Herr Pacher, Vural Önen, bis Samstagabend Trainer des ESV Südstern Singen, wirft Ihnen vor, als Schiedsrichter bei der Verbandsliga-Partie in Auggen nach seiner angeblich höflichen Bitte um eine Aussprache aggressiv geworden zu sein. Von Auggener Seite wird dagegen behauptet, dass der Gästetrainer sich Ihnen gegenüber im Ton vergriffen habe. Schildern Sie uns doch bitte Ihre Sicht der Dinge.
Sven Pacher: Direkt nach dem Schlusspfiff der Partie in Auggen kam der Trainer des ESV Südstern Singen, Vural Önen, auf mich zu und wollte mit mir über eine Freistoßszene diskutieren. Ich lehnte diese Diskussion ab, danach beschimpfte und beleidigte mich Herr Önen in schreiendem Ton mit den Worten: „Du bist ein Rassist, wenn wir uns nachher sehen, schlage ich dich“.
Die Platzordner des FC Auggen waren sofort da, hatten jedoch Schwierigkeiten, die aufgebrachten Gäste zu beruhigen. Als ich mich aus der Menge lösen konnte, um Herrn Önen die Rote Karte wegen der Beleidigung zu zeigen, stand er mir Nasenspitze an Nasenspitze gegenüber und beschimpfte mich auf Türkisch mit Worten, die ich hier nicht nochmals wiedergeben möchte.
Ihnen wurde Rassismus vorgeworfen. Wie reagieren Sie darauf?
Sven Pacher: Diese Aussage entbehrt jeder Grundlage. Traurig, dass man so eine Behauptung aufstellen muss, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Auch diesen Vorgang habe ich entsprechend zur Meldung gebracht.
Einem Spieler des ESV Südstern Singen haben Sie in der Nachspielzeit die Rote Karte gezeigt. Was war die Ursache?
Sven Pacher: Dem Singener Spieler habe ich zunächst die Gelbe Karte wegen einer Unsportlichkeit gezeigt, direkt darauf hat er nochmals eine Unsportlichkeit begangen und erhielt von mir deshalb die Gelb-Rote Karte. Einen Sonderbericht zu diesem Spieler habe ich erstellt, weil ich auf dem Weg zur Schiedsrichter-Kabine von ihm ebenfalls beleidigt wurde.
Waren es nur Dispute zwischen Ihnen und Südstern-Akteuren oder hat sich die Unruhe auch auf das Umfeld im Auggener Stadion übertragen?
Sven Pacher: Die Auseinandersetzungen haben sich auf die Spieler und den Trainer der Gastmannschaft beschränkt.
Vural Önen, der Co-Trainer beim Schweizer Club FC Schaffhausen ist, hat nach der Partie in Auggen seinen Rücktritt als Singener Coach erklärt, mit der Begründung, mit dem Antifußball von Amateur-Schiedsrichtern in Deutschland nicht klarzukommen. Ihre Meinung dazu?
Sven Pacher: Auch hier fehlen mir die Worte. Schade, dass man solche Gründe als Ablenkung vom eigenen Fehlverhalten anbringen muss. Soweit ich mich erinnern kann, war der Trainer nur vier Wochen beim Club tätig. Wenn man mehrgleisig tätig ist im Fußball, sollte man die tatsächlichen Gründe anführen und vor allem nichts auf den Rücken der Schiedsrichter austragen.
Wie geht es weiter nach den Vorkommnissen in Auggen?
Sven Pacher: Ich habe einen Sonderbericht erstellt. Nun entscheidet das Sportgericht des Südbadischen Fußballverbandes über das weitere Vorgehen und mögliche Strafen für Trainer und Spieler des Vereins.
Erleben Sie solche unangenehmen Situationen häufiger?
Sven Pacher: Ich bin seit 1997 Schiedsrichter und wurde noch nie in dieser Form angegangen, beleidigt oder derart verunglimpft. Schade, dass ein Verein in dieser Spielklasse ein solches Verhalten an den Tag gelegt hat.