Der Nachbau des legendären Flugschiffs Dornier Do X im schweizerischen Altenrhein hat Formen angenommen. Mitglieder des Friedrichshafener Fördervereins Do X und seines Schweizer Partnervereins haben die beiden derzeit vorhandenen Aluminium-Segmente des Do-X-Vorschiffs im Fliegermuseum auf einer Montage-Helling miteinander verschraubt.

Zu sehen sind nun der Spant 44, der bereits den mächtigen Rumpf-Querschnitt der Do X deutlich macht, und der acht Meter lange Mittellängsträger, an dem künftig weitere Spanten angesetzt werden, die zusammen die Form des Vorschiffs ergeben.
Auftakt zur „Gläsernen Werkstatt“
Das ist der Auftakt der „Gläsernen Werkstatt“, die die beiden Vereine in diesem Museum einrichten wollen, nachdem das Do-X-Exil am Flugplatz Hildesheim beendet werden konnte.
Interessierten Besuchern soll es im Altenrheiner Museum künftig möglich sein, das langsame Wachstum des etwa 10 Meter langen und 6,50 Meter hohen Vorschiffs der Do X zu verfolgen. Für den Nachbau des gesamten rund 40 Meter langen Flugschiffs – zur Zeit des Erstflugs 1929 das größte Passagierflugzeug der Welt – veranschlagt der Vereinsvorsitzende Peter Kielhorn mehrere Jahre.

Ob es gelingt, den Nachbau wie ursprünglich geplant zum 100-Jahr-Jubiläum des Erstflugs in Altenrhein zu präsentieren, ist unklar. Peter Kielhorn ist zurückhaltend, auch weil auf deutscher Seite das Interesse an diesem Projekt begrenzt sei. „Auf der Schweizer Seite ist das ganz anders“, beurteilt Kielhorn die Chancen im Nachbarland.
Crowdfunding soll zunächst 900.000 Euro bringen
Bruno Scherrer, Präsident des neu gegründeten Do X Verein Altenrhein, gibt sich optimistisch. „Für den Nachbau des Vorschiffs rechnen wir mit einem Bedarf von 900.000 Euro“, sagte er Scherrer dem SÜDKURIER kürzlich während der Luftfahrtmesse Aero in Friedrichshafen, wo das Projekt vorgestellt wurde. „Es dürfte kein allzu großes Problem sein, diese Summe zu erreichen.“
Geplant ist, bei der Do X zur Spendensammlung die Crowdfunding-Plattform „Lokalhelden“ der Raiffeisen-Geldinstitute zu nutzen. Diese hat für die Bergung des versenkten Bodensee-Raddampfers Säntis 250.000 Franken eingebracht.
Im Vorschiff historischen Do X waren zwei Salons mit Bar, ein Raucher-Raum, das Cockpit mit dem Maschinenraum und der Ankerraum untergebracht. Technik und Einrichtung sollen eins zu eins nachgebaut werden. Die detailgetreue Rekonstruktion der Cockpit-Instrumente durch einen Spezialisten ist bereits abgeschlossen und konnte bei der Aero gezeigt werden.

Die Wieder-Konstruktion des Luftschiffs, dessen Baupläne verloren gingen, ist mithilfe von CAD-Programmen und Studenten der dualen Hochschulen Baden-Württemberg bis auf wenige Details abgeschlossen.
„Es ist keine Frage, ob die Do X nachgebaut werden kann, sondern wann sie fertig ist“, sagt Peter Kielhorn. Grundlegend für den digitalen Nachbau war eine umfangreiche Sammlung von originalen Konstruktionsvorlagen auf Glasplatten, die im Staatsarchiv St. Gallen archiviert sind.

Da das Flugmuseum Altenrhein nicht groß genug ist, um eine langsam wachsende Do X aufzunehmen, arbeiten die beiden Vereine an dem Plan, die originale und unter Denkmalschutz stehende Flugwerfthalle am Flughafen Altenrhein für das Projekt zu nutzen.
Sie wurde 1925 extra für das Dornier-Projekt gebaut. Erste Vorgespräche für eine Neu-Nutzung der Halle laufen bereits und gestalten sich nach Aussage der beiden Vereinsvorsitzenden hoffnungsvoll.
Versailler Vertrag zwang deutsche Firmen zum Flugzeugbau im Ausland
1926 verlegte die Dornier Metallbauten GmbH des Unternehmers Claude Dornier (1884-1969) den Bau der Do X nach Altenrhein, weil der Versailler Friedensvertrag Deutschland untersagte, Großflugzeuge herzustellen. Dieser Trick war keine Ausnahme.
Die Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH des Konstrukteurs Adolf Rohrbach, verlegte ihre Fertigung von Berlin nach Kopenhagen. Dort entstand das Großflugboot Rohrbach „Romar“, das sich allerdings wirtschaftlich genauso als erfolglos erwies wie Dorniers Do X.