Eishockey: Es gibt Niederlagen, die sollte man schnell abhaken. Eine solche setzte es für die Schwenninger beim 3:7 gegen Meister München. Immerhin einen Tag mehr haben die Schwaben, um dies aufzuarbeiten, waren sie doch am Freitag spielfrei. Am Sonntag (16.30 Uhr) aber wartet bei den Nürnberg Ice Tigers die nächste schwierige Aufgabe.

Donnerstag, der 15. Februar 2024, war in vielerlei Hinsicht ein spezieller Tag. Es war ein denkwürdiges Spiel für die Wild Wings und ihren Torhüter in München, dazu „Deadline Day“ und Stichtag für Lizenzanträge.

So etwas sieht man in der DEL äußerst selten und besonders dann nicht, wenn der Tabellensechste auf den -vierten trifft. Schauplatz dieses Duells um immer wichtiger werdende Punkte im Kampf um Platz sechs und damit direkte Playoff-Qualifikation war eine ausverkaufte Olympia-Eishalle am Oberwiesenfeld. Dieses mit Spannung erwartete vierte Aufeinandertreffen zwischen dem amtierenden Meister und dem Überraschungsteam der Saison dauerte aber tatsächlich nur 27 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 7:0 (!) für den EHC Red Bull.

Schwenningens Goalie Joacim Eriksson hatte seinen Kasten längst verlassen, war nach dem 0:4 vom Eis beordert worden. Es war im 151. Spiel für die Wild Wings das erste Mal, dass der Schwede dies tun musste. Nicht, dass der Torhüter maßgeblich Schuld an den vier Gegentreffern gewesen wäre. Seine sonstige Sicherheit strahlte er allerdings nicht aus, zwei Schüsse gingen durch die Beine.

„Ich und einige andere Jungs hatten einfach einen schlechten Tag. Es geht so unheimlich schnell im Sport. Am Dienstag war alles super, dann kommt so ein Spiel. Ich wurde, seit ich in Schwenningen bin, noch nie aus dem Tor geholt, aber ich verstehe es total. Die Trainer mussten etwas versuchen“, erklärte Eriksson seinen „schweren Abend“.

Deutlich mehr in die Pflicht nehmen müssen sich aber die Feldspieler. Sie waren schlicht zu weit weg von allem. Vom Gegner, ihrem Spielplan und dem Scheibenbesitz. Leichte Puckverluste, unverständliche Pässe vor das eigene Gehäuse, zu wenig gewonnene Zweikämpfe – mit diesen Problemen lässt sich kaum ein Spiel gewinnen. Immerhin zeigten sich die Schwenninger Akteure aber einmal mehr völlig selbstkritisch. „Wir haben die ersten 40 Minuten ganz klar nicht unser Spiel gespielt, haben uns dann gesagt, wir wollen hier nicht aufgeben. Wir wollten unseren mitgereisten Fans noch mal was Gutes bieten. Das letzte Drittel war gut, und so müssen wir das Positive mitnehmen“, meinte Sebastian Uvira.

Der Stürmer wurde aber auch noch deutlicher, was die mangelhafte Leistung seines Teams in den ersten beiden Dritteln anging. „Ab und zu tut eine solche Niederlage ganz gut, um auf den Boden der Realität zurückzukommen. Wir müssen jedes Spiel Vollgas geben, und das haben wir dieses Mal nicht gemacht“, sprach Uvira einerseits die enge Tabellensituation, andererseits den so überzeugenden Sieg am Dienstag gegen Tabellenführer Berlin an.

Auch der Cheftrainer der Wild Wings nahm nach der Partie kein Blatt vor den Mund, sprach vom schlechtesten Puck-Management der gesamten bisherigen Saison. „Wir hatten bei dreien der vier ersten Gegentore die Scheibe in den eigenen Reihen und hatten dann fatale Scheibenverluste. Gegen Mannschaften wie München kann man sich das nicht erlauben, sie haben alle ihre Chancen eiskalt genutzt. Unsere Leistung und unsere Spielgestaltung waren nicht annähernd gut genug. Wir waren zu langsam und zu kompliziert“, fasste Steve Walker eine ordentliche Menge an Fehlern zusammen.

Doch Walker wollte eben auch die wenigen positiven Aspekte dieser dennoch derben Niederlagen herausstellen. Und, ja, der Headcoach hatte recht mit der Aussage, dass man gerade in den ersten 20 Minuten durchaus gute Chancen gehabt habe. Das Problem aber war einerseits ein bekanntes, nämlich deren Verwertung. Andererseits hatten die „Roten Bullen“ mit Mathias Niederberger an diesem Abend den besseren Torhüter, der sich im Schlussdrittel mächtig über den von seinen Vorderleuten verhunzten Shutout ärgerte.

Zudem zeigten die Neckarstädter eine gute Reaktion im Schlussabschnitt, auch wenn die Münchner in den letzten 20 Minuten nachließen. Alles in allem, ein Spiel zum Vergessen für die Schwäne. Aber eben auch zum Lernen. „Man muss in dieser Liga in jedem Spiel von Anfang an und über 60 Minuten bereit sein, das hat uns München heute gelehrt“, verlangt auch Walker von seinem Team in Nürnberg eine entsprechende Reaktion.

Keine weiteren Neuzugänge

Bis 23:59 Uhr am Donnerstagabend konnte in der DEL der Kader noch aufgestockt werden. Die Wild Wings ließen diesen „Deadline Day“ ungenutzt verstreichen. „Wir haben keine Notwendigkeit gesehen, aber auch absolut keinen passenden Spieler. Eventuell werden wir noch einen jungen Torhüter lizenzieren“, hatte Geschäftsführer Stefan Wagner schon zuvor seiner Mannschaft das Vertrauen ausgesprochen.

Was Wagner dagegen getan hat, ist, den Lizenzierungsantrag für die DEL fristgerecht einzureichen, nicht aber für die DEL2. Schwenningen hat seit geraumer Zeit mit dem Abstieg auch rechnerisch nichts mehr zu tun. Hingegen haben Düsseldorf, Nürnberg, Iserlohn, Frankfurt, Augsburg und wohl auch Ingolstadt als abstiegsgefährdete Klubs den Antrag auch für die DEL 2 gestellt.