Giovanni Zarrella ist ein ausgesprochen fröhlicher Mensch. Wenn er aber von der Zeit von 2005 bis 2019 erzählt, dann kippt die Stimmung ein wenig – wie ein Popsong, der plötzlich in eine Moll-Tonart rutscht, in eine melancholische Seitenstraße. „Natürlich habe ich mich oft gefragt, ob ich noch einmal den großen Durchbruch als Solokünstler schaffe“, sagt er. „Meine Karriere war speziell.“
Das lässt sich so sagen. Der 47-Jährige ist heute einer der bekanntesten Unterhalter des Landes, im ZDF ist die „Giovanni Zarrella Show“ eine Institution. Was leicht vergessen wird, ist, dass der Mann mit dem notorischen Lächeln dafür so einige Karriere-Karussellfahrten überstehen musste.
Sehnsucht nach Italien zieht in Deutschland gut
Mitte der Nullerjahre zerbrach seine Casting-Band Bro‘Sis – Zarrella versuchte sich danach in verschiedenen Rollen, mit wechselndem Erfolg. Erst 2019 gelang ihm mit dem Album „La vita è bella“ ein Befreiungsschlag. Der Kniff: Er sang schon bekannte Hits auf Italienisch.
Nun will Zarrella seine späte Erfolgsgeschichte als Solosänger fortschreiben – mit einer neuen Nuance. Gerade ist sein neues Album „Universo“ erschienen. Das Besondere: Erstmals hat er selbst an allen Songs mitgeschrieben.
Warum das nicht früher geschehen ist? „Vielleicht hatte ich einfach noch nicht genug Geschichten, die ich erzählen wollte und konnte“, sagt er. Nun sei das aber anders. „Mein Universum fühlt sich mittlerweile komplett an – mit vielen schönen Momenten, aber auch solchen, in denen ich kämpfen musste.“
Viele Lieder auf „Universo“ vermitteln sehr schnell sehr gute Laune, der Stil erinnert an Italo-Disco-Pop aus den 80ern. „Der Sound sollte nach Italo Disco klingen – aber nach 2025“, erklärt Zarrella.
Auch wenn er, Jahrgang 1978, zu den damaligen Italo-Heroen emotional eine fast zärtliche Beziehung verspürt. „Ricchi e Poveri, Al Bano & Romina Power, Pupo, Umberto Tozzi, Toto Cutugno – die hatte ich ständig in meinen Ohren“, erzählt er. „Die liefen bei meinem Papa und bei meiner Mama in der Pizzeria rauf und runter. In Hechingen im schönen Schwabenland.“
Wenn man so will, ist das Album Ausdruck einer Souveränität, die er sich mit den Jahren erarbeitet hat. „Von 2005 bis 2019 gab es Phasen, da schien mir mein Traum zu entgleiten“, sagt Zarrella.
Aber kleine Momente hätten ihn weitermachen lassen – mal die Moderation einer Sendung, mal ein Auftritt im „Fernsehgarten“. Und der Rückhalt in seinem Umfeld. Und heute? „Die Last und auch Sorge, die mich jahrelang begleitete, ist wie weggewischt“, sagt er. Er habe wohl einfach mal erleben müssen, auch als Solokünstler „etwas wert“ zu sein. (dpa)