1 Die Auswahlkriterien sind völlig intransparent

Wie Robert-Koch-Institut (RKI), Bundesgesundheitsministerium und Auswärtiges Amt die Risikogebiete ausknobeln, ist unbekannt. Das Infektionsgeschehen spielt eine Rolle, jedoch sind teilweise stark betroffene Gebiete keine Risikoregionen, schwächer betroffene aber schon. Da die Behörden Aufklärung gegenüber der Öffentlichkeit aktiv verweigern, kommt hier schnell der Eindruck der Willkür auf.

Bild 1: Der RKI-Flickenteppich: Fünf Gründe, warum die Ausweisung ständig neuer Risikogebiete nicht zielführend ist
Bild: Stefan Puchner/dpa

Mehrfach wurden Gebiete erst viel zu spät und auf Mediendruck zu Risikogebieten erklärt, etwa Südtirol im Frühjahr oder Kroatien im Sommer. Zwischen tatsächlichem Ansteckungsgeschehen im Ausland, der Testung, der statistischen Erfassung und der oft nur wöchentlich vorgenommenen deutschen Risikogebietsentscheidung vergeht ohnehin viel zu viel Zeit.

2 Nicht-Risikogebiete gaukeln falsche Sicherheit vor.

Ein Partywochenende in Zürich? Kein Problem, auf geht‘s! Ein Wochenende auf dem einsamen Berghaus in Vorarlberg? Oh wei, oh je, Risikogebiet, Test, Quarantäne. Was für eine Ungerechtigkeit.

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Fakt ist: Reisen ist derzeit immer ein gewisses Risiko. Und es liegt in der Hand des Einzelnen, wie er damit umgeht. Die jetzigen Regeln sprechen den Menschen aber jegliche Fähigkeit ab, sich auch in gefährdeteren Regionen vernünftig zu verhalten.

3 Kontrolle ist unmöglich

Waren Sie 47 Stunden oder eine Woche in Vorarlberg, sind Sie quarantänepflichtig oder nicht? Tja, wer soll das wissen? Wer keine Lust auf Vernunft hat, kann die Regeln bei per Auto erreichbaren Regionen jederzeit umgehen.

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Und da es bei der Quarantäne derart viele Ausnahmen gibt, können auch Menschen, die direkt im Risikogebiet wohnen, dann eben doch jederzeit einreisen und machen, was sie wollen. Dass die lokalen Ordnungsämter – die für die Überwachung zuständig wären – einen besonderen Kontrolldruck aufbauen können, ist ohnehin kaum vorstellbar.

4 Das Inland fehlt

Kurios wird die Liste auch dadurch, dass sie nur für das Ausland gilt. In den Corona-Brennpunkt Hamm könnte man ja beispielsweise jederzeit fahren, ohne dass das irgendwelche Konsequenzen hätte. Oder in München ein paar Maß in geselliger Runde zischen.

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Im Inland scheint man dann doch auf das Verhalten der Menschen zu vertrauen, im Ausland nicht – kaum nachvollziehbar.

5 Es gäbe bessere Modelle

Derzeit gibt es in jedem EU-Land einen eigenen Flickenteppich an Risikogebieten, den kein Mensch überblicken kann. Es ist ein neuerliches Versagen Europas, hier keine gemeinsame Lösung gefunden zu haben. Denkbar wäre ein tagesaktuelles, zentrales Portal für den Kontinent, das alle europäischen Regionen hinsichtlich des Infektionsgeschehens bewertet – anhand der Infektions- und Testzahlen, Hospitalisierungen, Gegenmaßnahmen vor Ort. Auf dieser Basis könnten dann abgestufte Reise- und Quarantäneregeln bis hin zu Reisesperren getroffen werden. Dabei darf die Vernunft der Menschen nicht unterschätzt werden.