Halten die Atomkraftwerke Beznau und Leibstadt einem sehr schweren Erdbeben stand? Darauf gibt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi, die Aufsichtsbehörde für die Kernanlagen, eine aktuelle Antwort: Sie lautet Ja. Die beiden Kernkraftwerke hätten aufgezeigt, dass sie ihre Reaktoren bei oder nach einem sehr schweren Erdbeben in einen sicheren und stabilen Zustand überführen könnten. Ein solches Erdbeben kommt nur alle 1000 beziehungsweise 10.000 Jahre vor.

Kühlung ist gewährleistet

Die Prüfung der Unterlagen, welche die beiden Kernkraftwerke eingereicht hatten, ergab: Die Kernkühlung wie auch die Kühlung der Lagerbecken, in denen sich die Brennelemente befinden, ist bei einem starken und seltenen Erdbeben gewährleistet. Dies sei auch der Fall, wenn ein solches Erdbeben ein Hochwasser verursacht. Die nachweislich einzuhaltenden Dosiswerte von 1 bzw. 100 Millisievert würden bei einem solchen Störfall der Kategorie 2 und 3 nicht überschritten, schreibt das Ensi.

Die Sicherheitsnachweise der AKW mussten Bodenerschütterungen, Erdrutsche oder die Zerstörung von nahen Anlagen, welche die Sicherheit der Kernanlage gefährden können, ebenso berücksichtigen wie den Verlust von nicht erdbebenfesten Systemen, Brand und Überflutung.

Verbesserungsbedarf besteht punktuell

Punktuell hat das Ensi bei seinen Prüfungen zwar Verbesserungsbedarf festgestellt und stellt Forderungen an die Betreiber der AKW. Diese würden die Gesamtergebnisse der Nachweise allerdings nicht grundsätzlich in Frage stellen. Das Ensi werde diese Punkte im Rahmen ihrer weiteren Aufsichtstätigkeit weiterverfolgen. Das AKW Beznau gehört dem Energiekonzern Axpo komplett, das AKW Leibstadt gehört dem Konzern zur Mehrheit.

Das Ensi hatte 2016 neue Vorgaben für die Erdbebengefährdung der Schweizer AKW festgelegt. Dabei hatte es neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. In drei Schritten mussten die Betreiber nachweisen, dass ihre AKW einem sehr seltenen und starken Erdbeben standhalten.

Axpo prüft siebzig Jahre Betrieb für AKW Beznau

Mittlerweile steht im Raum, ob das AKW Beznau siebzig statt sechzig Jahre lang in Betrieb bleiben kann. Die Axpo als Betreiberin des Kraftwerks will genau das hinsichtlich Finanzierbarkeit und Sicherheit prüfen. Die beiden Reaktorblöcke gingen 1969 respektive 1971 in Betrieb. Axpo hat gemäss eigenen Angaben bisher 2,5 Milliarden Franken in die Nachrüstung der beiden Blöcke investiert.

Kurz zuvor hatte Bundesrat Albert Rösti angekündigt, dass er das AKW Beznau länger laufen lassen wolle. „Wir reden heute von siebzig Jahren Betriebszeit“, sagte er in Boswil als Gast der SVP Bezirk Muri. Es brauche aber noch technische Abklärungen, so der Schweizer Energieminister. Rösti will auch das im Gesetz verankerte Neubauverbot von AKW „diskutieren“.

Der Autor schreibt für die „Aargauer Zeitung“ wo dieser Artikel zuerst erschienen ist.