Wie geht es weiter mit Bad Dürrheims Aushängeschild, dem Solemar? Diese Frage beschäftigt die Kurstadt seit 2023 intensiv.

Die Therme sanieren – und damit zwei Jahre lang auf den Tourismusmagneten schlechthin verzichten? Oder trotz angespannter Haushaltslage neu bauen? Keine einfach zu beantwortende Frage, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen – angefangen bei der Finanzierung eines solchen Millionenprojekts.

Gesellschafter wollen den Neubau prüfen

Seit Kurzem ist nun die Marschrichtung vorgegeben: Ende Juni hat die Gesellschafterversammlung der Kur- und Bäder GmbH mitgeteilt, dass man etwaige Sanierungspläne nicht weiterverfolgen werde. Stattdessen werde soll die Möglichkeit eines Neubaus nun intensiv geprüft werden, eine finale Entscheidung soll zum Jahresende fallen.

Wohnmobilisten schätzen die Therme

Damit ist der Neubau der Therme zumindest ein Stück näher gerückt. Sehr zur Freude von Andreas Bertsch. Er ist als Betreiber des Wohnmobilhafens direkter Anlieger des Solemar, das „Zugpferd, ohne das in Bad Dürrheim gar nichts geht“, wie er sagt. 90 Prozent seiner Gäste würden die Therme besuchen.

Daumen hoch für ein neues Solemar: Andreas Bertsch, Betreiber des Wohnmobilhafens, würde sich freuen, wenn die Neubau-Pläne tatsächlich ...
Daumen hoch für ein neues Solemar: Andreas Bertsch, Betreiber des Wohnmobilhafens, würde sich freuen, wenn die Neubau-Pläne tatsächlich Wirklichkeit werden. Bild: Andreas Bertsch | Bild: Andreas Bertsch

Das Feedback der Besucher sein einhellig: Das Solemar ist wunderschön, die Architektur gelungen, das Angebot ein echtes Highlight in der Stadt.

Auch wenn die endgültige Entscheidung noch ausstehe, sei es gut zu wissen, wohin die Reise gehen soll. „Ein Neubau ist die einzig sinnvolle Lösung“, sagt Andreas Bertsch.

Zumal man nicht wisse, ob die anvisierten zwei Jahre für eine Sanierung überhaupt reichen würden. „Meistens geht so etwas ja doch länger als geplant.“ Zwar würde er im Fall einmer Sanierung den Reisemobilhafen nicht aufgeben, doch er ist sicher:

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Schließung hätte negative Folgen

Die Umsatzeinbußen wären enorm, weil viele Übernachtungen wegfallen würden. Hinzu komme, dass sich die Nachricht über eine Schließung stets wie ein Lauffeuer verbreite, während die Botschaft von einer Wiedereröffnung ungleich schwerer in die Köpfe von Gästen oder Kunden dringe.

Mit Markus Spettel, dem Geschäftsführer der Kur- und Bäder GmbH, sei er zum Thema Solemar schon lange in Kontakt. „Ich freue mich, wenn wir uns innerhalb der Stadt austauschen, gerade auch mit uns Übernachtungsbetrieben, die von einer Schließung zu 100 Prozent betroffen wären.“

Die sanft geschwungenen Kuppeldächer des Solemar sind so etwas wie das heimliche Wahrzeichen der Kurstadt.
Die sanft geschwungenen Kuppeldächer des Solemar sind so etwas wie das heimliche Wahrzeichen der Kurstadt. | Bild: Trippl, Norbert

Zu früh jubeln möchte Andreas Bertsch jedoch nicht: „Letztlich steht und fällt alles mit der Finanzierung.“

Das sagt der Gewerbeverein

Zustimmung für die Neubaupläne gibt es auch vom Gewerbeverein: „Wir begrüßen die Entscheidung für einen Neubau des Solemar ausdrücklich“, sagt die Vorsitzende Tamara Pfaff.

Tamara Pfaff ist Vorsitzende des Gewerbevereins. Dor begrüßt man die Neubaupläne für das Solemar ausdrücklich.
Tamara Pfaff ist Vorsitzende des Gewerbevereins. Dor begrüßt man die Neubaupläne für das Solemar ausdrücklich. | Bild: Margot Hettich

Nach Abwägung der verschiedenen Optionen erscheine der Neubau als zukunftsorientierte Lösung,
die nicht nur baulich und energetisch auf dem neuesten Stand sein werde, sondern auch das touristische Angebot langfristig stärke.

„Eine Investition in die Zukunft“

Der Gewerbeverein werde den Prozess konstruktiv begleiten und steht für einen engen Austausch mit Stadt, Kur- und Bäder GmbH sowie den weiteren Akteuren bereit. „Wir sehen im Neubau eine Investition in die Zukunft unseres Standortes – wirtschaftlich, touristisch und städtebaulich“, so Tamara Pfaff.

Seit der Eröffnung im Jahr 1987 ist das Solemar in der Kurstadt der Publikumsmagnet schlechthin.
Seit der Eröffnung im Jahr 1987 ist das Solemar in der Kurstadt der Publikumsmagnet schlechthin. | Bild: Trippl, Norbert

Für Bad Dürrheim als Gesundheits- und Tourismusstandort sei das Solemar ein zentraler Baustein.
„Für viele unserer Mitglieder – ob Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie oder Dienstleister – ist das Solemar ein bedeutender Frequenzbringer und trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität der Innenstadt bei“, sagt Tamara Pfaff.

Ganzjähriger Besuchermagnet

Die Strahlkraft des Solemar reiche weit über die Region hinaus und sorge für eine ganzjährige Besucherfrequenz, die auch dem übrigen Gewerbe zugutekommt.

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„Eine zweijährige Schließung im Falle einer Sanierung hätte viele unserer Mitglieder vor große Herausforderungen gestellt – wirtschaftlich wie auch strukturell“, sagt Tamara Pfaff. Umsatzeinbußen, eine sinkende Besucherzahl sowie eine deutlich reduzierte Sichtbarkeit des Standortes wären kaum zu vermeiden gewesen, so ihre Einschätzung.

Hotelchefin ist erleichtert

„Erlösend, befreiend, einfach gut“, so beschreibt Alexandra Limberger ihre Gefühlslage angesichts der wegweisenden Entscheidung der Gesellschafterversammlung. Neben dem Sportchalet und dem Sure Hotel by Best Western leitet sie auch die Appartmentanlage Sonnenhof.

Hotelchefin Alexandra Limberger in der Clockwork-Bar des Sure-Hotels in Bad Dürrheim. Sie ist erleichtert darüber, dass das Solemar als ...
Hotelchefin Alexandra Limberger in der Clockwork-Bar des Sure-Hotels in Bad Dürrheim. Sie ist erleichtert darüber, dass das Solemar als Tourismus-Zugpferd neu gebaut werden soll. | Bild: Naiemi, Sabine

„Für uns wäre es gar nicht gegangen, wenn die Therme zwei Jahre lang permanent geschlossen gewesen wäre“, sagt die Hotelchefin. Das Solemar sichere nicht nur der Hotellerie, sondern auch der Gastronomie und dem Einzelhandel sein Auskommen. Ohne die Therme könne die Stadt nicht überleben.

Das Solemar sei auch der ausschlaggebende Grund gewesen, warum sich das Familienunternehmen seinerzeit mit allen drei Häusern für die Einführung der Drei-Welten-Card ausgesprochen habe.

Manche Gäste besuchen die Therme täglich

Die umlagefinanzierte Gästekarte wird an Urlauber ausgegeben, die mindestens zwei Nächte bleiben. Sie ermöglicht vergünstigten oder – so auch im Solemar – kostenlosen Eintritt in über 100 Attraktionen in der Region Schwarzwald, Rheinfall und Bodensee.

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„Wir haben Gäste, die wirklich jeden Tag in die Therme gehen“, sagt Alexandra Limberger. „Wir sagen immer: Die Therme ist unser ausgelagertes Schwimmbad.“

An eine mögliche zweijährige Schließung zur Sanierung habe sie sich gar nicht erst ausmalen wollen. Die Corona-Zeit mit ihren leeren Straßen habe schließlich bereits einen deutlichen Vorgeschmack darauf gegeben, wie sich ein plötzlicher vollständiger Ausfall des Tourismus auf Bad Dürrheim auswirken kann. „So etwas kann man nicht geplant wollen.“

Garant für den Tourismus-Standort

Der Name „Parkblick an der Therme“ ist bei Gabriela Rother-Goetz‘ Appartment-Anlage Programm: Das Solemar liegt in direkter Nachbarschaft. Sie ist froh darüber, dass die Zeichen auf Neubau stehen. „Ohne das Solemar würde Bad Dürrheim in dieser Form nicht bestehen können und es gäbe auch nicht so viele Betten“, sagt sie.

Das Solemar grenzt direkt an den Bad Dürrheimer Kurpark. Links oben ist die von Spazierwegen eingerahmte Wasserfontäne zu sehen.
Das Solemar grenzt direkt an den Bad Dürrheimer Kurpark. Links oben ist die von Spazierwegen eingerahmte Wasserfontäne zu sehen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Als das Thema Generalsanierung im Herbst 2023 erstmals publik wurde, habe das unter den Stammgästen für große Unruhe gesorgt, berichtet Gabriela Rother-Goetz. Viele sahen schon ihre nächsten Aufenthalte in Gefahr – in der Annahme, das Solemar sei ja dann geschlossen.

Lob für die Kurverwaltung

Im Falle einer Sanierung und zweijähriger Schließung hätte die Gastgeberin versucht, die Zeit zu überbrücken: „Ich kann die Wohnungen immer noch Firmen als Handwerkerwohnungen anbieten oder hätte mir für diese Zeit Dauermieter genommen. Ein Hotel hat es da ungleich schwerer.“

Nun hofft sie, dass sich der Neubau in den für Bad Dürrheim finanziell klammen Zeiten stemmen lässt. Ausdrücklich lobt sie das Engagement der Kurverwaltung für das Solemar und auch darüber hinaus. „Ob Eisbaden oder Biohacking, man schlägt dort sehr kreativ neue Wege ein.“