Seit zwei Monaten kreist das Abstiegsgespenst hartnäckig über dem Stadion des SC Pfullendorf. Ob es der Drittletzte der Verbandsliga noch zu verjagen vermag? Ernüchternde Realität ist, dass eine der jüngsten Mannschaften aller Zeiten seit dem Saisonstart durch eine lang anhaltende Negativspirale schwer belastet und verunsichert wirkt, das trügerische Zwischenhoch im ersten Saisondrittel sich nicht als gewünschte Stabilisierung erwies.

In der Kaderplanung den Schwerpunkt auf „Jugend forscht“ zu setzen und gleichzeitig die Leitwölfe – bis auf zwei verbliebene – ziehen zu lassen, entpuppte sich als kontraproduktiv. Die im Reifeprozess befindlichen Jungspunde gerieten unter wachsendem Erfolgsdruck in Stresssituationen, die Fehler häuften sich.

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Auffällig ist die Anfälligkeit des Teams im Defensivverhalten. 31 Gegentore nach 17 Partien zeugen dafür, dass bereits die Mittelachse nicht den gewünschten stabilen Block bilden kann, was die oft aus der Not geborene Abwehr überlastet, die vor allem bei improvisierten Kräften über die Außenpositionen angreifbar ist.

Ein weiterer neuralgischer Punkt ist eine zu harmlos agierende Offensive, in der der eigentliche Strippenzieher im Mittelfeld, Kapitän Heiko Behr, als bester Torschütze (6 Treffer) hervorgetreten ist. Gegnerische Teams haben relativ schnell erkannt, wie limitiert sich die Pfullendorfer Formation zusammensetzt. Vermehrt kritische Stimmen hinterfragen in der aktuellen Konstellation den Sinn eines Teammanagers, eines Torwart- und Athletiktrainers im Trainerstab, die allesamt aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg kommen.

Parallelen zur Saison 2016/17

Die Parallelen zur Saison 2016/17 sind frappierend. Damals blieb dem SCP als Oberliga-Absteiger der Klassenerhalt in der Verbandsliga versagt, er wurde als Viertletzter mit 36 Punkten in die Landesliga durchgereicht. Drei Akteure wissen aus ihrem eigenen Erleben, wie jener Niedergang vonstattenging: Heiko Behr, Amadou Marena und Faruk Erdem.

2016 standen beim Sportclub bis zur Winterpause 21 Punkte in 20 Spielen auf dem Habenkonto, ein Schnitt von 1,05 Zählern. In dieser Saison holten die Linzgauer – ein Nachholspiel gegen den FC Auggen bleibt in der Hinterhand – 14 Punkte in 17 Spielen, was einen Schnitt von 0,8 darstellt. Die magische Grenze dürfte bei 40 Punkten liegen, um bei fünf Absteigern am Saisonende ans rettende Ufer zu gelangen.

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Trotz sichtlich aufkeimender Nervosität hinter den Kulissen besteht im Verein weiterhin der Glaube, die prekäre Lage meistern zu können. Mit einer in Nuancen offensiv veränderten Mannschaft und Trainer Andreas Keller, dessen frische Impulse sich nicht wie erhofft niedergeschlagen haben, um in eine neue Ära starten zu können. „Wir haben ihm gesagt, wo für uns der Schuh drückt“, fasst der Sportclub-Vorsitzende Karl Fritz die Stimmungslage zusammen.

Den entscheidenden Kick zur Trendwende sollen in diesem Winter bis zu drei Neuzugänge für den Offensivbereich geben. Mit ihnen verbindet Karl Fritz die Hoffnung, dass sie mithelfen, den „Karren aus dem Schlamassel herauszuziehen“. Eine Nachverpflichtung wurde bereits getätigt: Vladimir Biller kommt vom FC 08 Villingen II, für den er in der Oberliga-Hinrunde 13 Partien bestritten hat und der nun beim SC die Torausbeute steigern soll. Der Offensivspieler war zuvor für den FV 08 Rottweil und die SpVgg Trossingen aktiv.

Kräfte bündeln für den Klassenerhalt

Zu den „finalen Gesprächen“ kündigen sich weitere Personalveränderungen an. So soll im Januar voraussichtlich ein neuer Sportlicher Leiter installiert werden, mit Blick auf anstehende Verhandlungen mit Spielern. Der bisher amtierende Robert Hermanutz beabsichtigt aus gesundheitlichen Gründen zum Saisonende im Juni 2025 sein Engagement zu beenden. „Unser Fokus liegt vorerst darin, alle Kräfte zu mobilisieren, um über den Abstiegsstrich zu kommen. Alles andere wird sich dann zeigen“, betont Hermanutz.

Trainingsbeginn ist am 18. Januar. Testspiele gegen den FC Villingen II, VfR Stockach, SpVgg F.A.L., TSG Balingen II und SG Empfingen sind vorgesehen. Ein Trainingslager am Gardasee wird von 13. bis 16. Februar abgehalten.