Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügstenKopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicherGenehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist Schriftsteller Jan Weiler an der Reihe, Autor von Bestsellern wie „Das Pubertier„.

Hoffen Sie auf ein Jenseits?

Nein. Es tröstet mich nicht, wenn da im Jenseits etwas ist, denn dann will ich natürlich vorher wissen, was da ist. Und ich fürchte, es würde mir nicht gefallen.

Warum scheuen Revolutionäre den Humor?

Weil Humor bereits etwas Revolutionäres beinhaltet, nämlich das neu oder anders denken eines bereits vorhandenen Gedankens. Und Revolutionäre mögen keine Konkurrenz. Außerdem sind Revolutionäre ideologisch. Und Ideologien sind immer humorlos.

Gibt es einen klassenlosen Humor?

Ich fürchte nein. Sonst wäre Marie-Antoinette von den Revolutionären nicht geköpft worden. Wobei es wohl strittig ist, dass sie den berühmten, ihr zugesprochenen Satz überhaupt gesagt hat. War aber eine gute Pointe: „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ Muss einem erst einmal einfallen.

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Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher?

Auf keinen Fall. Ich bin im Großen und Ganzen mit Nation und Kultur sehr einverstanden. Wir müssen sie nur gut beschützen, damit keine humorlosen Ideologen bestimmen, worüber wir zukünftig lachen dürfen.

Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen, gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein.

Eindeutig ja, fürchte ich.

Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?

Mit meinem unerschütterlichen Pazifismus und vor allem damit, dass ich bisher noch keinen Anlass dafür gesehen habe.

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Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?

Vor dem Tod fürchte ich mich nicht. Warum auch? Wir kommen hier alle nicht lebend raus, warum sollte ich der Erste sein? Und wofür? Aber vor dem Sterben habe ich eine Scheißangst. Und die hatte ich immer schon. Ich hoffe, dass sich das legt, bis es soweit ist.

Was tun Sie dagegen?

Nichts.

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Wovor haben Sie mehr Angst: dass Sie auf dem Totenbett jemand beschimpfen könnten, der es nicht verdient, oder dass Sie allen verzeihen, die es nicht verdienen?

Ich werde hemmungslos allen alles vergeben. Auch denen, die es vielleicht nicht verdienen, denn: Ich habe nichts mehr davon, ihnen nicht zu vergeben. Und vielleicht macht es sie zu besseren Menschen.