Frau Engelke, Sie und Bastian Pastewka sind seit der Sat.1-„Wochenshow“ ein eingespieltes Team. Das Ende dieses Formats ist jetzt über 20 Jahre her. Ist „Perfekt verpasst“ tatsächlich die erste große fiktionale Produktion, in der Sie zusammen mitwirken?

Zumindest die erste, in der wir auch beide eine Hauptrolle spielen. Bastian war Gast in „Ladykracher“, ich war ein paar mal bei „Pastewka“ dabei, zuletzt gab es noch das Amazon-Format „LOL“, aber „Perfekt verpasst“ ist unsere erste gemeinsame Serie. Für uns hat es sich aber gar nicht wie eine Premiere angefühlt, weil wir ja seit 28 Jahren befreundet sind.

Die Serie handelt von zwei Menschen, die wie füreinander geschaffen sind, sich aber nie begegnen. Sie haben die Idee gemeinsam entwickelt. Ihre Fan-Gemeinde stellt sich das Brainstorming als gemütlichen Abend mit viel Wein und noch mehr Gekicher vor. Wie war‘s in Wirklichkeit?

Gar nicht gemütlich. Wir haben uns zweimal eine Woche lang zur Zeit des Lockdowns im Studio eines befreundeten Fotografen getroffen, sodass wir genügend Abstand halten konnten. Bastian hat zwar im Gegensatz zu mir Schreiberfahrung, aber für richtige Drehbücher brauchten wir Hilfe.

Sie werden beide als Executive Producer geführt. Was heißt das in diesem Fall?

Dass wir weitaus mehr Einfluss hatten als bei früheren Produktionen. Es war für uns beide eine völlig neue Erfahrung, derart viel Verantwortung zu übernehmen, aber so eine Position bringt natürlich auch mit sich, dass man sich eine eigene Meinung bilden und die auch vertreten muss. Für uns war vor allem interessant, dass sich unser Mitspracherecht nicht nur auf die kreativen Aspekte beschränkte, sondern auch auf die Besetzung vor und hinter der Kamera.

Der bewegendste Moment der Serie ereignet sich in Folge sieben, als sich das Paar inkognito in Köln trifft und schließlich „Africa“ von Toto singt. Sehen Sie das auch als Schüsselszene?

Uns bedeutet diese Szene in der Tat sehr viel. Die Umsetzung war nicht ganz leicht, unter anderem, weil wir gewisse musikalische Hürden zu überwinden hatten. Bastian kann zwar Klavier spielen, war aber etwas eingerostet. Immerhin singen wir beide gern. Nicht nur bei dieser Szene war auch die Bildgestaltung ganz entscheidend, denn dieser magische Moment sollte das Publikum berühren. Das alles konnte nur funktionieren, weil wir beide so eng miteinander sind und volles Vertrauen in unser Team hatten.

„Uns bedeutet diese Szene in der Tat sehr viel“, sagt Anke Engelke (hier mit Bastian Pastewka) über einen besonderen Moment in der Serie ...
„Uns bedeutet diese Szene in der Tat sehr viel“, sagt Anke Engelke (hier mit Bastian Pastewka) über einen besonderen Moment in der Serie „Perfekt verpasst“. | Bild: Ben Knabe/Prime Video

Wo ist die Szene entstanden?

In der Hotelbar des Kölner „Maritim“. Wir drehen beide gern on location, das war in diesem Fall auch ganz wichtig für die authentische Atmosphäre. Nicht authentisch war dagegen der Nebel, der durch die Szenerie waberte, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Die Luft war am Ende eines langen Drehtages mit vielen Leuten um uns herum ohnehin nicht mehr die beste. Wenn die Szene dann tatsächlich so funktioniert, wie wir uns das erhofft haben, ist das umso befriedigender.

Dass „Perfekt verpasst“ in einer Kleinstadt spielen muss, ist klar. Warum Marburg?

Das war eine dringende Bitte von Bastian. Ich war vorher noch nie da, aber er hat sich irgendwann bei einem Besuch in die Stadt verliebt, was ich gut verstehen kann, weil die Altstadt in der Tat unfassbar schön ist. Er hat die Geschichte sofort dort verortet und derart geschwärmt, dass schnell klar war: Wir drehen in Marburg.

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Was verbindet Sie und Bastian Pastewka beruflich und privat, was schätzen Sie aneinander?

Wir sind beide liebevoll aufgewachsen. Unsere Familien waren jedoch komplett medienfern. In unserer Umgebung gab es niemanden, der auch nur im Entferntesten etwas mit dem Mediengeschäft zu tun hatte. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung dafür, geerdet zu bleiben, wenn man tatsächlich eine gewisse Bekanntheit erlangt.

Wir hatten beide zunächst auch einen ganz anderen Ansatz: Ich habe auf Lehramt studiert, Bastian Pädagogik. Unser Antrieb war nicht das Streben nach Erfolg und Prominenz, sondern die Leidenschaft für den Beruf. Auch das verbindet uns bis heute. Außerdem schätzen wir beide Integrität und Zuverlässigkeit, was nicht heißt, dass zwischen uns immer die perfekte Harmonie herrscht: Wir sind durchaus auch mal unterschiedlicher Meinung.

Wer die Serie mag, wird sich fragen, wie es mit dem Paar weitergeht. Ist eine Fortsetzung möglich?

Wir hatten alle große Freude an „Perfekt verpasst“ und sind uns einig, dass es ein ganz besonderes Projekt ist. Natürlich soll das bitte nie aufhören. Aber es ist auch schön zu wissen, dass alle, die die Serie mögen und weiterempfehlen, in dieser Hinsicht ein bisschen Schicksal spielen können.