Frau Berben, ARD und ZDF würdigen Sie zu Ihrem Geburtstag am 12. August mit zwei sehr unterschiedlichen Spielfilmen. Wie kam es zu diesen TV-Projekten?

Beide Sender wollten gerne etwas zu meinem runden Geburtstag machen. Es gab von der großartigen Drehbuchautorin Beate Langmaack schon ein Exposé zu einem Film, den wir gemeinsam realisieren wollten. Da wir schon bei dem Film „Hanne“ zusammengearbeitet hatten, wollten wir das sehr gerne weiter fortsetzen. So ist „Mein Altweibersommer“ entstanden. Ähnlich war es bei „Nicht tot zu kriegen“. Auch mit der wunderbaren Regisseurin Nina Grosse wollte ich nach „Die Protokollantin“ unbedingt noch mal zusammenarbeiten. Und als sie auf diesen Kriminalroman stieß, den ich selber auch grandios fand, hatten wir das gleiche Gefühl: Aus diesem Stoff von Franz Dobler könnten wir wieder gemeinsam etwas Starkes, Ungewöhnliches machen.

„Mein Altweibersommer“ erzählt die Geschichte einer Selbstfindung. Es geht um Ebba, die sich im reifen Alter in das Abenteuer ihres Lebens stürzt und aus ihrem bürgerlichen Dasein ausbricht. Warum entflieht Ebba Ihrer Ehe?

Ebba ist eine starke und kluge Frau, die nicht wirklich einen Grund hat, mit ihrer Lebenssituation zu hadern. Und trotzdem fragt sie sich: Bin ich eigentlich glücklich? Bin ich wirklich zufrieden, oder fehlt mir vielleicht doch was? Sie hat eine Sehnsucht, die sie gar nicht benennen kann, hat die Gedanken: Wie will ich wahrgenommen werden? Will ich überhaupt noch wahrgenommen werden? All diese Facetten, die ihr Leben ausmachen, funktionieren. Aber sie funktionieren eben auch nur. Ebba spürt, das könnte so weitergehen bis ans Ende ihrer Tage. Doch will sie das auch so? Oder gibt‘s da noch was anderes? Erstaune ich mich selber noch? Gibt es da noch etwas in mir, von dem ich das Gefühl habe, das kenne ich nicht, aber das möchte ich gerne noch kennen lernen?

Im Drama „Mein Altweibersommer“ (12. August 2020, 20.15 Uhr, ARD – oder in der Mediathek) kommen sich Arne (Peter ...
Im Drama „Mein Altweibersommer“ (12. August 2020, 20.15 Uhr, ARD – oder in der Mediathek) kommen sich Arne (Peter Mygind) und Ebba (Iris Berben) näher. | Bild: ARD Degeto / Conny Klein

In „Nicht tot zu kriegen“ spielen Sie die frühere Film-Diva Simone, die ein sehr bewegtes Leben hinter sich hat – rund 50 Jahre im Showgeschäft, wilde Jugendjahre, mehrere Männer, ein unehelicher Sohn. Etwaige Parallelen zu ihrem eigenen Leben sind zufällig, oder?

(lacht herzhaft) Selbstverständlich. Der Krimi von Franz Dobler „Ein Schlag ins Gesicht“, auf dem diese Geschichte beruht, bietet einfach gutes Futter. Bei den unterschiedlichen Drehbuchfassungen von Nina Grosse gab es schon ein paar Schmunzler. Überhaupt fand ich dieses Spiel mit Realität und Fiktion sehr spannend. Es liegt hier auch am Zuschauer, was er vielleicht herausfindet – oder eben nicht. Die Interpretation bleibt jedem selbst überlassen. Das hat mir viel Freude bereitet.

Die ehemalige Film-Diva Simone Mankus (Iris Berben) wird von einem Stalker bedroht – eine Szene aus der Krimi-Verfilmung ...
Die ehemalige Film-Diva Simone Mankus (Iris Berben) wird von einem Stalker bedroht – eine Szene aus der Krimi-Verfilmung „Nicht tot zu kriegen (10. August 2020, 20.15 Uhr, ZDF – oder in der Mediathek). | Bild: ZDF / Alexander Fischerkoesen

Sind Sie im Lauf der Jahre eigentlich gelassener geworden?

Ich fürchte nein. Ich bin heute noch genauso ungeduldig, genauso fordernd, genauso neugierig wie in meinen jungen Jahren. In manchen Dingen bin ich vielleicht lässiger geworden, Aber diese im Alter so beschworene Gelassenheit und Ruhe – die habe ich nicht. Weiter rennen, weiter ungeduldig sein – das ist auch eine Wesensfrage. Und warum sollte man diese Ungeduld nicht auch füttern, wenn man älter wird?

Bis zur Unkenntlichkeit verkleidet: Diether Krebs und Iris Berben bei der Aufzeichnung einer Folge der Comedy-Show ...
Bis zur Unkenntlichkeit verkleidet: Diether Krebs und Iris Berben bei der Aufzeichnung einer Folge der Comedy-Show „Sketchup“ 1986. | Bild: Istvan Bajzat / dpa

Apropos Älterwerden: Ist Ihr runder Geburtstag für Sie selber nur eine Zahl?

Das ist zwar „nur“ eine Zahl, aber es ist schon eine fette Zahl. Ganz so souverän bin ich auch nicht, dass ich sage: Ist doch egal. Diese Zahl markiert natürlich etwas. Jetzt ist es eine nicht zu verdrängende Realität, dass einem nur noch eine beschränkte Zeit auf diesem wunderbaren Planeten bleibt. Wenn man 20 ist, kann einem natürlich auch was passieren. Aber jetzt, mit 70, ist es sehr real. Auf der anderen Seite denke ich: Meine Güte, was für 70 wilde, fantastische, komische, merkwürdige, schwache, starke Jahre hatte ich. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Und das ist ja ein gutes Resümee, was man ziehen kann. Vor allen Dingen habe ich nichts auf der To-Do-Liste.

Iris Berben und ihr Partner Heiko Kiesow auf dem roten Teppich bei der Berlinale 2018. Das Paar lernte sich 2007 kennen.
Iris Berben und ihr Partner Heiko Kiesow auf dem roten Teppich bei der Berlinale 2018. Das Paar lernte sich 2007 kennen. | Bild: Britta Pedersen / dpa

Wissen Sie schon, wie Sie Ihren Ehrentag feiern werden?

Vor der Corona-Krise war etwas geplant, aber jetzt plane ich gar nichts. Mal schauen. Wir befinden uns ja immer noch in einer Pandemie und müssen uns wöchentlich auf neue Situationen einstellen. Und so mache ich es jetzt auch: Ich werde diesen Tag einfach auf mich zukommen lassen und reagieren. Im Moment müssen wir ja alle etwas improvisieren in unserem Leben. Und darin bin ich ziemlich gut.

Iris Berben mit ihrem Sohn Oliver – das Foto entstand 2018.
Iris Berben mit ihrem Sohn Oliver – das Foto entstand 2018. | Bild: Ursula Düren / dpa