Mit der Anzeige am Bahnhof wird das Ziel nach sechsmonatiger Planung und Vorbereitung nun endlich konkret. Von Radolfzell aus geht es zum RTL-Studio in Hürth bei Köln. Natürlich mit dem ICE, schließlich geht es auch heute Abend bei der Show vor allem darum schnell zu sein. Denn: Nur wenige der fünf Studiokandidaten schaffen es bei der Auswahlfrage auf den begehrten heißen Stuhl vor Günther Jauch.

Bild 1: So erlebte ich den Tag als Kandidat bei "Wer wird Millionär" in Hürth

In Hürth angekommen weist ein eher unglamouröses und in die Jahre gekommenes Schild den Weg zum Studio. Aber: Bevor der Stadtteil zum Mekka der Massenmedien wurde, ging es hier beim Kohleabbau schließlich auch nicht zimperlich zur Sache. Ob ich heute dagegen Kohle mit nach Hause nehmen werde, steht zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen.

Bild 2: So erlebte ich den Tag als Kandidat bei "Wer wird Millionär" in Hürth

Am Ziel: Auf dem großen Produktionsgelände werden neben "Wer wird Millionär" auch andere Sendungen wie "Stern TV" aufgezeichnet. Moderationsallzweckwaffe Günther Jauch hat hier also quasi sein zweites Zuhause, auch wenn er bei Stern TV vor einigen Jahren von Steffen Hallaschka abgelöst wurde. 

Bild 3: So erlebte ich den Tag als Kandidat bei "Wer wird Millionär" in Hürth

Der Kandidateneingang befindet sich auf der Hinterseite des Hauptgebäudes. Das Team von RTL kümmert sich umfassend um die Kandidaten und übernimmt für diesen Tag auch komplett die Reisekosten. Noch ist Zeit für ein Erinnerungsfoto mit meiner Studiobegleitung Peter Herrmann (34) aus München, der nicht nur mein Trauzeuge war, sondern mich auch an diesem besonderen Tag heute moralisch unterstützt.

Tobias Kaiser mit seiner Studiobegleitung Peter Herrmann (34) aus München.
Tobias Kaiser mit seiner Studiobegleitung Peter Herrmann (34) aus München. | Bild: Privat / Kaiser

Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Das Studio-Gebäude ist relativ unscheinbar und könnte auch der Sitz einer Versicherungsfirma sein, wären da nicht die zwei angebrachten WWM-Logos. Backstage fällt mir direkt ein bekanntes Gesicht aus der SÜDKURIER-Region ins Auge. Marlene Grabherr aus Gottmadingen gewann am 20. Mai 2001 bei Günther Jauch eine Million Mark und ziert seither die Wand der Legenden in den WWM-Räumlichkeiten. Ein gutes Zeichen und Ansporn zugleich, auch wenn die damals 48-Jährige die Messlatte natürlich sehr hochgehängt hat.

2001 hatte Marlene Grabherr es als erste Frau geschafft: Sie gewann bei Günther Jauchs »Wer wird Millionär?« eine Million Mark.
2001 hatte Marlene Grabherr es als erste Frau geschafft: Sie gewann bei Günther Jauchs »Wer wird Millionär?« eine Million Mark. | Bild: Andreas_van_den_Berg (RTL)/dpa

Bei den Vorbereitungen auf die Show am Abend bleibt genug Zeit, um darüber nachzudenken, ob man sich auf dem Stuhl für die Risiko-, oder Sicherheitsvariante entscheiden würde. Also vier Joker, oder die Absicherung an der 16.000-Euro-Schwelle? Beides hat seinen Reiz, noch bin ich nicht sicher, für welche Variante ich mich entscheiden würde. Das RTL-Team schult alle Kandidaten vor der Show ausführlich und erklärt die Regelkunde, sowie den Ablauf der Aufzeichnung.

Die zahlreichen Mitarbeiter der Produktionsfirma wuseln über die Gänge hinter den Kulissen. Rund um Technik, Redaktion und Kandidatenbetreuung gibt es viel zu tun. Die Fragen für die Show werden übrigens von einer eigenen Firma in einem mehrstufigen Auswahlprozess für die Show produziert.

Der begehrte Stuhl in der Mitte des Studios.
Der begehrte Stuhl in der Mitte des Studios. | Bild: MG RTL D / Frank Hempel

Der Abend und Start der Aufzeichnung rückt näher, es folgt der Gang in die Maske. Alle Kandidaten werden für das Scheinwerferlicht gepudert und gestylt. Aus jeweils fünf verschiedenen Garderoben werden die kameratauglichen Kleider der Teilnehmer ausgesucht.

Bevor es gleich ins Studio geht, kommt die Stunde der Tontechniker. Alle Kandidaten werden vor der Aufzeichnung mit einem eigenen Ansteckmikrofon verkabelt. Schließlich ist es auch möglich, dass Günther Jauch - etwa bei der Auswahlfrage - spontan mit Showteilnehmern spricht, die es nicht auf den Stuhl schaffen. Die Techniker sorgen dafür, dass auch diese dann für die Zuschauer zu Hause an den Bildschirmen gut zu hören sind.

Jetzt ist alles für den Beginn der Show vorbereitet. Auch die Telefonjoker wurden informiert, dass sie sich nun zu Hause für einen eventuellen Anruf von Günther Jauch vorbereiten sollen. Ob dem Moderator auffallen wird, dass ich mit Verena Bentele eine 12-fache Paralympicssiegerin unter meinen Telefonjokern zur Auswahl habe?

Verena Bentele
Verena Bentele | Bild: Kay Nietfeld (dpa)

Das muss Oliver Kahn wohl gemeint haben, als er kurz vor einem Spiel stets davon sprach sich gedanklich in einem "Tunnel" zu befinden. Volle Konzentration und Fokussierung auf die kommende Aufgabe. Jetzt geht es ausschließlich noch darum, die Auswahlfrage schneller als die vier weiteren Kandidaten zu lösen, um es in die Mitte ins Spiel um die Million zu schaffen. Möge die Show beginnen.

Wie die Sendung verlief? Das können Sie sich in der RTL-Mediathek hier selbst anschauen.

Nach der Aufzeichnung geht es für mich mit dem Zug wieder nach Hause nach Radolfzell. Mensch, was für aufregende Stunden liegen hinter mir. Als ich am nächsten Tag zu Hause von meiner Familie sehr liebevoll mit selbstgemaltem "Papa-Plakat" - Frau und Kind haben "Papa ist unser Held" darauf geschrieben - empfangen werde, ist mein Kopf noch voller Eindrücke, die sich in den nächsten Wochen wohl erst langsam sortieren werden.

Bild 8: So erlebte ich den Tag als Kandidat bei "Wer wird Millionär" in Hürth

Bilder: Tobias Kaiser und Peter Herrmann / MG RTL D, Frank Hempel / dpa

Anmerkung der Redaktion: Weitere Bilder und Videos direkt auf dem Produktionsgelände und Backstage waren laut Sendervorgaben nicht gestattet.