Der Geruch nach Bratwurst und angebratenen Zwiebeln liegt in der Luft, Weingläser stehen auf der Theke. Noch suchen die ersten Gäste Schutz vor dem Regen unter dem Vordach des Holzhäuschens, das seit wenigen Wochen im Schlosspark in Bad Zurzach steht. Aufgestellt hat es Andrea Hezel-Rüd zusammen mit ihrem Mann und fleißigen Helfern. Dort, wo sich früher die Terrasse des Schlosscafés befand.
Seit Kurzem bietet sie nun Kaffee, Kuchen, Waffeln, Wurstsalat und Bratwurst an. Nebst einem Glas Wein kann man sich im idyllischen Park auch ein Bier genehmigen und sich an eines der Tischchen oder auf einen Liegestuhl setzen. Und das immer am letzten Wochenende des Monates von Freitag bis Sonntag.
Neubürger haben eine tolle Idee
Andrea Hezel-Rüd und Manni Rüd wohnen seit einem Jahr in Bad Zurzach neben dem Schloss, auch bekannt als Villa Himmelrych. „Dabei haben wir immer wieder beobachten können, wie viele Menschen jeweils durch den Park laufen.“ Bei einem Nachtessen im Februar sei dann die Idee entstanden, ein Gastroangebot aufzubauen.
Die Mitbesitzer sind sofort begeistert
Am Tisch saßen auch Karin und Reto S. Fuchs, die nebst dem Döttinger Markus Birchmeier und dem Leibstädter Ehepaar Heinrich und Marianne Pfister zu den Mitbesitzern des Schlosses gehören. Als Verwaltungsratspräsident der Park Himmelrych AG ist er schon seit Längerem auf der Suche nach Interessenten, die einen Gastrobetrieb im Schlosspark auf eigene Rechnung führen.
Auch die Gemeinde reagiert schnell
„Mein Mann sagte, dass es schade sei, dass der Park abgesehen von den aufgestellten Skulpturen brach liege und man etwas machen müsse“, erinnert sich die 55-Jährige. Reto S. Fuchs sei dann sofort aufgesprungen. Vor wenigen Wochen erteilte die Gemeinde die Bewilligung für das Aufstellen des Holzhäuschens. Kürzlich feierte „SAO – Schlosspark Gastro April bis Oktober“ bereits die Eröffnung, wenn auch das Wetter nicht ganz mitspielen wollte. „Taten statt nur Worte“, sagt sie und lacht.
Die Initiatorin wird tatkräftig unterstützt
Die Bankbetriebswirtschafterin bringt bereits etwas Erfahrung im Gastrobereich mit. „Früher habe ich nebst meiner Arbeit immer wieder bedient“, sagt Andrea Hezel-Rüd, „ich habe einfach gerne Leute um mich herum.“ Im Schlosspark möchte sie nun das Zusammenleben und die Gemeinschaft der Zurzacherinnen und Zurzacher fördern und dies nutzen, um sie besser kennen zu lernen. Tatkräftige Unterstützung erhält sie dabei von der ganzen Familie – von ihrem Mann, Schwestern, Schwägern und der Mutter, die Kuchen und Brot backt.
Sie wollen mit keinem konkurrieren
Im Angebot hat sie nebst Selbstgebackenem auch Produkte von lokalen Anbietern, etwa vom Beck Maier, Wein von „casa del finewines“, beide aus Bad Zurzach, und Bier von Kündigbräu aus Rietheim.
„Wir wollen mit niemanden konkurrieren“, sagt Andrea Hezel-Rüd. Dass das Gastroangebot nur an einem Wochenende pro Monat offen habe, helfe dabei. Öfters sei zeitlich ohnehin neben ihrer Arbeit nicht möglich gewesen.
Ab wie vielen Gästen der Betrieb ein Erfolg ist, sei schwierig abzuschätzen. Die Investitionen hätten sich aber ohnehin in Grenzen gehalten. Auch eine Miete muss sie im Testjahr nicht bezahlen.
Die Menschen sind schon mal begeistert
Fest steht aber bereits: „Die Menschen sind begeistert über das neue Vorhaben und kommen mit Ideen auf uns zu“, sagt Andrea Hezel-Rüd. Sie freue sich auf jede Rückmeldung und weitere Vorschläge. Und sie ergänzt: „Ich hoffe, dass unser Angebot Anklang findet und wir auch nächstes Jahr wieder öffnen können.“
Das hofft auch Reto S. Fuchs. „Das Vorhaben ist sehr sympathisch“, sagt er. Wie gut es funktioniere, werde nun der diesjährige Testbetrieb zeigen. So ist die Bewilligung für das Häuschen mit der Ausgabetheke bis Ende Oktober befristet. Je nach Gästefrequenz könne es durchaus sein, dass es nächstes Jahr wieder angeboten werde.
Hintergründe zum Schloss Bad Zurzach
Das Gastroangebot ist Teil der Bestrebungen, den Schlosspark wiederzubeleben. Mit der im August 2020 eingeweihten Skulpturenausstellung „Aufatmen im Park“, die bis im August eine Neuauflage erfährt, wurde ein erster Schritt gemacht. Danach folgten diverse Erneuerungsarbeiten. So wurde die Voliere entfernt und der wasserspeiende Drache wieder in Betrieb genommen.
Unterdessen konnten auch alle drei Eingangsportale mit den Bronzefiguren renoviert werden. Im Sommer folgt die Sanierung des Zentralbrunnens. „Außerdem möchten wir das Wasserrad wieder zum Laufen bringen“, sagt Reto S. Fuchs.
Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.