Als Vice Barjasic im Spätsommer 2024 noch der Trainer der Singener Südsterne war und nach einem verpatzten Saisonstart in der Verbandsliga die Kritik laut wurde, zeigte sich der davon unbeeindruckt. „In diesem Verein ist immer Unruhe“, war seine treffende Analyse. Nach dem Pokal-Aus im Derby beim FC Singen übernahm Slobodan Maglov die Barjasic-Nachfolge.

Gute Bilanz unter Maglov

Die Südsterne kletterten in der Folge in der Tabelle, unruhig blieb es trotzdem unterm Hohentwiel. Auch wenn die von Barjasic benannten Defizite im Fitnessbereich sich im Laufe der Runde verbesserten, blieb der Kader in der Außenwirkung eine Baustelle.

Leistungsträger fehlten verletzt oder wurden vermisst – die Rückkehr von Albert Malaj verzögerte sich etwa Woche um Woche. Auch an der Führungsspitze gab es Bewegung, Abteilungsleiter Liridon Nikqi trat im November von seinem Amt zurück, im Januar gab er als Sportdirektor ein Comeback. Bei Südstern Singen ist eben immer was los.

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An diesem Verein scheiden sich die Meinungen. Seit Labinot Nikqi bei dem Traditionsclub das Sagen hat, floss viel Geld des Bauunternehmers und von weiteren Sponsoren in die Mannschaft. Bereits als der Verein noch in der Kreisliga A spielte, sprach Nikqi von Aufstiegsabsichten bis in die Oberliga.

Geglaubt haben die wenigsten ein solches Szenario, tatsächlich gelang aber Jahr für Jahr der Aufstieg – nicht mit eigenen Nachwuchskickern, sondern mit Spielern, die meist aus höheren Ligen verpflichtet wurden. Das ist kein Projekt, bei dem Fußball-Romantiker glänzende Augen bekommen.

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Man kann durchaus darüber streiten, ob der Ansatz für eine Amateurliga in Ordnung ist, ob Geld und Erfolg diesen Platz einnehmen sollten, während bei anderen Clubs der Sport eher als Hobby verstanden wird. Und der selbst verordnete Erfolg sorgte auch für Druck, sicher auch für Neid, sorgte für Emotionen, die sich oftmals bei allen Beteiligten auf dem Platz entluden. Dass hier keine Waldorf-Schulmannschaft spielt, wer mag das bestreiten.

Feindbild oder spannendes Projekt

Man muss den Südstern-Machern allerdings auch zugestehen, dass sie aus ihren Absichten und Methoden nie einen Hehl gemacht haben, dass sie ihren Weg durchgezogen haben.

Und auch wenn manch Kritiker seit Jahren den Absturz der Emporkömmlinge prognostiziert, bislang blieb er aus. Und verbieten kann man einem Sponsor auch nicht, sich zu engagieren. Ob man den Club nun als Feindbild oder spannendes Projekt wahrnimmt, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden.

ESV-Macher Labinot Nikqi hofft auf weitere Erfolge der Südsterne.
ESV-Macher Labinot Nikqi hofft auf weitere Erfolge der Südsterne. | Bild: Salzmann, Dirk

Ruhig wird es nicht werden. Der erneute Trainerwechsel wenige Tage vor dem ersten Pflichtspiel nach der Winterpause passt so bestens ins Bild. Einige Spieler seien mit Slobodan Maglov nicht zufrieden gewesen. Und da man die halbe Mannschaft nicht austauschen könne, so Labinot Nikqi , habe man eben so reagiert, wie es in der Branche nun einmal üblich ist.

Der Trainer als schwächstes Glied der Kette. Auch daran werden viele Anstoß nehmen, Fakt ist aber auch, dass der Verein sich nicht in Floskeln flüchtet, sondern Probleme beim Namen nennt und entsprechend eben reagiert. Maglov wird im Spätjahr 2024 gewusst haben, auf was er sich einlässt. Seine Wochenenden dürften nun wieder bedeutend ruhiger werden.

Vural Önen vor großer Aufgabe

Sein Nachfolger Vural Önen bringt auf dem Papier einiges mit, die Uefa-A-Lizenz und eine Vita mit Stationen im Profifußball sind in der Region keine Selbstverständlichkeit.

Ob der 44-jährige Schweizer seine Ideen wird umsetzen können? Geht der Lauf in Richtung Tabellenspitze mit wieder einmal namhaften Winter-Neuzugängen weiter? Oder folgt das Ende der Aufstiegsserie? Wird es dann noch einen weiteren Trainerwechsel in dieser Saison bei den Südsternen geben?

Wer mag solche Prognosen wagen bei einem Verein, der in vielerlei Art und Weise anders ist als alle anderen. Unruhig ist es bei den Südsternen. Unruhig wird es bleiben.