Der Wortschatz des Deutschen wird immer reicher. Das dokumentiert die 28. Auflage des Duden, die in dieser Woche erschienen ist. Stolz verkündet die Duden-Redaktion, dass sie 3000 neue Wörter aufgenommen hat. Es sind nunmehr im Duden 148.000 Einträge vorhanden.

Einzug der Gendersternchen

Dass im Duden jetzt Wörter wie „Gendersternchen“ oder „Covid-19“ auftauchen, dass auch die „Fridays for Future“ Eingang in das Sprachwerk gefunden haben, geht in Ordnung. Schließlich vergeht kaum ein Tag, an dem diese Wörter nicht gebraucht werden, sogar im Alltag. Und weil sich bereits in der 27. Auflage von 2017 zwischen der Transfusion und dem Transistor der oder die Transgender eingenistet hat, war es nur konsequent, dass nunmehr auch der oder die Cisgender offiziell Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat als „eine mit dem körperlichen Geschlecht übereinstimmende Geschlechtsidentität habend“.

Der Frauendutt fehlt

Einen Männerdutt werde ich mir zwar selbst bei meinem Haarwuchs nicht wachsen lassen können. Aber das neue Wort, das „von Männern getragene hochgesteckte oder -geknotete Haare (in Form eines Dutts)“ bezeichnet, heiße ich willkommen. Kleine Kuriosität am Rande: Den Frauendutt kennt der Duden nicht. Er kennt sonst nur den Dutt, erklärt ihn als Haarknoten. Die Frau kommt gar nicht vor.

Jetzt ist er Duden-offiziell: der Männerdutt. Das Wort „Frauendutt“ kennt der Duden nicht. Für Frauen ist‘s halt der ...
Jetzt ist er Duden-offiziell: der Männerdutt. Das Wort „Frauendutt“ kennt der Duden nicht. Für Frauen ist‘s halt der Dutt. Bild: dpa | Bild: Marcel Kusch

Auch – wie es auf der Internetseite des Duden heißt – die „Hinweise zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch“ nehme ich dankbar an. Ob ich ihnen folge, bleibt mir überlassen.

Emojis statt Wörter

Man sollte meinen, wer einen Duden hat und der deutschen Sprache einigermaßen mächtig ist, der sollte Botschaften und Texte, die er bekommt, auf jeden Fall verstehen können.

Das ist aber leider gar nicht der Fall, und das liegt an einem Gegenstand, den der Duden bereits 2017 kannte, nämlich dem Emoji. Es ist in der Duden-Erklärung ein „aus Japan stammendes, einem Emoticon ähnliches Piktogramm, das auf Gefühlslagen, Gegenstände, Orte, Tiere, Essen o. Ä. verweist (in elektronischen Nachrichten)“.

Nur noch Bildgeschichten

Die Auswahl an Emojis ist riesig. Um all die Botschaften zu verstehen, die die Bildchen transportieren, ist der Duden leider nutzlos. ...
Die Auswahl an Emojis ist riesig. Um all die Botschaften zu verstehen, die die Bildchen transportieren, ist der Duden leider nutzlos. Bild: dpa | Bild: Andrea Warnecke

Leider ist es so, dass ich mittlerweile bereits Botschaften per WhatsApp oder Telegram bekomme, die ausschließlich aus Emojis bestehen. Ein grinsendes oder grimmiges Gesicht, ein erhobener Daumen, eine Kusslippe verstehe ich ja noch. Aber angesichts der Tatsache, dass allein ein gebräuchlicher Messengerdienst 90 verschiedene Gesichter und 33 verschiedene Hand- und Armpiktogramme zeigt, fühle ich mich überfordert, ganz abgesehen von all der Blumen-, Tiere-, Geräte- und Fressalienvielfalt, die einem aufs Display geschickt werden.

Der nächste Duden mit Emojis

Wenn also der Duden die 29. Auflage für das Jahr 2023 plant und weiterhin den Anspruch hat, dass wir dank seiner Erklärungen nicht nur den CEO mit seinem Break-Even-Point verstehen, sondern auch die Bedeutung einer schiefen Kusslippe von jener einer geraden unterscheiden können, dann muss er auch sämtliche Emojis mit Erklärungen aufnehmen.

Die Alternative könnte sein, dass wir uns des 148.000 Wörtern reichen Schatzes bedienen, den uns der Duden schenkt. Und wir den ganzen Emoji-Plunder künftig ausixen.

Ach übrigens, liebe Dudenredaktion, ich erwarte, dass in der 29. Auflage, wenn schon keine Emojis, dann wenigstens das Wort Emoji-Plunder auftaucht.