Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist die Schriftstellerin Juli Zeh an der Reihe.
Möchten Sie das absolute Gedächtnis?
Nein, vielen Dank. Wie war noch mal die Frage?
Wie viel Geld möchten Sie besitzen?
So viel, dass es mir immer möglich ist, Geschenke zu machen.
Was tun Sie für Geld nicht?
Meine Kinder sind unverkäuflich.
Was gefällt Ihnen am Neuen Testament?
Die Botschaft der Nächstenliebe, wie Jesus sie versteht. Wenn wir uns daran öfter erinnern würden, könnten wir eine Menge politischer Probleme geräuschlos lösen.
Was könnten Sie sich nicht verzeihen?
Jemanden öffentlich bloßzustellen.
Welche Staatsmänner halten Sie für moralisch?
Die meisten. Das ist das Problem.
Braucht die Moral eine Polizei oder umgekehrt?
Weder noch. Die Polizei braucht klare Regeln, und die Moral braucht Anhänger, die sie mit Menschenliebe und auch mal einer Portion Humor interpretieren.
Tun Ihnen die Frauen leid?
Mir tun Frauen leid, die sich selber leid tun.
Was bezeichnen Sie als männlich?
Meinen Mann.
Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?
Schon, aber nicht lange.
Welche Probleme löst eine gute Ehe?
Das Problem, dass eigentlich niemand nett genug ist, um lebenslange Treue zu verdienen.
Halten Sie Geheimnislosigkeit für ein Gebot der Ehe oder finden Sie, dass gerade das Geheimnis, das zwei Menschen voreinander haben, sie verbindet?
Sagen wir mal so, manchmal sind Geheimnisse notwendig, um die Verbindung, die zwei Menschen haben, zu bewahren.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Dummheit.
Verändert sich im Alter der Humor?
Er wird schwieriger, aber auch wichtiger.
Kennen Sie Tiere mit Humor?
Ich weiß nicht genau, was mein Hund denkt, während er mir bei der Morgengymnastik zuguckt, aber ich vermute, dass es etwas mit Humor zu tun hat.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Die Möglichkeit, einmal im Monat jemand anderes zu sein.