Reinhold Hönle

Herr Blanco, Sie sind als Schlagersänger prominent geworden. Was bedeutet Ihnen da der Jazz?

Ich bin ein Sänger, der auch Schlager singt. Ich hatte schon immer einen sehr breiten musikalischen Horizont. Ich hätte auch Opernsänger werden können. Ich verstehe mich jedoch als Entertainer. Bei meinen Auftritten rund um den Globus habe ich schon früh Swing- und Jazz-Klassiker aus dem Repertoire von Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. interpretiert.

Weshalb haben Sie dann eigentlich erst 2013 Ihr erstes Jazz-Album „Swinging New York“ aufgenommen?

Ich wollte es schon lange, aber meine deutschen Plattenfirmen winkten ab: „Wenn wir Jazz wollen, dann die Originale!“ Erst als ich in New York mit einer super Big Band und einem tollen Arrangeur in einem Spitzen-Studio selbst eine CD produzierte, zollten sie mir Respekt. Die Radiosender haben davon trotzdem nichts gespielt …

Weil es nicht in die Schublade Roberto Blanco passte?

Als Robbie Williams swingte, hat das für Furore gesorgt, obwohl er Popsänger war. Hallo? Ich bin auch nicht mit „Ein bisschen Spaß muss sein“ geboren worden! Ich habe mit den großen Orchestern von Kurt Edelhagen, Max Greger, Paul Kuhn und Hazy Osterwald gesungen. Ich bin gesund und habe immer noch eine gute Stimme. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Wie hat sich Ihre aktuelle Zusammenarbeit mit dem international erfolgreichen Big-Band-Leader Dani Felber entwickelt?

Wir kennen uns, seitdem wir vor zehn Jahren bei der großen Abschiedsparty von Radio Beromünster einen gemeinsamen Auftritt hatten. Später sind wir uns in Liechtenstein auf einem roten Teppich wiederbegegnet. Dani fragte mich, wo ich lebe. Als ich „in Ermatingen“ antwortete, glaubte er, ich wolle ihn auf den Arm nehmen, da er kurz zuvor zurück in seine Heimatgemeinde gezogen war. Und zwar in eine Villa am Bodensee, die ich beim Vorbeifahren immer bewundert hatte! (lacht)

Das könnte Sie auch interessieren

Dani Felber hat die Villa auf der Suche nach einem Probelokal gefunden und in einen Club mit privaten und öffentlichen Anlässen verwandelt. Sind Sie dort schon aufgetreten?

Nur als Gast, aber wir haben schon eine gemeinsame Show in Berlin gemacht und eine in St. Moritz, wohin wir beim Festival da Jazz zurückkehren.

Hat es bei Ihrem Auftritt im „Dracula Club“ in St. Moritz nicht fast mehr Leute auf der Bühne als im Publikum?

Ich finde die Idee gut, dass wir auf engem Raum spielen und eine intime Atmosphäre entsteht. Außerdem weiß ich von Auftritten im „Kulm“ und „Palace“, dass St. Moritz ein tolles Publikum hat.

Was freut Sie besonders, wenn Sie an die 70er-Jahre denken, als Sie Ihre großen Hits „Ein bisschen Spaß muss sein“ und „Der Puppenspieler von Mexiko“ landeten sowie die TV-Shows „Heute so, morgen so“ und die „Roberto Blanco Show“ moderierten?

Ich hatte 49,4 Prozent Marktanteil und 17,5 Millionen Zuschauer. Früher haben die Leute noch ferngeschaut! (lacht) Danach war der Kalender immer voll.

Aber war dieser Erfolg nicht auch ein Riesenstress?

Nein, ich habe Arbeit nie gescheut und liebte dieses Tempo.

Sie mussten auch Kritik einstecken …

Man hat oft versucht, mir die Tür zuzuschlagen. Man behauptete, ich wäre pädophil oder sonst was. Doch ich bin dem Rat von Josephine Baker gefolgt, in deren Show ich meine Karriere als Sänger begonnen habe. Sie gab mir auf den Weg: „Bleib‘ wie du bist und verteidige deine Art, deine Persönlichkeit. Es sind nicht die Medien, die einen Künstler tragen, sondern das Publikum.“

Was hat Sie in den Thurgau geführt?

Ich habe mit meiner ersten Frau bis zur Scheidung in Italien, Spanien und Deutschland gelebt. Als ich Luzandra, meine zweite Frau, kennenlernte, zogen wir für einen gemeinsamen Neuanfang zuerst ins Salzburger Land und nach Genf, wo ein Teil meiner Familie lebt. Das war aber unpraktisch, da meine Auftritte vor allem in Deutschland sind. Als wir für die Schlagersendung „Hello Again“ nach Kreuzlingen reisten, gefiel uns diese Gegend so gut, dass wir uns ein Haus mit Seeblick suchten und in Ermatingen fanden. Schön! Und steuergünstig, ich geb‘s zu! (lacht)

Schlagersänger Roberto Blanco und seine Ehefrau Luzandra im Juli 2018 vor der Premiere von „Die Zauberflöte“ im Rahmen der ...
Schlagersänger Roberto Blanco und seine Ehefrau Luzandra im Juli 2018 vor der Premiere von „Die Zauberflöte“ im Rahmen der Salzburger Festspiele. | Bild: Franz Neumayr / APA / dpa

Was erwartet Ihre Fans nun bei Ihrem Auftritt in St. Moritz? Nur Jazz oder ein bisschen mehr?

Bei unserem Auftritt in Berlin habe ich Swing, Jazz und Latin Jazz gesungen. Und plötzlich forderten die Leute „Ein bisschen Spaß muss sein“. Natürlich habe ich das Lied für sie gesungen. Weshalb hätte ich es nicht tun sollen?