Der Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist der Schauspieler Walter Sittler an der Reihe.

Möchten Sie das absolute Gedächtnis?

Nein, schrecklicher Gedanke.

Wie viel Geld möchten Sie besitzen?

Genug, um es warm zu haben, Essen kaufen zu können und meinen Kindern Ausbildung und Gesundheitsvorsorge zu garantieren.

Was gefällt Ihnen am Neuen Testament?

Ich tue mich schwer mit einer Religion, welche eine Hinrichtungsszene im Zentrum hat. Die Gebote sind nicht schlecht.

Welche Staatsmänner halten Sie für moralisch?

Wertvoll wohl, oder? Heinemann, Obama, Habeck

Braucht die Moral eine Polizei oder umgekehrt?

Moral benötigt gute geistige und menschliche Bildung, eine Polizei ist ungeeignet, eine den gesellschaftlichen Zusammenhalt garantierende Moral zu gewährleisten.

Tun Ihnen die Frauen leid?

Mir tun die Männer leid, die sich weigern Frauen als gleichberechtigte Partner zu behandeln; sie verspielen so viel, ohne es zu merken.

Das könnte Sie auch interessieren

Was bezeichnen Sie als männlich?

Einen Mann, der mit Anstand und Menschenwürde mit den eigenen Schwächen und Fehlern umzugehen weiß.

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Oh ja!

Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen? Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?

Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass die Wählerinnen und Wähler in der Welt aus Angst alte weiße Männer rechtzeitig in Rente schicken.

Können Sie ohne Hoffnung denken?

Nein, denken ohne Hoffnung ist sinnlos.

Hoffen Sie auf ein Jenseits?

Wenn, dann möchte ich dort auch Sir Peter Ustinov treffen.

Welche Probleme löst eine gute Ehe?

Die Angst vor Intimität.

Das könnte Sie auch interessieren

Halten Sie Geheimnislosigkeit für ein Gebot der Ehe oder finden Sie, dass gerade das Geheimnis, das zwei Menschen voreinander haben, sie verbindet?

So, wie die Welt, das Universum, die Philosophie voller Geheimnisse steckt, sind auch wir voller Geheimnisse. Wie werden nie alles wissen – Geheimnislosigkeit wäre das Ende.

Was ertragen Sie nur mit Humor?

Dummheit und Machotum.

Verändert im Alter sich der Humor?

Hoffentlich, sonst hätte die ganze Plackerei bis dahin wenig Sinn.

Die Saurier überlebten 250 Millionen Jahre; wie stellen Sie sich ein Wirtschaftswachstum über 250 Millionen Jahre vor?

Kapitalistisches Wachstum = Katastrophe, hält auch keine 300 Jahre

Können Sie sich eine menschliche Existenz (das heißt: die Erste Welt) überhaupt noch vorstellen ohne Computer?

Ja, aber ich weiß nicht, ob die so viel besser wäre.

Wann hat die Technologie begonnen, unsere menschliche Existenz nicht mehr zu erleichtern (was ursprünglich der Zweck von Geräten ist), sondern eine außer-menschliche Herrschaft über uns zu errichten und die Natur, die sie sich unterwirft, uns zu entwenden?

So weit sind wir noch nicht, manche tun so, aber noch können wir das Heft in der Hand behalten.

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn es Ihnen um die Erfindung eines Gerätes geht, das öffentliche Lügen unmöglich macht: Wen können Sie sich als Geldgeber für Ihre kühne Forschung denken?

Ich würde jeden Cent lieber in eine profunde Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen Stecken.

Wie alt möchten Sie werden?

Egal, so lange ich noch denken, lesen und Musik hören kann.

Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?

Meine Schwester.

Wen hingegen nicht?

Alle Diktatoren, Schlächter, Vergewaltiger und Mörder dieser Welt.

Haben Sie schon Auswanderung erwogen?

Nein, ich bin so viel herumgekommen und überall wird mit Wasser gekocht.

Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie‘s noch? Angabe des Alters.

Ich bin mit meinen bald 70 Jahren immer noch am Lernen.

Das könnte Sie auch interessieren

Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?

Ich habe Glück gehabt und bin nie gezwungen oder verführt worden, Gewalt sozusagen „zu Recht“ anzuwenden.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Da müssten wir erst einmal Glück definieren: sehr schwierige Sache das.

Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?

Nachts manchmal, aber ansonsten eigentlich nicht.