Langjährige Mitarbeiter aus dem Hauptsitz in Kleindöttingen wurden extra nach Chicago in den USA geflogen. Dort halfen sie mit, die neue Produktionsstätte der Firma Brugg Pipes aufzubauen und die Maschinen einzurichten.

Eineinhalb Jahre Bauzeit für das neue Werk

„Dank des langjährigen Knowhows unserer Schweizer Mitarbeiter konnten wir das neue Werk in nur knapp eineinhalb Jahren fertigstellen“, sagt David Jägle, Mediensprecher von Brugg Pipes. Rund 20 Millionen US-Dollar hat der Aufbau gekostet.

Das Thema US-Zölle war bei Planung noch kein Thema

Geplant wurde der neue Standort, bevor die US-Zölle von Präsident Donald Trump überhaupt ein Thema waren. 2023 wurde der Entscheid für die Expansion nach Übersee gefällt, im April 2024 unterschrieben die Verantwortlichen die Verträge. Jetzt werden bereits die ersten Produkte in Chicago hergestellt. Die Firma legt in den USA den Fokus auf die Produktion von flexiblen, vorisolierten Rohrsystemen für Nah- und Fernwärmeanwendungen sowie für Warm- und Kaltwasserleitungen im Erdreich.

Das Unternehmen sieht Potenzial in Nordamerika

„In der Schweiz sind wir bereits seit einigen Jahren Marktführer und im europäischen Raum fest etabliert“, erklärt David Jägle den Entscheid für die Expansion. „In Nordamerika sehen wir großes Potenzial, das wir nun mit der neuen lokalen Produktion ausschöpfen möchten.“

Laut Prognosen des Marktforschungsinstituts Fortune Business Insights soll der Fernwärme-Markt in den USA bis 2032 ein Volumen von über 7 Milliarden US-Dollar erreichen. Grund dafür sind staatliche Investitions- und Förderprogramme, die noch vom damaligen Präsidenten Joe Biden verabschiedet worden waren, CO₂-Reduktionsziele sowie Investitionen in energieeffiziente Wärmenetze.

Lange Lieferzeiten und Transportkosten fallen weg

„Mit der Produktion in den USA entfallen lange Lieferzeiten und hohe Transportkosten aus der Schweiz. Dadurch haben wir einen Marktvorteil“, sagt David Jägle. „Grund für die höheren Kosten von Schweizer Produkten sind unter anderem die Preise für Schiffscontainer, mit denen wir die Rohre verschicken müssten. Sie sind insbesondere seit Covid großen Schwankungen unterworfen, was die Ware teurer macht.“

80 Prozent der Rohmaterialien stammen aus den USA

Außerdem sind die in den USA produzierten Produkte nicht von potenziellen Einfuhrzöllen betroffen. Rund 80 Prozent der Rohmaterialien für die Fernwärmerohre, die Brugg Pipes in Chicago produziert, stammen aus den USA. Auch darauf werden also keine Importzölle erhoben. Da die Firma nicht auf aktuelle Einfuhrregelungen reagieren muss, kann sie schneller und flexibler produzieren. Dies helfe bei der Planungssicherheit. „Auch wenn die neue Produktionsstätte noch vor dem Ausbruch des Zollkonflikts geplant wurde, verschafft sie uns heute in dieser Hinsicht erhebliche Vorteile“, so David Jägle.

Brugg Pipes hatte bisher fünf Produktionsstandorte

Bisher hatte Brugg Pipes fünf Produktionsstandorte: nebst dem Hauptsitz in Kleindöttingen zwei in Deutschland und zwei in Polen. Insgesamt arbeiten rund 800 Personen für die Firma, 360 davon in der Schweiz. Auf sie habe der erste Standort außerhalb Europas keine Auswirkungen, sagt David Jägle: „Mit dem Markteintritt in den USA erweitern wir unsere globale Präsenz, ohne dabei Stellen an bestehenden Standorten abzubauen.“

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Pro Tag zwischen 1,5 und drei Kilometer Rohr

Rund zehn Personen arbeiten derzeit in der Produktionsstätte in Chicago. Pro Tag produziert das neue Werk zwischen 1,5 und drei Kilometern Rohr. Der Aufbau des neuen Werks wurde von einem Schweizer beaufsichtigt. Projektleiter Pirmin Dahinden ist dafür für zwei Jahre in die USA gezogen. Dort hat der 30-Jährige unter anderem auch einen lokalen Produktionsleiter eingestellt. Geplant ist, dass Dahinden Ende des Jahres zurückkommt, wenn die Produktion gut angelaufen ist. Ab dann arbeiten am neuen Standort keine Schweizerinnen und Schweizer mehr.

Die ersten Bestellungen werden in den nächsten Tagen in den USA ausgeliefert. „Unser Ziel ist es, die Schweizer Qualität unserer Produkte auch in Nordamerika sicherzustellen“, sagt Mediensprecher David Jägle.

Die Autorin arbeitet für die „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag zuerst erschienen.