Stefanie Eller

Sie verwandeln den Himmel in Asche, reißen Berge auf und bedrohen ganze Regionen: Vulkanausbrüche zählen zu den gewaltigsten Kräften der Natur. Kein Wunder also, dass manche Vulkane auch zu den gefährlichsten Orten der Welt gehören. In den letzten 100 Jahren haben einige dieser Ereignisse tiefe Spuren hinterlassen, sowohl in der Erde als auch in der Geschichte. Welche Vulkanausbrüche dabei zu den gefährlichsten zählen, erfahren Sie hier.

Zu den Daten

Die Angaben basieren auf der Datenbank Volcanoes of the World, die vom Global Volcanism Program am National Museum of Natural History der Smithsonian Institution herausgegeben wird. Berücksichtigt wurden dokumentierte Vulkanausbrüche zwischen den Jahren 1925 und 2025 (Stand: April), für die ein Volcanic Explosivity Index (VEI) erfasst wurde. In die Auswertung einbezogen wurden nur Ausbrüche mit einem VEI von 5 oder höher.

VEI: Das bedeutet der Volcanic Explosivity Index

Ob ein Vulkan gefährlich ist, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Lage oder der Bevölkerungsdichte in der Umgebung. Um diese Aufzählung der gefährlichsten Vulkanausbrüche dennoch vergleichbar zu machen, wurde auf den Volcanic Explosivity Index (VEI) zurückgegriffen.

Laut Angaben des U.S. Geological Survey (USGS) handelt es sich dabei um eine Skala zur Einschätzung der Stärke eines Ausbruchs. Sie basiert auf mehreren Kriterien, darunter die Menge des ausgeworfenen Materials, die Höhe der Eruptionssäule sowie Beobachtungen zur Heftigkeit der Explosion. Die Skala reicht dabei von 0 (nicht-explosiv) bis 8 (sehr stark).

Einer der gefährlichsten Vulkanausbrüche: Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai

Zu den gefährlichsten Vulkanausbrüchen der letzten 100 Jahre zählt der Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Südpazifik. Die vulkanische Aktivität begann laut dem Global Volcanism Program am 20. Dezember 2021 und gipfelte dann schließlich am 15. Januar 2022 in einem massiven Ausbruch, der auf dem Volcanic Explosivity Index (VEI) mit dem Wert 5 eingestuft wurde.

Laut Spektrum schleuderte der Hauptausbruch eine Aschewolke bis in über 30 Kilometer Höhe und löste einen Tsunami aus, der ganze Küstenabschnitte in Tonga verwüstete. Die Hauptstadt war von einer dicken Ascheschicht bedeckt, die Trinkwasserversorgung brach zusammen und Ernten wurden zerstört. Die Wucht der Explosion war so enorm, dass Druckwellen der Eruption weltweit messbar waren.

Puyehue-Cordon Caulle: Einer der gefährlichsten Vulkanausbrüche in den letzten 100 Jahren

Zu den stärksten und damit auch gefährlichsten Vulkanausbrüchen der vergangenen Jahre zählt auch die Eruption des Puyehue-Cordón Caulle in Chile. Der Ausbruch begann laut dem Global Volcanism Program am 4. Juni 2011 und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index den Wert 5.

Dem Global Volcanism Program zufolge schleuderte der Vulkan binnen weniger Tage gewaltige Aschewolken in die Atmosphäre, die sich innerhalb von zehn Tagen über die südliche Hemisphäre verteilten. Die Lava selbst blieb sogar noch fast ein Jahr später in Bewegung.

Vulkan Cerro Hudson hatte eine der gefährlichsten Ausbrüche der letzten 100 Jahre

Zu den verheerendsten Eruptionen der vergangenen Jahrzehnte zählt der Ausbruch des chilenischen Vulkans Cerro Hudson im August 1991. Laut dem Global Volcanism Program begann die bestätigte Eruption am 8. August und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index einen Wert von 5. Der Vulkan liegt in Patagonien, im Süden Chiles, und gehört zur sogenannten südlichen Anden-Vulkanzone.



Am 12. August 1991 schleuderte der Cerro Hudson dann eine gewaltige Aschewolke bis in 18 Kilometer Höhe, die sich über den Südatlantik bis nach Australien ausbreitete. Laut dem Global Volcanism Program wurde über ein Kubikkilometer vulkanisches Material ausgestoßen. Besonders gefährlich war der hohe Fluorgehalt in der Asche, der zehntausende Weidetiere in der Region bedrohte.

Die gefährlichsten Vulkanausbrüche der letzten Jahre: Ausbruch vom Pinatubo

Der Ausbruch des Mount Pinatubo auf den Philippinen gilt als der stärkste bestätigte Vulkanausbruch der vergangenen 100 Jahre. Denn laut Angaben des Global Volcanism Program begann die Eruption am 2. April 1991 und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index die Stufe 6: Ein Wert, der nur bei besonders heftigen Ausbrüchen vergeben wird.

Dieser starke Vulkanausbruch brachte schwere Folgen mit sich. Eine riesige Aschewolke stieg laut US Geological Survey bis zu 40 Kilometer in die Atmosphäre auf, Asche und Schlamm verwüsteten weite Landstriche. Dächer stürzten unter der Last zusammen, Infrastruktur wurde zerstört, und selbst weit entfernte Regionen waren vom Ascheregen betroffen. Dabei kamen über 840 Menschen ums Leben, die meisten durch einstürzende Gebäude.

Vulkan El Chichón: Einer der gefährlichsten Ausbrüche der letzten Jahre

Im Jahr 1982 kam es in Mexiko zum Ausbruch des Vulkans El Chichón. Laut dem Global Volcanism Program setzte die Eruption am 28. März ein und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index die Stufe 5. Damit zählt dieser Ausbruch ebenfalls zu den heftigsten Vulkanausbrüchen der vergangenen 100 Jahre.

Laut Angaben des Global Volcanism Program schleuderte der Ausbruch eine gewaltige Aschewolke bis in 17 Kilometer Höhe. In umliegenden Orten wie Pichucalco lagen bis zu 15 Zentimeter Asche, zahlreiche Menschen kamen durch Explosionen, Brände und einstürzende Gebäude ums Leben. Zehntausende flohen, Felder wurden zerstört und Weidetiere fanden wegen der Asche kein Futter mehr.

Mount St. Helens: Eine der gefährlichsten Ausbrüche der letzten 100 Jahre

Auch in den USA ereignete sich in den vergangenen 100 Jahren ein Vulkanausbruch, der zu den stärksten und damit gefährlichsten seiner Art gehört: der Ausbruch des Mount St. Helens im Bundesstaat Washington. Laut Angaben des Global Volcanism Program begann die vulkanische Aktivität am 27. März 1980 und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index den Wert 5.

Dem U.S. Geological Survey zufolge begann der verheerende Ausbruch am Mount St. Helens mit einem Erdbeben, das am 18. Mai 1980 einen großen Teil der Nordseite ins Rutschen brachte. Durch den plötzlichen Druckabfall im Inneren des Vulkans kam es zu einer seitlichen Explosion, die mit großer Wucht ganze Wälder niederwalzte. Zusätzlich verwandelten sich Schmelzwasser und Geröll in Schlammlawinen, die Brücken zerstörten und Täler überfluteten.

Die gefährlichsten Vulkanausbrüche der letzten 100 Jahre: Ausbruch des Agung

Der letzte große Ausbruch des Vulkans Agung gehört zu den gefährlichsten und schwersten der vergangenen Jahrzehnte weltweit. Laut Angaben des Global Volcanism Program ereignete sich die Eruption am 18. Februar 1963 und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index die Stufe 5.Die Eruption des Gunung Agung hatte weitreichende Folgen für die Region. Laut Angaben der Earth System Knowledge Platform verloren dabei zwischen 1000 und 2000 Menschen ihr Leben. Durch die Ausbrüche wurden weite Gebiete rund um den Vulkan von Schlammströmen und heißem Vulkanmaterial überrollt, zahlreiche Siedlungen in Hanglage wurden dabei zerstört.

Ausbruch des Bezymianny: Eine der gefährlichsten Vulkanausbrüche der letzten Jahre

Im Jahr 1955 begann im Osten Russlands der Ausbruch des Vulkans Bezymianny. Wie das Global Volcanism Program berichtet, handelte es sich dabei um einen der heftigsten bestätigten Vulkanausbrüche der damaligen Zeit. Die vulkanische Aktivität begann am 22. Oktober 1955 und erreichte auf dem Volcanic Explosivity Index den Wert 5.

Der Bezymianny zählt zu den aktivsten Vulkanen auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Wie das Global Volcanism Program berichtet, begann nach rund 1000 Jahren Ruhe im Jahr 1955 eine neue Phase vulkanischer Aktivität. Besonders der Ausbruch von 1955 veränderte das Erscheinungsbild des Vulkans drastisch: Denn eine Explosion ließ den Gipfel teilweise einstürzen und riss einen breiten Krater in den Vulkan.

Die gefährlichsten Vulkanausbrüche: Ausbruch des Kharimkotan

Der Ausbruch des Vulkans Kharimkotan im Januar 1933 war der früheste bestätigte Vulkanausbruch der vergangenen 100 Jahre, der auf dem Volcanic Explosivity Index mit der Stufe 5 bewertet wurde. Laut Angaben des Global Volcanism Program begann die Eruption am 8. Januar auf der gleichnamigen Insel im Osten Russlands.

Der Ausbruch veränderte das Erscheinungsbild der Insel Kharimkotan nachhaltig. Laut Angaben des Global Volcanism Program stürzte dabei der zentrale Vulkankegel ein und löste einen gewaltigen Erdrutsch aus, der ins Meer gelangte. Die dadurch entstandene Flutwelle erreichte auch benachbarte Inseln und führte zum Tod von zwei Menschen.

Übrigens: Mehr über Rekorde erfahren Sie in unseren Artikeln zu den verheerendsten Naturkatastrophen der Geschichte, den höchsten Tsunamiwellen aller Zeiten und den größten Erdbeben Europas.