Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist der Geiger Daniel Hope an der Reihe.
Möchten Sie das absolute Gedächtnis?
Man möchte sich nicht unbedingt an alles erinnern.
Wie viel Geld möchten Sie besitzen?
Genug, um nachts ruhig zu schlafen
Was tun Sie für Geld nicht?
Tanzen.
Was gefällt Ihnen am Neuen Testament?
Dass es die „King James“-Version davon gibt.
Was könnten Sie sich nicht verzeihen?
Gleichgültigkeit.
Welche Staatsmänner halten Sie für moralisch?
Gandhi, sonst keinen.
Braucht die Moral eine Polizei oder umgekehrt?
Ich halte es eher mit Oscar Wilde: „Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen.“
Tun Ihnen die Frauen leid?
Nein, sie faszinieren mich.
Was bezeichnen Sie als männlich?
John Wayne.
Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?
Ich kann mir auf jeden Fall eine Welt der Gleichberechtigung vorstellen.
Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen? Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Die Politik zu verstehen.
Können Sie ohne Hoffnung denken?
Niemals. Und hier bin ich übrigens ganz bei Beethoven: „Die Hoffnung nährt mich, sie nährt ja die halbe Welt, und ich habe sie mein Lebtag zur Nachbarin gehabt; was wäre sonst aus mir geworden?“
Hoffen Sie auf ein Jenseits?
Solange ich mir meine Nachbarn aussuchen darf, ja.
Welche Probleme löst eine gute Ehe?
Einsamkeit, Ungeborgenheit.
Halten Sie Geheimnislosigkeit für ein Gebot der Ehe oder finden Sie, dass gerade das Geheimnis, das zwei Menschen voreinander haben, sie verbindet?
Verbindet sicherlich nicht, aber manche Geheimnisse im Leben bleiben besser ungelüftet.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Schlechten Geschmack.
Verändert im Alter sich der Humor?
Nicht bei den Briten.
Kennen Sie Tiere mit Humor?
Meinen Hund.
Die Saurier überlebten 250 Millionen Jahre; wie stellen Sie sich ein Wirtschaftswachstum über 250 Millionen Jahre vor? (Stichworte genügen.)
Dubios, ungerecht, undurchsichtig.
Können Sie sich eine menschliche Existenz (das heißt: die Erste Welt) überhaupt noch vorstellen ohne Computer?
Nur, wenn das Musizieren ab dem Kindesalter Pflicht wäre.
Wann hat die Technologie begonnen, unsere menschliche Existenz nicht mehr zu erleichtern (was ursprünglich der Zweck von Geräten ist), sondern eine außer-menschliche Herrschaft über uns zu errichten und die Natur, die sie sich unterwirft, uns zu entwenden?
Zuerst mit Videospielen, dann mit Social Media.
Wenn es Ihnen um die Erfindung eines Gerätes geht, das öffentliche Lügen unmöglich macht: Wen können Sie sich als Geldgeber für Ihre kühne Forschung denken?
Die katholische Kirche.
Wie alt möchten Sie werden?
120.
Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?
Yehudi Menuhin
Wen hingegen nicht?
Heinrich den VIII.
Haben Sie schon Auswanderung erwogen?
Ich bin seit meiner frühesten Kindheit ständig ausgewandert. Jetzt reicht es.
Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie‘s noch? Angabe des Alters.
Ich merke, dass ich noch viel zu lernen habe.
Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?
Weil ich das Leben zu sehr schätze.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Zeit.
Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?
Sagen wir so, ich missbillige ihn.