Als Krawallmacher mit derben Texten ist der deutsche Rapper Bausa der überwiegenden Mehrheit vermutlich bekannt. In seinen größten Erfolgen besingt der 33-Jährige, der eigentlich Julian Otto heißt, immerhin wahlweise seine Nacht mit einer Prostituierten („Was du Liebe nennst“) oder aber seine intensive Suche nach Marihuana („Mary“). Wobei das nicht zwingend jedem Hörer bewusst sein wird.

Zu gern verpackt der Bietingheim-Bissinger seine Texte mit Doppeldeutigkeiten und Metaphern. Da kann der eine oder andere schon mal denken, dass es doch ganz schön romantisch ist, wenn er aufgrund der tiefen Gefühle zu seiner Mary extra durch die ganze Stadt rennt. „Wer jetzt denkt, da geht es um Liebe, den muss ich enttäuschen“, lacht Bausa selbst zu seinem Publikum.

Er hat musikalisch was drauf

Diese Taktik ist das vielversprechende Rezept fast aller seiner Charts-Platzierungen. In den vergangenen Jahren ist das jedoch Stück für Stück ein bisschen platter geworden. Die Kokain-Hymne „Skifahren“ erweckt da beispielsweise doch starke Erinnerungen an den Ballermann.

Das ist teilweise fast tragisch, denn eigentlich hat Bausa oft genug unter Beweis gestellt, dass er musikalisch versierter ist. Autodidaktisch hat er sich bereits als Jugendlicher das Klavier- und Gitarrespielen beigebracht.

Für derbe Texte ist Bausa bekannt, doch beim Hohentwiel-Festival gibt er sich zahm.
Für derbe Texte ist Bausa bekannt, doch beim Hohentwiel-Festival gibt er sich zahm. | Bild: Leander Biehler

Bei den meisten Beats ist er an der Produktion mindestens mitbeteiligt. Vor zwei Jahren kam dann die Hiobsbotschaft: „100Pro“ wird das letzte Album sein, der Rapper will danach endgültig seine Karriere beenden. Der Auftritt beim Hohentwiel-Festival wäre damit eines der wenigen verbliebenen Konzerte gewesen.

Dass 2020 dann sowieso alles anders kam, konnte ja keiner ahnen. Veranstaltungen wurden ohnehin alle gestrichen und siehe da – die coronabedingte Zwangspause wurde zur Kreativ-Phase für den Rapper.

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Für die Singener bedeutete das: zwei Jahre warten, bis Bausa nun doch endlich auf den Hausberg kommen konnte. Das Warten hat sich in dem Fall aber gelohnt. Mit dem neuen Album im Gepäck und einem überraschend unkrawalligen Programm sorgt er auf der Festungsruine nämlich für gute Stimmung.

Etwas müde ist er, wie er seinen Zuhörern gesteht. Am Vortag hat er noch beim Deichbrand-Festival im Norden der Republik gespielt. Dort war die Menschenmenge vermutlich deutlich größer. Auch ist das Konzert in Singen nicht ausverkauft, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch.

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Bausa gibt auf der Bühne die Rampensau, heizt die tobende Meute nebst den tropischen Temperaturen fröhlich auf. Vor allem zeigt er aber mal wieder, dass er doch eigentlich durch und durch Musiker ist. Im Gegensatz zu so manch anderen der aktuellen Hit-Rapper hat Bausa eine kleine Live-Band dabei. Statt bloßer Aufnahmen vom Band wird er von Bass und Schlagzeug unterstützt.

Auch auf übermäßigen Auto-Tune verzichtet er, singt lieber seine Parts selbst. Gott sei Dank, immerhin ist die rauchige Stimme das Markenzeichen des Künstlers. So wird besonders die Akustik-Version einer seiner älteren Songs, „Pyramiden“, zu einem der Höhepunkte des Abends. „Wie kannst du mich nur so versklaven? / Mit deinen Noten und Oktaven, es ist hoffnungslos. / Ich baue weiter Pyramiden für dich“, erklärt er da seine Liebe zur Musik.