Die Lage ist verzwickt, quasi aussichtslos. Großmächte gehen aufeinander los und auch die kleineren Länder wollen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. So muss man sich eine Welt vorstellen, in der sich Schweizer Diplomaten wohlfühlen.

Sie sind so etwas wie die James Bonds der internationalen Politik: Im Verborgenen verhindern sie das Schlimmste, zerbrechen dabei mitunter einiges an Porzellan, und ja, sie sind auch Frauen und dem Alkohol nicht abgeneigt.

Versierte Verhandler?

Ihnen werden beinahe mystische Fähigkeiten zugeschrieben, nicht umsonst fand die Ukraine-Friedenskonferenz in diesem Jahr ausgerechnet in der Schweiz statt. Während auf dem Bürgenstock die Staatenlenker in die Sonne blinzelten, saßen in den Verhandlungszimmern die versiertesten Unterhändler zusammen und beugten sich über Friedenspläne. So war es doch, oder?

Nein, vermutlich nicht. Wer einen kurzen Blick in die Geschichte der Schweizer Diplomatie riskiert, muss rasch feststellen: Hier wirkten und wirken meist eher durchschnittliche Gestalten mit sehr menschlichen Schwächen. Und statt einer geheimnisvollen Aura umweht sie gerne auch mal eine solide Schnapsfahne.

Von Bonn nach Griechenland

Da ist etwa Alfred Hohl, Schweizer Botschafter in Bonn von 1987 bis 1991. Bei einem Bootsausflug auf dem Rhein beschimpfte er die Mitreisenden lautstark als „Sauschwobe“ und war am Ende derart besoffen, dass er vom Schiff getragen werden musste. Später wurde er dann nach Griechenland versetzt, wohl in der Hoffnung, dort würde niemand seine verbalen Ausfälle verstehen.

Ein paar Jahre danach wurde der Schweizer Botschafter in Rumänien, Jean-Pierre Vettovaglia, seines Amtes enthoben. Er ging eine Liebesaffäre mit einer 21-jährigen Frau ein, die im Verdacht stand, eine rumänische Geheimagentin zu sein.

Einer solchen verfiel offenbar auch der Diplomat Wulf Leuz. Er verlor seinen Posten als Vizekonsul in Südkorea, nachdem er zuvor in Budapest einer rumänischen Agentin mit gefälschten Papieren eine Reise in die Schweiz ermöglicht haben soll.

Tonnenweise Seife

In Serbien erging es dem Diplomaten Benoit Junod auch nicht besser. Er wurde im Frühjahr 1996 seines Amtes als Botschafter in Belgrad enthoben, nachdem er illegal Druckmaschinen und tonnenweise Schmierseife importiert hatte – wofür auch immer.

Und auch Peter Friederich musste auf die Vorzüge seines Amtes als Botschafter in Luxemburg abrupt verzichten, als er 2002 festgenommen und später wegen Geldwäscherei verurteilt wurde.

Polizeikontrolle mit Überraschung

Nicht immer ein glückliches Händchen hatte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten auch bei der Besetzung der Botschafterposten in Frankreich. Dort versuchte die Pariser Polizei 2013 einen Autofahrer zu kontrollieren.

Der jedoch dachte nicht daran anzuhalten, raste davon und konnte nur durch Schüsse in die Reifen gestoppt werden. Wie sich schließlich herausstellte, war der Mann am Steuer nicht nur reichlich betrunken, sondern auch der OECD-Botschafter der Schweiz, Stefan Flückiger.

Für die Ukraine sind das ernüchternde Aussichten, auf die Superkräfte der Schweizer Diplomaten sollte sie sich besser nicht verlassen. Dafür, so heißt es, können sie in allen vier Landessprachen schweigen. Und rückblickend ist festzuhalten: Auch das Saufen sollten sie tunlichst bleiben lassen.