Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Waldshut in die Schweiz reisen möchte, wird bis auf Weiteres keine Alternative zum Bus haben. Denn die Sanierung der historischen Eisenbahnbrücke zieht sich länger hin als erwartet. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt dies die SBB, die das Vorhaben in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn umsetzt. Noch mindestens neun Monate lang werden auf der Strecke keine Züge verkehren können – und das ist offenbar noch optimistisch geschätzt. „Die Sperrung sorgt für Frust auf beiden Seiten des Rheins“, konstatiert der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Deutsch-Schweizerischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, Felix Schreiner (CDU). Er fordert klare Aussagen, insbesondere auch zur Kostenfrage.
SBB lässt wichtige Fragen unbeantwortet
Aber genau solche klaren Antworten auf drängende Fragen lässt die SBB an vielen Stellen vermissen, wie eine Anfrage unserer Zeitung zeigt. Zu erfahren ist lediglich, dass der Schienenersatzverkehr „voraussichtlich bis Juni 2025 bestehen“ bleibe.
Und die zu erwartenden Mehrkosten? Hierzu hält sich das Bahnunternehmen bemerkenswert bedeckt. Diese Frage lässt die SBB unbeantwortet.
Dass der anfangs in Aussicht gestellte finanzielle Aufwand von 17 Millionen Euro, den sich die beiden Projektpartner SBB und DB teilen, nicht zu halten sein wird, hatte die Schweizer Bahn indes schon vergangenes Jahr eingeräumt. Damals war die Rede von zwei Millionen Euro Mehrkosten allein für die Verlängerung des Schienenersatzverkehrs bis vergangenen Sommer. Es dürften somit allein bei diesem Posten einige Millionen hinzukommen.
Darüber hinaus sei das Ausmaß der Asbestbelastung wesentlich größer als bislang angenommen. Es „erfordert den Einsatz einer zusätzlichen Spezialfirma ab Herbst 2024“, teilt die SBB mit.
So läuft es aktuell auf der Baustelle
Zur Erinnerung: Die Sanierung der 160 Jahre alten Brücke begann im April 2023. Geplant war ursprünglich eine Streckensperrung bis Oktober 2023. Die restlichen Arbeiten sollten ab Frühjahr 2024 unter laufendem Verkehr in Angriff genommen werden. Asbestfunde im vergangenen Herbst machten diese Zeitplanung aber obsolet.
In den vergangenen Monaten seien jedenfalls umfangreiche Tests durchgeführt worden, um den Asbest auf dem 130 Meter langen Brückenträger unter Einhaltung der geltenden Sicherheitsvorschriften zu entfernen, schildert die SBB den aktuellen Stand.
Nun komme eben eine Spezialfirma ins Spiel, die den Korrosionsschutz der Brücke erneuern soll: „Dazu wird der alte, asbesthaltige Anstrich entfernt und ein neuer, asbest- und bleifreier Anstrich aufgetragen.“
Nach dem Korrosionsschutz an der Oberseite werde der neue Fahrbahnträger montiert, zusammengeschweißt und ebenfalls geschützt. Schließlich werde die Fahrbahn mit Schwellen und Schienen montiert.
Abschluss der Arbeiten frühestens im nächsten Sommer
„Aufgrund der Abhängigkeit von externen Faktoren wie der Witterung ist eine genaue Prognose über die Dauer der Arbeiten derzeit noch nicht möglich“, erklärt das Unternehmen. Auch liefen alle Arbeiten, die nicht den Korrosionsschutz betreffen – unter anderem der Austausch der Brückenlager und die Instandsetzung des Mauerwerks – parallel weiter.
Nach aktuellem Stand müsse der Bahnersatzverkehr trotz allem bis mindestens Juni 2025 aufrechterhalten werden. Genauere Aussagen ließen sich derzeit nicht treffen, bedauert die SBB.
Schreiner: „Sperrung bedeutet Schaden für die Region“
„Die Sperrung bedeutet einen wirtschaftlichen wie auch ökologischen Schaden, den Pendler, Handels- und Gewerbetreibende in der Region tragen“, hält Felix Schreiner fest. Erfreulich sei unterdessen zunächst einmal, dass durch die bevorstehende Anpassung der Gerüste und der auf der Brücke aufgebauten Bauhütten wieder sichtbare Bautätigkeit stattfinde.

Trotz aller Verzögerung und aller Verärgerung, die ihm von Pendlern und Reisenden angesichts der langen Dauer des Vorhabens widergespiegelt werde, lässt er keinen Zweifel an der Notwendigkeit der Eisenbahnverbindung aufkommen.
Der grenzüberschreitende Personennahverkehr gehöre zum Alltag vieler Menschen im Grenzgebiet: „Diese Brücke ist eine der Lebensadern zwischen Deutschland und der Schweiz.“