Herr Wnuk, es ist kein Geheimnis, dass Sie Ihrer früheren Lebensgefährtin Yvonne Catterfeld nach Bayern gefolgt sind, um in der Nähe ihres gemeinsamen Sohns zu bleiben. Das ZDF zeigt jetzt die Komödie „Die Bachmanns“. Sie spielen darin einen Vater, der genau das gleiche macht. Hat die Kunst das Leben imitiert?

Mit meinem Leben hat das nichts zu tun. Als wir den Film im Sommer 2023 gedreht haben, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich ein Jahr später an den Starnberger See ziehen würde. Mein Privatleben funktioniert glücklicherweise auch ganz anders als bei den Bachmanns. Eine gute Geschichte braucht Konflikte.

In dem Film geht es um die Frage, woran es liegt, wenn Patchwork-Familien nicht funktionieren. Das ist immer dann der Fall, wenn die Beteiligten ihr eigenes Ego über das Wohl der Kinder stellen oder stets zu wissen glauben, was richtig oder falsch wäre. Ein Film über mein Patchwork-Leben wäre weitestgehend konfliktfrei und somit ziemlich langweilig.

Wie sehr nervt es, wenn Interviewfragen nicht Ihrer Arbeit, sondern vor allem der Beziehung gelten?

Tatsächlich werde ich nur noch selten nach meinem Privatleben gefragt. Ich habe kein Problem darüber zu sprechen, es kommt jedoch auf den Rahmen an. Bei meinem Bühnenprogramm „Wnuk denkt laut und liest was vor“ zum Beispiel rede ich nur über mich und darüber, wo ich stehe: meine Vergangenheit, meine Gedanken, Ängste und Sorgen. Da geht‘s um Fragen wie „Was ist der Sinn der Liebe?“ und „Sucht man ab 50 nicht eher eine Pflegerin als eine Freundin?“

Im Internet gibt es Seiten, die davon leben, Gerüchte in die Welt zu setzen. Ärgert Sie das nicht?

Früher schon. Einige dieser Foren haben sich regelrecht auf mich eingeschossen und berichten ständig über mich. Das hat nichts mit Journalismus zu tun; da geht es nur darum, die Leute dazu zu bringen, eine Schlagzeile anzuklicken, um mehr Werbung zu verkaufen.

Früher habe ich bei Falschaussagen und wilden Behauptungen ziemlich oft meine Rechtsschutzversicherung in Anspruch genommen, doch das ist lange her.

Der Schauspieler Oliver Wnuk im Dezember in den Studios des WDR nach der Talkshow „Kölner Treff“.
Der Schauspieler Oliver Wnuk im Dezember in den Studios des WDR nach der Talkshow „Kölner Treff“. | Bild: Rolf Vennenbernd, dpa

Ist die Unterhaltungsbranche nicht auf Berichterstattung angewiesen? Wer nicht mehr im Gespräch ist, ist irgendwann auch nicht mehr im Geschäft.

Ich denke, es kommt ganz darauf an, was man wo machen will. Ich habe noch kein einziges Engagement bekommen, weil mein Name in einer Rätselzeitschrift das Lösungswort in einem Kreuzworträtsel ist. Für meine Karriere ist es viel wichtiger, dass meine Filme kontinuierlich im Fernsehen laufen.

Die Branche interessiert sich zwar sehr für die Follower-Zahlen ihrer Protagonisten, denn über diese Kanäle lässt sich Werbung schalten, aber ich bin mir nicht sicher, ob dies maßgeblichen Einfluss auf die Einschaltquoten hat.

Gehört es nicht zu den Kehrseiten der Popularität, dass man kaum ungestört unterwegs sein kann?

Wenn ich erkannt werden will, dann werde ich erkannt; und wenn nicht, dann nicht.

Wie lässt sich das verhindern?

Wie trete ich auf, wie wichtig nehme ich mich selbst, suche ich Augenkontakt? Und vor allem: Wo gehe ich hin? Wenn wir auf Sylt „Nord Nord Mord“ drehen und ich mit meiner Filmpartnerin Julia Brendler am Samstagabend in die „Sansibar“ gehe, dann haben wir natürlich keine Ruhe. Wenn ich dienstags um 22 Uhr eine Hafenkneipe aufsuche und mich irgendwo in eine Ecke setze, erkennt mich niemand.

„Die Bachmanns“ ist eine vergnügliche Komödie mit witzigen Dialogen und vielen auf die Spitze getriebenen Alltagssituationen. Stimmt es, dass solche Filme schwieriger zu drehen sind als Dramen?

Ja, Komödien sind in dieser Hinsicht grundsätzlich viel anspruchsvoller. Ich habe gerade die Dreharbeiten zum „Stromberg“-Kinofilm hinter mir. Das war harte Arbeit. Jeder Atemzug, jeder Blick muss perfekt sitzen, weil in Komödien eine Millisekunde darüber entscheidet, ob ein Moment sein komisches Potenzial entfaltet oder ob die Wirkung verpufft.

„Die Bachmanns“ war etwas entspannter, zumal ich als Hahn im Korb zwischen Stefanie Stappenbeck und Natalia Belitski mit zwei wunderbaren Kolleginnen arbeiten durfte. Als Ralf Husmann das Drehbuch geschrieben hat, stand schon fest, dass ich die Hauptrolle übernehme. Er kennt mich seit 20 Jahren und weiß genau, wie ich spreche und spiele.

Szene aus „Die Bachmanns“: Miriam (Stefanie Stappenbeck) und Markus (Oliver Wnuk) sind ernüchtert, da die Stimmung auf der Party trotz ...
Szene aus „Die Bachmanns“: Miriam (Stefanie Stappenbeck) und Markus (Oliver Wnuk) sind ernüchtert, da die Stimmung auf der Party trotz ihrer guten Absichten gekippt ist. | Bild: ZDF und Britta Krehl

ARD und ZDF müssen erheblich sparen. Sind Komödien wie „Die Bachmanns“ gefährdet?

Filme und Serien stellen strukturell eine weiche Masse dar, an der sich sparen ließe. Unternehmerisch, schätze ich, wird es vermutlich leichter fallen, am Programm zu sparen, als Strukturen zu verändern, Stellen abzubauen oder an den Pensionen zu schrauben.

Die ARD-Reihe „Das Leben ist kein Kindergarten“, zu der Sie die Drehbücher geschrieben haben, wird leider nicht fortgesetzt. Gibt es neue Pläne?

Es gibt vor allem andere Pläne. Es wird mir immer wichtiger, auch bei Projekten mitzuwirken, die sich ganz nah an meinem Potenzial bewegen. Das gilt für mein Bühnenprogramm genauso wie für meine Tätigkeit als Botschafter der Mentor Stiftung, die die Zukunftsperspektiven von Jugendlichen verbessern und Familien stärken will.

Ich möchte mit einem langfristig angelegten künstlerischen Projekt, das sich derzeit noch in der Planungsphase befindet, meinen Teil dazu beitragen, junge Menschen besser aufs Leben vorzubereiten. Ich werde sicher auch wieder Drehbücher schreiben und habe große Lust auf einen neuen Roman. Aber gut Ding will Weile haben.