Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist Oliver Wnuk an der Reihe, der bekannte Schauspieler aus Konstanz.
Können Sie ohne Hoffnung denken?
Kritisches Denken ohne Hoffnung ist Zynismus. Dazu neige ich leider.
Hoffen Sie auf ein Jenseits?
Nein. Ich stelle mir den Tod wie einen Propofol-Schlaf vor. Einschlafen und weg sein. Ohne jegliche Form eines Bewusstseins.
Kann Ideologie zu einer Heimat werden?
Ja, für Extremisten mit wenig Selbstbewusstsein.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Das Leben.
Verändert im Alter sich der Humor?
Ja, ich denke, im besten Fall, wenn man mehr Liebe als Angst empfindet, wird der Humor selbstironischer und leichter, weniger verbissen, auch nicht eitel und geht selten auf Kosten Dritter.
Wie alt möchten Sie werden?
Gesunde 95. Mindestens.
Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?
Niemanden. Wer tot ist, ist tot.
Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher?
Nein. Ich freue mich und bin glücklich, an dem für mich richtigen Ort, zur für mich richtigen Zeit unter den für mich richtigen Umständen geboren und aufgewachsen zu sein.
Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie‘s noch? Angabe des Alters.
Ich bin 44 und arbeite daran, von Tag zu Tag ruhiger und gelassener zu werden – somit auch weitsichtiger und weniger selbstbezogen. Ich denke, mit diesen Eigenschaften werde ich auch das, was man landläufig klüger nennt.
Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?
Absolut. Sie hilft mir, nie mit der Vorbereitung aufzuhören.
Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wir erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?
Ich weiß nicht, mit dem Gefühl der Schuld umzugehen. Gewalt ist mir aber auch als Umgangsform an sich fremd.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Nichts. Ich bin glücklich. War es schon immer, konnte es nur lange nicht sehen.
Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?
Angst vor dem Tod habe ich nicht. Dafür fürchte ich die Vergänglichkeit, den Kontrollverlust darüber, das Sterben und das Kranksein seit ich denken kann.
Was tun Sie dagegen?
Mich durch kreative Arbeit und Genuss beschäftigt halten.