Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist die Sopranistin Marlis Petersen an der Reihe.

Können Sie ohne Hoffnung denken?

Ich übe mich lieber darin, ohne denken zu hoffen …

Hoffen Sie auf ein Jenseits?

Ich bin sicher, dass es eines gibt, bis dahin genieße ich das Diesseits!

Empfinden Sie die Erde überhaupt als heimatlich?

Die Erde ist ein unfassbares Wunder, das wir aber nicht besonders liebevoll bevölkern und nicht genügend achten.

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Können Sie sich überhaupt ohne Heimat denken?

Ich bin Dauerreisende, deswegen ist Heimat ganz wichtig; die ist aber nicht unbedingt mit einem Ort verbunden, eher mit einem Gefühl des Ankommens und Angenommen-seins.

Halten Sie Geheimnislosigkeit für ein
Gebot der Ehe oder finden Sie, dass
gerade das Geheimnis, das zwei Menschen voreinander haben, sie verbindet?

Geheimnis ist ein Wort, das wir in Beziehungen gerne mit „etwas vor dem anderen verstecken“ assoziieren. Man könnte es auch anders sehen und dem Partner das Geheimnisvolle lassen und davon immer wieder fasziniert sein.

Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher?

Das Tolle ist ja, dass man heutzutage fast überall hin kann, wenn sich das Ursprungsland nicht mehr stimmig anfühlt. Ich bin in Deutschland geboren, lebe aber seit elf Jahren in Griechenland und fühle, dass meine Seele dort zu Hause ist.

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Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen, gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder nein.

Ja!

Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie‘s noch?

Jetzt stellt sich die Frage, was „klug“ ist … Das angelernte Wissen? Die richtige Handlungsweise nach schwierigen Erfahrungen? Ich denke, man wird bis zum Lebensende immer noch klüger, obwohl man immer weniger Wissen behalten kann.

Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?

Ich bin oft zu selbstkritisch und sollte gerade das mal lassen …

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Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wir erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?

Weil ich das Gott sei Dank alles schon auf der Opernbühne ausgelebt habe!

Haben Sie Angst vor dem Tod und seit
welchem Lebensjahr?

Noch keine … Ich habe vor, mich selbst sehr aufmerksam hinüber zu begleiten.