.

„Im Augenblick kann ich mich eigentlich nur rund um meinen Wohnort Schwenningen bewegen, denn ich habe noch keinen Führerschein.“
Niclas Hempel, Wild-Wings-Neuzugang

Schüler ist die neue Nummer 61 der Wild Wings immer noch, wird auch in der kommenden Saison zumindest am freien Montag jeweils in der Schule präsent sein. Der dienstägliche Praktikumstag, den er in den letzten beiden Schuljahren noch regelmäßig in einer Kfz-Werkstatt absolviert hat, muss allerdings in Zukunft wegfallen. Dafür findet das Praktikum nun in der Eishalle statt. Im kommenden Sommer soll dann das Fachabitur „Sport- und Vereinsmanagement“ unter Dach und Fach sein. Eventuell werden aber noch das allgemeine Abitur und ein Studium folgen.

Niclas Hempel.
Niclas Hempel. | Bild: Wild Wings/Sven Lägler

So lebt Hempel quasi erst seit Beginn der Sommerferien permanent in der Doppelstadt. Für den Eishockeyprofi beginnt nun die vielleicht beste Zeit seiner noch so jungen Karriere. Erstmals wird das Talent mit einem Erstligaklub trainieren, soll in der kommenden DEL-Saison aber durchaus auch seine Einsätze erhalten. In den vergangenen beiden Spielzeiten pendelte Hempel zwischen mehreren Ligen, zwischen Profisport und Juniorenteam. 42 DEL2-Spiele mit dem EHC Freiburg hat er absolviert, 22 Partien mit den Stuttgart Rebels in der Oberliga Süd, dazu Partien für die Freiburger U17- und U20-Junioren.

Internationale Einsätze

Aber auch die internationale Bilanz des Youngsters kann sich sehen lassen. Auf die Einsätze in der U16- und U17-Nationalmannschaft folgte in diesem Jahr der große Höhepunkt mit der Teilnahme an der U18-WM in Texas. Sieben Spiele absolvierte Hempel mit dem deutschen Team, im Viertelfinale war Endstation gegen die Slowakei. „Ich war das erste Mal in den USA und es war echt cool. Ein bisschen wie im Film“, berichtet der Nationalspieler.

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Die nächsten Schritte

Nun folgt also der Schritt zu den Erwachsenen, und das ausgerechnet beim ehemaligen Erzrivalen seine Heimatvereins. „Ich weiß natürlich um die Geschichte zwischen Freiburg und Schwenningen. Aber in meiner aktiven Zeit gab es und gibt es diese Dinge nicht mehr. Für mich waren die Wild Wings der logische nächste Schritt. Ich habe hier alles eine Stufe besser, kann aber den Kontakt zu Familie und Freunden halten. Und wenn ich mal etwas brauche, bin ich nicht alleine. Hier ist alles einfach ein bisschen heimischer“, erklärt Hempel.

Zukunftsperspektive

Zudem hatten Geschäftsführer Stefan Wagner und Cheftrainer Steve Walker dem Linksschützen in den Gesprächen die Zukunftsperspektiven aufgezeigt. „Ich hatte vorher schon bei anderen DEL-Klubs geschaut, wie viel Eiszeit da die jungen Spieler erhalten. Hier habe ich generell eine andere sportliche Perspektive und bin auch selbst sehr ehrgeizig“, meint der 1,82 Meter große und 85 Kilogramm schwere Verteidiger.

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Den Sprung wagen

Noch ist der Unterschied zur bisherigen Laufbahn recht groß, der Sprung in die DEL ebenso. „Die Jungs sind körperlich natürlich robuster. Generell ist es aber viel schneller und strukturierter“, sagt Hempel, der weiß, dass er noch Zeit brauchen wird. Er ist aber auch zuversichtlich, den Sprung zu schaffen und sich kräftig zu entwickeln. „Bestenfalls mache ich einen deutlich sichtbaren Schritt nach vorne.“ Einsätze bei den Wild Wings dürften sicher sein, auch wenn der größere Teil der Spielzeit eher bei Kooperationspartner Freiburg stattfinden dürfte.

Langfristig aber sieht sich der Neu-Schwenninger nicht nur als gestandenen DEL-Spieler, sondern auch durchaus weiter am Neckarursprung. „Ich reise zwar privat sehr gerne, aber bin kein Fan von vielen Vereinswechseln. Ich möchte mich gerne irgendwo fest spielen und diesen Ort dann auch zu meinem Zuhause machen“, schaut der 17-Jährige weit nach vorne.