Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten. Heute ist die Theologin Margot Käßmann an der Reihe.
Wie viel Geld möchten Sie besitzen?
Schön ist, genug zu haben, um großzügig sein zu können. Aber wenn es knapp ist, hätte ich gern so viel, dass ich und die Menschen, die ich liebe Wohnung, Nahrung, Obdach, Schule und medizinische Versorgung finanzieren können.
Was gefällt Ihnen am Neuen Testament?
Mich fasziniert, wie Jesus Menschen begegnet. Interessiert. Auf Augenhöhe. Mit einem liebevollen Blick auch auf Schwächen.
Tun Ihnen die Frauen leid?
Was für eine absurde Frage, Herr Frisch! Ich bin so froh, eine Frau zu sein. Allerdings auch dankbar, in einer Zeit geboren zu sein, in der ich mich entfalten durfte, studieren und selbstständig meine Frau stehen konnte.
Können Sie ohne Hoffnung denken?
Ohne Hoffnung kann ich nicht leben. Wer könnte das denn? Es muss sich doch etwas ändern! Ich hoffe immer noch, dass es keine Kriege mehr geben wird, niemand auf der Welt hungern muss. Die Schöpfung bewahrt werden kann.
Hoffen Sie auf ein Jenseits?
Ich glaube, dass die Liebe die Grenze des Todes überschreitet. Wir werden sein, in welcher Existenzform auch immer, bei Gott. Und dann sind, so die Bibel, alle Tränen abgewischt, Not und Geschrei haben ein Ende…
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Das ganze Leben lässt sich nur mit Humor ertragen! Auch manches, was sich in der Welt – und auch in der Kirche! – zuträgt, ist nur mit Humor zu bewältigen. Ich versuche in jeder Predigt, die Gemeinde zumindest einmal zum Schmunzeln zu bringen. Das tut schlicht der Seele gut!
Wie alt möchten Sie werden?
Das ist keine Frage der Zahl, finde ich. Mit knapp 63 blicke ich dankbar auf ein gutes, interessantes Leben zurück, freue mich über vier Töchter, sieben Enkelkinder. Ein paar schöne Jahre hätte ich noch gern. Wenn es wenige sind, werde ich mich nicht beschweren.
Haben Sie schon Auswanderung erwogen?
Ich hatte zweimal im Leben ein Angebot, langfristig in den USA zu bleiben. Aber „at second thought“ dachte ich jeweils: Nein. Deutschland ist ein interessantes, lebenswertes und auch liebenswertes Land. Und zwar auch, weil wir die Freiheit zeigen, selbstkritisch mit unserer Vergangenheit umzugehen!
Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?
Ich habe Menschen beim Sterben begleitet. Mein Fazit ist: Ich kann ohne Angst in den Tod gehen, weil ich ein gutes Gefühl habe, zu ahnen, wohin ich gehe.