Auf diesen Moment freut sich der Kaiseraugster Storchenvater Urs Wullschleger jeden Frühling: Im Platanenhorst beim Schulhaus, auf den er von seiner Wohnung herunterblicken kann, ist Leben eingekehrt. Zurück sind die beiden erwachsenen Störche bereits seit Wochen – nun ist aber auch der Nachwuchs da. „Vier Jungtiere sind es“, freut sich Wullschleger und präsentiert die ersten Schnappschüsse, die er mit seiner Kamera gemacht hat.

Ein Blick ins Wohnzimmer der Storchenfamilie

Aber auch wer nicht das Glück hat, von seiner Wohnung auf einen Horst herunterblicken zu können, kann das Heranwachsen der Kaiseraugster Jungstörche mitverfolgen: Dank der Firma BITmedical kann jeder per Webcam live ins Kinderzimmer der Storchenfamilie blicken. Jüngst, an einem Vormittag, tat sich da allerdings nur gelegentlich etwas; meist saß die Storchenmutter ruhig in ihrem Nest und wärmte ihre Jungen. Ab und an schien ihr am Horst etwas nicht zu passen und sie besserte ihn aus.

So viele Storchenpaare brüten im Dorf

Wullschleger ist derzeit oft im Dorf unterwegs und beobachtet „seine“ Störche. Bis jetzt ist alles im grünen Bereich. Insgesamt 19 Pärchen brüten in diesem Jahr im Dorf, sechs davon beim Campingplatz. Im vergangenen Jahr waren es hier acht, was dann doch des Guten zu viel war. Deshalb wurden die Bäume anders geschnitten, sodass in diesem Jahr nur fünf Horste bezugsbereit waren. „Ein sechstes Pärchen schaffte es trotzdem, sich einen Horst zu bauen“, sagt Wullschleger – ganz nach dem Motto: Wo ein Wille, ist auch ein Horst.

Sie kräftigen wohl ihre Stimmbänder

Insgesamt sind bereits in fünf Nestern die Jungen geschlüpft. Wullschleger lag mit seinem Geburtstipp nur gerade einen Tag daneben. Im Platanenhorst kam das letzte der vier Jungen vergangene Woche zur Welt. Als wüsste die Storchenmutter, dass es nun gerade um sie geht, steht sie auf und gibt der Webcam den Blick auf ihre Jungen frei. Diese bewegen sich und kräftigen dabei, so scheint es, ihre Stimmbänder.

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Das ist das ideale Wetter für die Jungen

Wullschleger hofft in den kommenden Wochen auf einen Wettermix aus Sonne, etwas Regen und nicht zu kühlen Temperaturen. Denn gefährlich wird es für die Jungtiere, wenn es (zu) kühl ist und die jungen Störche Dauerregen ausgesetzt sind. „Dann kann es zu Lungenentzündungen kommen, was den Tod der Tiere bedeutet.“ Aber auch eine komplett regenlose Zeit wäre nicht gut. „Denn dann finden die Eltern kaum Nahrung.“

Die heikelste Zeit für die Jungtiere sind die Tage rund um die Eisheiligen im Mai. „Oft ist es dann nochmals kalt und nass“, weiß Wullschleger. Er jedenfalls wird erst nach dem 15. Mai, wenn die Eisheiligen vorbei sind, aufschnaufen.

So viele Jungtiere gab‘s vergangenes Jahr

Im vergangenen Jahr gab es in Kaiseraugst 36 Jungtiere. Wullschleger hofft, dass es in diesem Jahr ähnlich viele sein werden. Genau wird er es in etwa sieben Wochen wissen, wenn er zusammen mit Bruno Gardelli, dem Leiter der Storchenstation in Möhlin, die Jungtiere beringen wird. „Das ist jedes Jahr ein spezieller Moment“, sagt Wullschleger. Dank der Webcam können diesen Moment beim Platanenhorst alle mitverfolgen. Hier hat sich die Storchenmutter inzwischen wieder gesetzt, putzt ihr Gefieder und wärmt ihre Jungen.

Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.