Ach, wie sehr Vicco von Bülow alias Loriot doch Recht hatte, als er sagte: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Obwohl ein Mops wegen seines Aussehens nicht jedermanns Sache ist, würde jeder Hundebesitzer diesen Satz unterschreiben. Dass ein Mops nicht immer frisst, was ihm guttut, wusste auch schon Ernst Jandl. Erst trotzt er, dann rennt er weg und am Ende kotzt „Ottos Mops“, und man sieht diese Soße mit den kleinen festen Bröckchen förmlich in den Teppich rinnen.
Man liebt ihn, egal wie er aussieht
„Ogottogott“! Soweit ist der Mops anderen Hunden nicht unähnlich – und dem Menschen übrigens auch nicht. Wer einen Hund hat, liebt ihn, egal wie er aussieht – und wischt klaglos sein Erbrochenes weg.

In den großen Glubschaugen liegt so viel Treue, dass man Mitleid hat mit diesem kleinen Wesen, das auf seinen Beinchen und dem gedrungenen Körper schnauft wie eine Dampfwalze, weil es so schlecht Luft kriegt, und dessen Schnauze aussieht, als wäre der Mops mit Wucht gegen eine Wand gerannt. Doch er kann nicht richtig atmen, weil der Mensch ihm im Laufe der Jahre eine immer kürzere Schnauze angezüchtet hat.

Nicht nur beim Mops, bei vielen anderen Hunderassen wurde die Zucht übertrieben: So röcheln Boxer, Bulldoggen und Pekinesen durch viel zu kurze Nasen, Chihuahua-Schoßhündchen kriegen beim kleinsten Windhauch einen Zitteranfall, Dackel neigen wegen ihres langen „Fahrgestells“ zu Bandscheibenvorfällen und der ach so stolze Deutsche Schäferhund mit seinem angezüchteten abfallenden Rücken bekommt Probleme in der Hüfte.
Dass der Hund vom Wolf abstammt, könnte man bei den paar hundert Rassen und deren Aussehen glatt vergessen. Vor 15.000 bis 20.000 Jahren soll der Wolf erstmals um menschliche Behausungen geschlichen sein, weil er Beute suchte.
Wie freundlich diese erste Annäherung war, kann man sich ausmalen. Doch wie schön, dass man sich allmählich näher kam! Das wilde Tier wurde zum ältesten Haustier, später zum Jagd- und Hirtenhund.
Heute helfen Therapiehunde Menschen mit Ängsten, weisen Blinden den Weg, suchen Verschüttete unter Trümmern und Lawinen und begleiten Polizisten. Sie sind unverzichtbar.
So eine treue Seele!
Auch Martin Rütter weiß, was er am Hund hat. „Der Hund ist das einzige Tier, das in der Lage ist, einen Artfremden als vollwertigen Sozialpartner zu sehen“, lobt der prominente Hundetrainer bei einem seiner Talkshow-Besuche. „Der Hund weiß die ganze Zeit, du bist kein Hund. Aber du kannst genauso wichtig sein.“
Diese Fixiertheit auf den Menschen lässt sich wunderbar ablesen an einer typischen Szene vor dem Supermarkt: Wer versucht, ein Tier, das dort angebunden auf sein Frauchen oder Herrchen wartet, für sich zu interessieren, scheitert.
Der Hund reckt den Kopf zur Tür, wo kurz zuvor sein Herrchen verschwunden ist, wittert regungslos, die Ohren gespitzt, und würdigt den Störer keines Blickes. Sein Körper entspannt sich erst, wenn sein Besitzer zurückkehrt: Dann springt er ihm freudig mit dem Schwanz wedelnd entgegen und trabt zufrieden mit aufgerichteter Rute Seite an Seite mit ihm nach Hause.
Diese Freude, als wäre man Jahre weggewesen
Überhaupt – dieses Begrüßen. Es ist mit das Schönste, das man erleben kann. Der Hund ist als erster an der Tür, denn er freut sich immer, wenn er einen sieht – ganz im Gegensatz zu manchen Menschen. Die Freude ist so intensiv, als wäre man drei Jahre weggewesen. Schon als Kind hat man diesen Moment am meisten genossen: Nach der Schule springt einem jaulend ein wildes Fellbündel entgegen. Niemand sonst freut sich nach so kurzer Zeit mit einer solchen Begeisterung.
Sie stellen keine dummen Fragen
Außerdem stellt das Tier keine dummen Fragen, wie die Klassenarbeit gelaufen ist, oder warum das Pausenbrot noch in der Tasche steckt – nein, begeistert verschlingt es die Stulle und schmiegt sich schmusend an die Heimkehrerin. Ihm kann man alles erzählen – Sorgen, Nöte und heimliche Lieben. Schon der Schriftsteller Rudyard Kipling sagte: „Kauf einen jungen Hund, und du wirst für dein Geld wild entschlossene Liebe bekommen.“
Recht hatte er, denn im Gegensatz zum Menschen ist ein Hund immer loyal. Nie wird er irgendetwas ausplaudern von den Geheimnissen, die man ihm ins Ohr flüstert. Nirgends sind sie besser aufgehoben als bei ihm.
Auch wenn sich die Vierbeiner auf Bellen, Jaulen, Knurren und diverse Zwischentöne verstehen, sprechen können sie nur in Filmen oder Shows, so wie in den 70er-Jahren, als Loriots Wum seine Lebensweisheiten an der Seite des Elefanten Wendelin zum Besten gab. Auch wenn er auf dem Sofa aufrecht wie ein Mensch saß – die Körpersprache der Hunde ist nicht schwer zu verstehen: Aufgerichtete stolze Körper mit geradem Blick zeigen Dominanz, eine geduckte Haltung mit eingezogenem Schwanz Angst und Unsicherheit.
Bitte, bitte kraulen!
Strecken sie auf dem Rücken alle Viere von sich, demonstrieren sie Unterwürfigkeit. Als wollten sie sagen: „Bitte, bitte kraulen!“ Auch die Mimik lässt an Menschen denken. Es ist zum Piepen, wenn Hunde ihre Zähne blecken, als würden sie lachen. Das tun sie tatsächlich, wenn sie gut gelaunt sind.
Muffelig? Nein, launisch sind sie nie. Nur, wenn sie ihre Lippen so nach oben ziehen, dass die Eckzähne zu sehen sind, wird es gefährlich. Wer einen Hund hat, kennt diese Zeichen. Und auch die Denkerstirn des Deutschen Boxers, über die sich tiefe Falten ziehen. Der Schriftsteller Harry Rowohlt sagte einmal, die Boxer guckten so, weil sie so viele schwere Entscheidungen zu treffen hätten.
Hunde sind auf jeden Fall die besseren Menschen. Das Leben mit ihnen ist wunderschön: Sie sind nicht nachtragend und vereinen all das, was man sich so sehnlichst wünscht – Treue, Verlässlichkeit, Verspieltheit, gepaart mit guter Laune (außer man ärgert sie und macht ihnen das Futter streitig) – und Intelligenz.
Je nach Rasse haben sie unterschiedliche Charaktere: Da gibt es die Trödler, die Rabauken, aber auch die Feingeister. Sie zeigen sich sogar innerhalb eines Wurfs. Ganz wie Kinder einer Familie, bei denen sich die Eltern fragen, wie diese solch unterschiedliche Charaktere ausbilden können, wo sie doch die gleiche Erziehung genießen.
Wer mit einem Hund aufwächst, hat Glück und lernt fürs Leben
Für alle anderen Kinder sollte es mehr Hunde an Schulen geben. Denn niemand lehrt sie so gut, was Vertrauen ist, dass man andere nicht ärgert und sich genau mit jemandem beschäftigen muss, um ihn wirklich zu kennen. Auch Erwachsenen täten die Tiere gut, vor allem im Büro.
„Der Hund senkt Stress, Mitarbeiter gehen besser miteinander um, und der Hund freut sich auch, wenn er nicht zu Hause gelassen wird“, sagt Markus Beyer, Vorsitzender des Bundesverbandes Bürohund, in einem Interview mit dem „Spiegel“. Der Hundetrainer nennt Amazon – sonst eher kein Vorbild bei den Arbeitsbedingungen – mit 8000 Bürohunden als Beispiel. Die Tiere seien gut für die Mitarbeiterbindung und senkten das Burn-out-Risiko.
Schließlich, sagt der Hundetrainer, hätten alle US-Präsidenten der vergangenen 100 Jahre einen Hund im Büro gehabt. Mit einer Ausnahme: Donald Trump. Das erklärt so einiges.
Zum Schluss eine Bitte, analog zu Trump: Verpassen Sie Ihrem Hund nie eine lächerliche Frisur. Stecken Sie ihn nicht in alberne Klamotten, küssen ihn ab oder nehmen ihn wie einen Teddy mit ins Bett. Hunde sind und bleiben Tiere – allerdings mit dem Talent, die besseren Menschen zu sein.
Die Autorin ist mit einem wunderschönen Berner Sennenhund aufgewachsen, den sie bis heute vermisst.