Das 4500 Meter hohe Matterhorn ist weltberühmt und war lange Zeit Wahrzeichen einer Schokoladensorte. Der Eiger, immerhin fast 4000 Meter, ist aufgrund seiner Nordwand berüchtigt. Neben diesen beiden Giganten wirkt der im Ausland weitaus weniger bekannte Säntis mit seinen 2500 Metern wie ein kleiner Bruder.

Trotzdem nimmt der Appenzeller Berg eine Sonderstellung ein, und das nicht nur, weil er in der Ostschweiz das Ausflugsziel schlechthin ist: Da der Säntis nicht von ähnlich hohen Gipfeln umgeben ist, hat man bei passenden Bedingungen einen Blick auf sämtliche Nachbarländer.

Außerdem kommt es immer wieder zu ungewöhnlichen Wetterkapriolen: Mal ist es deutlich wärmer als im Flachland, mal liegt der Schnee sieben Meter hoch. Das macht den Berg aus meteorologischer Sicht interessant: Dort oben ist nicht nur der Himmel, sondern auch das Wetter zum Greifen nah, deshalb ist hier einst Europas höchstgelegene Wetterstation errichtet worden; und deren Geschichte erzählen Victor Rohner und Co-Regisseur Kuno Bont mit ihrem Film „Hölden“.

Die Säntis-Träger sind die eigentlichen Helden des Films.
Die Säntis-Träger sind die eigentlichen Helden des Films. | Bild: Victor Rohner

Die Handlung beginnt 1879, als der Bau beschlossen wird, und endet 1935, als die „stillen Helden vom Säntis“, wie der Titelzusatz lautet, nicht mehr benötigt wurden. Rohners Respekt gilt zwar auch den Menschen, die die Wetterwarte unter entbehrungsreichen Umständen betrieben haben, aber die eigentlichen Helden sind die sogenannten Säntisträger.

Die Standseilbahn, die die Schwägalp mit dem Säntis verbindet und heutzutage mehrere hunderttausend Menschen im Jahr auf den Berg befördert, ist erst vor knapp neunzig Jahren in Betrieb gegangen; bis dahin musste alles zu Fuß in die Höhe transportiert werden. Das ist schon im Sommer eine beschwerliche Wanderung, im Winter jedoch nicht zuletzt wegen der ständig drohenden Lawinenabgänge lebensgefährlich.

Schwere Lasten, große Steigungen

Um zu verdeutlichen, wie strapaziös der Aufstieg war, hat Rohner zwei erfahrene Alpinisten auf den Weg geschickt. Die Männer kommen ganz schön ins Schwitzen, was nicht nur an den sommerlichen Temperaturen liegt, obwohl sie anders als ihre Vorgänger mit leichtem Gepäck unterwegs sind. Die Säntisträger schleppten in den Körben auf ihrem Rücken nicht selten dreißig Kilo schwere Lasten die bis zu fünfzig Grad steilen Steigungen hinauf.

Natürlich ist der wuchtige und mächtige „Archetyp von einem Berg“ das Zentralmassiv des Films, aber es ist noch genug Platz für zwei weitere Hauptfiguren: hier der Meteorologe Robert Billwiller, der einst den Anstoß zum Bau der Wetterwarte gegeben hat, dort der von ihm vertraglich zum Chefträger ernannte Bauer Rusch, der fortan die Transporte zum Säntis organisierte.

Immerhin war die Bezahlung nicht zuletzt dank diverser Boni vergleichsweise hoch, aber sie beinhaltete auch einen Gefahrenzuschlag: Manch ein Säntisträger ist auf der Strecke geblieben.

Tod eines 17-Jährigen

Besonders tragisch war der Tod eines Siebzehnjährigen: 1881 ist eine Telegrafenleitung zum Gipfel eingerichtet worden. Aufgrund der oftmals widrigen Witterungsbedingungen kam es oft zu Schäden an den Leitungen. Die Träger waren auch für Wartung und Reparaturen zuständig.

Der junge Mann ist dabei tödlich abgestürzt; die Einheimischen gaben der „verfluchten Wetterstation“ die Schuld. Ähnlich dramatisch war eine Tragödie, die sich 1922 abgespielt hat, als das damalige Wetterwart-Ehepaar von einem Gast erschossen wurde.

Gefärlich, damals wie heute: Bei den Dreharbeiten im Schnee am Hang.
Gefärlich, damals wie heute: Bei den Dreharbeiten im Schnee am Hang. | Bild: Victor Rohner

Rohner, Produzent und Initiator des Projekts, hat „Hölde“ als klassisches Doku-Drama konzipiert. Der Film besteht zu großen Teilen aus Spielszenen, die an den Originalschauplätzen entstanden sind; für diesen Teil war Bont zuständig. Die Bilder sind mit einem durchgehenden Kommentar unterlegt. Zwischendurch ergänzen Sachverständige und Kommunalpolitiker die Ausführungen durch historische Hintergründe.

Der Säntis ist außerdem Hauptpunkt der Landesvermessung und spielt auch für die Telekommunikation eine wichtige Rolle. Nachfahren der Säntisträger kommen ebenfalls zu Wort. Der Wirt der Säntis-Gaststätte rundet den Film gegen Ende mit allerlei Anekdoten ab.

Schon allein die Aufnahmen vom Berg sorgen für viel Augenfutter; besonders beeindruckend sind nicht zuletzt die Zeitraffersequenzen von Wolken und Sternenhimmel. Thomas Biasotto hat eine große Kinomusik komponiert, sodass der Film nicht nur optisch (Kamera: Martin Rickenmann), sondern auch akustisch imposant ist.

Aktuell läuft der Film ausschließlich in Schweizer Kinos, unter anderem in Schaffhausen (Scala), St. Gallen (Blue Scala) und Romanshorn (Kino Roxy). Eine DVD ist aber erhältlich unter: http://www.saentis-helden.ch