Die Schweiz steuert auf eine Abschaffung (fast) aller Maßnahmen ab 17. Februar zu. Darauf zumindest deutet eine Konsultation der Kantone hin, auf Basis derer der Bundesrat eine Entscheidung fällen will. Einige Kantone fordern die Beibehaltung der Maskenpflicht, Ungeimpfte sollen aber wieder zu allen Bereichen Zugang bekommen – auch ohne tagesaktuellen Test.
Taskforce gibt Entwarnung
Tatsächlich deutet auch die Einschätzung der Schweizer Covid-Taskforce darauf hin, dass das Schlimmste überstanden sein könnte. Im jüngsten Lagebericht des Expertengremiums vom 7. Februar heißt es, die Zahlen gingen seit der Vorwoche zurück. Auch die Hospitalisierungsrate gehe seit der Vorwoche deutlich zurück, zuletzt um 14 Prozent – wobei der Wert wegen Meldeverzögerungen verfälscht sein könnte, wie das Gremium ergänzt.
„Dies könnte darauf hindeuten das der Höhepunkt der Infektionen mit dem Omikron-Subtyp BA.1 erreicht wurde“, heißt es in der Analyse. In den vergangenen drei Wochen sind demnach etwa 700.000 Menschen positiv getestet worden. Die Taskforce geht allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus und schätzt, dass in diesem Zeitraum tatsächlich etwa „ein Viertel bis ein Drittel der Schweizer Bevölkerung infiziert“ wurden.
Krankenhäuser sind entspannt
Doch wie sehen das Krankenhäuser, die nach wie vor Covid-Patienten auf den Intensivstationen und Isolierstationen behandeln müssen?
Im Kantonsspital St. Gallen sieht man den Lockerungen entspannt entgegen. „Die Omikron-Variante verursacht viel seltener schwere Verläufe und es gibt eine Tendenz zum Rückgang der Hospitalisationen“, erklärt Sprecher Philipp Lutz. „Dass weitere Lockerungen angestrebt werden, ist deshalb auch aus Sicht des Kantonsspitals St.Gallen verständlich“, ergänzt er.
Die Schritte „in Richtung Normalität“ begrüße die Klinik. „Aber wir würden nichts überstürzen und die Aufhebungen weiterhin gestaffelt vornehmen, um die Auswirkungen beobachten zu können“, ergänzte der Sprecher.
Auch Omikron führt zu schweren Fällen
Das Zürcher Universitätsklinikum behandelt schwerpunktmäßig Patienten, die in anderen Krankenhäusern nicht mehr betreut werden können. Sprecherin Katrin Hürlimann sagt: Die Beobachtungen der Klinik sprächen dafür, dass es bei Omikron-Patienten leichtere Verläufe gebe. Dennoch gebe es weiterhin Covid-Patienten auf den Intensivstation, die „schwer krank“ seien.
Zudem könne auch die Omikron-Variante bei Menschen mit Immunschwächen zu schweren Verläufen führen. „Wir rechnen deshalb auch in Zukunft zwar mit nicht sehr vielen, aber lange hospitalisierten Patienten, auch auf der Intensivstation.“
Mit einer Steigerung dieser Zahlen durch die Öffnungsschritte der Regierung rechnet das Klinikum zwar nicht. Doch dies könne dazu führen, dass mehr Mitarbeiter erkranken könnten: „Die rasche Reduktion der etablierten Maßnahmen birgt diesbezüglich Gefahren“, so Hürlimann. Kein Statement zu den Lockerungen wollten auf SÜDKURIER-Anfrage die Schaffhauser Kliniken abgeben.
Epidemiologe sieht Risiko für Immunschwache und Ungeimpfte
Auch der Schweizer Epidemiologe Andreas Cerny sieht in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen keinen großen Anstieg an Fallzahlen. Der Experte aus dem Tessin, der in einer Klinik in Lugano tätig ist, kann auch dort einen Rückgang der Intensivpatienten verzeichnen.
„Aber ganz risikolos ist das nicht“, sagt er mit Blick auf die geplanten Öffnungsschritte. Cerny meint die Ungeimpften aber auch Menschen mit Immunschwäche, die sich mit Impfungen nicht schützen können. „Diesen Menschen wird mit der Aufhebung der Maßnahmen nicht Rechnung getragen“, kritisiert er.
Aus virologischer Sicht seien solche Schritte besser, wenn das Virus nicht mehr in einem so starken Maße zirkuliere wie derzeit. Einen weiteren Risikofaktor sieht der Virologe in der Subvariante von Omikron, die BA.2 genannt wird. Die Subvariante gilt als ansteckender. Ob sie auch gefährlicher ist, muss sich noch zeigen.