Eigentlich ist es fast erstaunlich, dass es bis heute noch keine Verfilmung von „Cats“ gegeben hat. Immerhin liebt Hollywood erfolgreiche Musicals – und kaum eines war seit seiner Premiere 1981 erfolgreicher als die singenden und tanzenden Katzen von Andrew Lloyd Webber. Wie gut, dass nun Oscar-Gewinner Tom Hooper, der auch schon „Les Misérables“ auf die Leinwand brachte, Abhilfe schafft. Oder auch nicht.

Denn wenn man mal ehrlich ist, war „Cats“ schon immer ein eher mäßig interessantes Musical, das bleibt nun auch mit der Kinoversion so, trotz kleiner Veränderungen. Rund um den bevorstehenden jährlichen Ball stellen sich verschiedene Jellicle-Katzen mit einem Song vor und bewerben sich darum, am Ende die Auserwählte zu sein, die – in diesem Fall buchstäblich – in den Himmel aufsteigen darf.

Ian McKellen spielt im Film den Theater-Kater Gus.
Ian McKellen spielt im Film den Theater-Kater Gus. | Bild: Universal Pictures / dpa

Mehr Handlung ist es nicht, und ob einem das ausreicht, dürfte davon abhängen, wie sehr man in dieser Nummern-Revue von der Musik begeistert ist. Wahnsinnig gut gealtert ist sie jedenfalls nicht, und der einzige echte Knaller – der schon von Barbra Streisand und Angelika Milster gesungene Evergreen „Memory“ – wird nicht dadurch besser, dass Jennifer Hudson nun emotional ein wenig übers Ziel hinausschießt.

In jeder Hinsicht einzigartig wird Hoopers Film aber nicht zuletzt optisch. Wem schon auf der Bühne die pelzigen Kostüme und geschminkten Gesichter der Darsteller albern erschienen, der wird sich nun im Kino ganz schön umschauen. Denn die sogenannte digitale Fell-Technologie, die in „Cats“ zum Einsatz kommt, wirkt noch ein ganzes Stück bizarrer.

Schnurrhaare aus dem Computer

Per Computertechnik wurde den Schauspielern (darunter Judi Dench, Taylor Swift oder Idris Elba) fast fotorealistisches Katzenfell verpasst – Öhrchen, Schwanz und Schnurrhaare inklusive – während die Gesichter, Hände und Füße weiterhin die menschlichen sind. Einige der Katzen tragen Schuhe, andere Hüte. Und bei den weiblichen zeichnen sich (statt Zitzen) menschliche Rundungen ab.

Wie sich diese sonderbaren Kreaturen nun durch ähnlich künstliche und seltsam ausgeleuchtete Kulissen bewegen, das ist ästhetisch irgendwie eine echte Katastrophe. Aber gleichzeitig auch so absurd, dass es fast schon wieder magisch ist. Und das macht „Cats“ zu einem Film, den man mit eigenen Augen gesehen haben muss. Was man dieser Tage ja nicht von vielen behaupten kann.