Die Entscheidung des Robert-Koch-Instituts, Südtirol doch zum Risikogebiet zu erklären, kam spät. Zu spät. Seit mehreren Tagen gab es Hinweise auf Ansteckungen in dem beliebten Skigebiet. Die Fastnachtsferien waren gerade zu Ende.
Trotzdem lässt das angesehene Gesundheitsinstitut mehrere Tage verstreichen und reagiert noch am Tag der Entscheidung entrüstet auf die Anfrage des SÜDKURIER. Man könne doch nicht darüber spekulieren, ob eine Region zum Risikogebiet erklärt werde, hieß es am Telefon. Was das für eine Panik bei den Menschen auslösen würde. Wenige Stunden später warnt das Institut dann doch vor der Corona-Gefahr in Südtirol.
Verantwortung liegt beim Institut
Die so entstandene Verunsicherung hat sich das Robert-Koch-Institut nun selbst zuzuschreiben. Denn es beunruhigt Urlaubsrückkehrer, Besucher vor Ort und solche, deren Reise nach Südtirol noch ansteht, massiv, dass trotz Bekanntwerden der Fälle tagelang keine Risikobewertung des einflussreichen Gesundheitsinstituts vorlag.
Der verspätete Schritt könnte allein am Donnerstag zahlreiche Neuinfizierungen an Schulen und in Büros verursacht haben. Sie hätten vermieden werden können. Mitverantwortlich dafür ist das Berliner Institut. Es muss sich nun zu Recht Vorwürfe gefallen lassen. Denn erkrankten Menschen hilft das nicht. Die Epidemie in Deutschland hat ihren Lauf genommen.
Jetzt ist Besonnenheit gefragt. Zwar ist die Angst vor der Krankheit nachvollziehbar. Aber sie bleibt für einen Großteil der Menschen unbegründet. Der Krankheitsverlauf ist für viele Betroffene fast symptomfrei bis mild. Ältere, vorerkrankte Menschen hingegen sind gefährdet.
Sie sollten sich schützen, so gut es geht – und Ruhe bewahren. Deutschlands Gesundheitssystem ist besser als in vielen anderen Ländern, die Kliniken sind vorbereitet, schwererkrankte Patienten können auf eine gute Versorgung zählen.