Eishockey: Seit Jahren gehen die Wild Wings in der Deutschen Eishockey Liga als Außenseiter aufs Eis. Beim Turnier um den Magenta-Sport-Cup haben die Schwenninger die Rolle des Underdogs glorreich verspielt. Die zwei Siege in München und Berlin katapultieren die Mannschaft plötzlich in die Favoritenrolle. Mit dieser Bürde fahren die Neckarstädter am Sonntag (14 Uhr) zum dritten Gruppenspiel nach Mannheim. Vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan – Schwenningens Sportdirektor Christof Kreutzer kommentiert diese wundersame Verwandlung so: „Anerkennung muss man sich hart erarbeiten.“

Mitten in den Magenta-Sport-Cup platzte nun die Nachricht, dass die DEL-Saison am 17. Dezember definitiv mit allen 14 Klubs startet (siehe Bericht im Allgemeinsport). Das entfacht die allgemeine Euphorie rund um die Wild Wings noch mehr. Bereits nach den ersten beiden Auftritten der Schwenninger gab es eine ungeahnte Resonanz. „Es war überwältigend und machte deutlich, wie dringend notwendig das war. Es herrschte großer Frust. Wir haben alle sehr gelitten. Deshalb war das tolle Wochenende so wichtig und bestärkt uns in dem Gefühl, dass es in die richtige Richtung geht“, sagt Schwenningens Geschäftsführer Christoph Sandner. Pressesprecher Krischan Läubin sprach mit Blick auf den Auftritt der Wild Wings in den sozialen Medien vom „erfolgreichsten Wochenende der letzten zwölf Monate“.

Die Husarenstreiche bei den Eisbären und bei Red Bull machen Lust auf die kommende Spielzeit, schrauben aber auch die Erwartungen für die nächste Runde nach oben. Genau deshalb versucht Christof Kreutzer, den Puck flach zu halten. „Wir müssen schön auf dem Teppich bleiben. Man kann nach zwei Spielen nicht sagen, dass wir nun Favorit sind. Natürlich wäre es schön, in die Playoffs einzugreifen, aber wir wollen hier in Ruhe etwas aufbauen und langsam wachsen“, sagt der Sportdirektor.

Gerade weil die Wild Wings zuletzt so erfolgreich waren, rechnet Kreutzer am Sonntag in Mannheim mit einem hoch motivierten Gegner. „Die Adler werden sehr gut vorbereitet sein und mächtig Gas geben. Trainer Pavel Gross hasst es, zu verlieren.“ Aber auch die Wild Wings sehen sich keinesfalls als Kanonenfutter. Im Gegenteil: „Wir werden aus den ersten beiden Siegen viel Energie schöpfen und dagegen halten“, verspricht der 53-jährige Sportdirektor allen Fans.

Allerdings müssen die Schwenninger aufpassen, dass sie angesichts der allgemeinen Begeisterung rund um die Mannschaft nicht überdrehen. Schließlich ist der Magenta-Sport-Cup nur ein Vorbereitungsturnier auf die DEL-Saison. Erst da wird abgerechnet. Umso wichtiger ist deshalb die Belastungssteuerung in den kommenden Wochen. Kreutzer: „Das ist eine schwierige Herausforderung, denn wir hatten noch nie eine derartige Trainingsplanung. Wir dürfen die Saison nicht außer Acht lassen und müssen die richtige Dosierung finden. Wir werden noch an Kraft und Kondition zulegen müssen. Durch das Turnier sind die Spieler im Rhythmus. Die Spiele zeigen uns, woran wir noch arbeiten müssen. Wichtig wird sein, dass wir einen sehr guten Saisonstart hinlegen und den Schwung mitnehmen.“

Zur möglichen Aufstellung für das Spiel in Mannheim wollte sich Kreutzer nicht äußern, auch nicht zu der Frage, ob die Wild Wings noch einen Stürmer und Verteidiger verpflichten. Nur so viel: „Natürlich ist unser Kader nicht sehr groß. Aber das ist auch eine Frage des Geldes. Wir können nicht auf der einen Seite einsparen und auf der anderen wieder ausgeben.“ Damit spielt der Sportdirektor wohl auf den Gehaltsverzicht an, dem die aktuelle Mannschaft bereits zugestimmt hat.