Ex-Radprofi Jan Ullrich hat seine knapp 13-jährige Zeit am Bodensee endgültig beendet. Schon 2016 verabschiedete er sich nach Mallorca, nach langem Warten wurde seine 430-Quadratmeter-Villa im schweizerischen Scherzingen verkauft. „Bild Online“ hatte hierüber zuerst berichtet, der SÜDKURIER kann entsprechende Informationen jedoch nur teilweise bestätigen.

Tatsache ist: Das Anwesen mit sieben Schlafzimmern, vier Bädern und einem WC wurde tatsächlich verkauft. Allerdings nicht, wie der Bericht von „Bild“ nahelegt, in jüngerer Zeit. Sondern bereits im Oktober 2020, wie eine Sprecherin des zuständigen Makler-Büros Immoleague mit Hauptsitz in Kreuzlingen erklärt.

Das Anwesen ging an eine Privatperson. Im Exposé wird ein Kaufpreis von knapp drei Millionen Franken (rund 2,8 Millionen Euro) ausgewiesen, zuzüglich der Hälfte der Gebühren und der Handänderungssteuer (im Thurgau 1,0 Prozent der Kaufsumme). Immoleague will offiziell nur einen Preis zwischen drei bis fünf Millionen Franken bestätigen.

In dieser Villa in Scherzingen am Bodensee (Kanton Thurgau) lebte Jan Ullrich circa 13 Jahre mit seiner Familie. Hier ein Bild aus dem ...
In dieser Villa in Scherzingen am Bodensee (Kanton Thurgau) lebte Jan Ullrich circa 13 Jahre mit seiner Familie. Hier ein Bild aus dem Jahr 2019. Der Ex-Radprofi hatte seit 2017, das Haus am Schweizer Seeufer zu verkaufen. Jetzt ging es an eine Privatperson – dem Vernehmen nach für etwas mehr als drei Millionen Euro. | Bild: Andrea Stalder

Mehr als drei Millionen Franken für die frühere Ullrich-Villa

Nach Informationen des SÜDKURIER liegt die tatsächliche Summe wesentlich näher im unteren Bereich dieser Spannbreite, bei knapp über drei Millionen Franken. Aus Diskretionsgründen könne man, so Immoleague, nicht sagen, ob der Käufer die einstige Ullrich-Villa selbst bezog oder sie weitervermietet hat. Es wird jedoch von Ersterem ausgegangen.

Nach ersten Versuchen, das Haus privat zu verkaufen, übergab Jan Ullrich es in die Hände von Maklern. Immoleague ist nicht die erste für den Verkauf beauftragte Firma. Die Sprecherin sagt, es sei kein einfaches Unterfangen gewesen, einen Käufer für die Villa im Landhausstil zu finden.

Schwierige Käufersuche

„In diesem Preisbereich und bei der doch speziellen Architektur ist der Interessentenkreis nicht sehr groß“, sagt sie. Am Zustand habe das jedoch nicht gelegen. „Das Haus wurde sehr pfleglich behandelt von den Vorbesitzern.“

Wer nun dort lebt, darf sich über eine ansehnliche Heimat freuen: Meterhohe Fenster mit Panoramablick auf den See, großer Fitnessbereich plus Sauna und Solarium, beheizbarer Pool mit Gegenstromanlage.

Doping, Drogen und Skandale machten Ex-Radstar zu schaffen

Hinter dem ehemaligen Topathleten Ullrich liegen schwere Zeiten und ein gesundheitlicher Absturz. Beruflich setzt ihm die Verwicklung in den Dopingskandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes zu. Zudem trennte sich die Familie 2018, seine Frau ging mit den gemeinsamen Kindern zurück nach Deutschland.

Rund um diese Zeit kam es zu einem Streit mit seinem damaligen Nachbarn Til Schweiger. Ullrich war zwischenzeitlich festgenommen worden, weil er auf dem Grundstück des Schauspielers auf Mallorca randaliert hatte. Kurz darauf sorgte ein Verfahren für Aufsehen, weil er in einem Frankfurter Hotel eine Escort-Dame gewaltsam anging. Ullrich akzeptierte einen daraus resultierenden Strafbefehl über 7200 Euro.

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Ullrich nach eigener Auskunft auf dem Weg der Besserung

Der Ex-Radrennstar machte schließlich Alkohol- und Drogenprobleme öffentlich, ließ sich behandeln und zog sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurück. Inzwischen lebt der 47-Jährige mit seiner zehn Jahre jüngeren Freundin in Merdingen bei Freiburg. „Bild“ hatte er gesagt, dass es ihm mittlerweile wesentlich besser gehe, und seit drei Jahren keinen Alkohol mehr trinke, von den Drogen sei er ebenfalls weg.

Im Podcast seine früheren Rivalen Lance Armstrong, auch er Dopingsünder, hatte Ullrich über die Zeit 2018 gesprochen. Es sei ihm „richtig schlecht“ gegangen und er sei „auf demselben Weg wie Marco Pantani – fast tot“ gewesen. Der italienische Rad-Star Pantani starb 2004 mit nur 34 Jahren an einer Überdosis Kokain.

Ausflug in die alte Heimat

Seine frühere Schweizer Heimat scheint Jan Ullrich aber noch immer im Blick zu halten. Auf seinem Instagram-Kanal sieht man ihn in altbekannter Pose auf dem Rennrad. Am 11. Oktober postete er das Bild, das ihn den Albulapass in Graubünden hochfahren zeige.

Hinter ihm liege ein Wochenende „mit viel Sonne, vielen tollen Eindrücken und noch mehr Kilometern im Sattel“, schreibt Ullrich. „Ich bin sehr dankbar für diese traumhaften Tage. Ein weiterer Schritt zurück.“