Mit großer Spannung wurde das Rennen zwischen Ministerpräsident Hendrik Wüst und seinem SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty in Nordrhein-Westfalen erwartet. Der große Sieger des Wahlabends ist aber keiner der zwei Männer, sondern eine Frau: Mona Neubaur.

Sie führt die Grünen zu einem herausragenden Ergebnis an Rhein und Ruhr, es liegt rund dreimal höher als noch vor fünf Jahren.

Mona Neubaur (r), NRW-Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, und Felix Banaszak (l), Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in ...
Mona Neubaur (r), NRW-Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, und Felix Banaszak (l), Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Nordrhein-Westfalen, jubeln nach den ersten Prognosen bei der Wahlparty der Grünen | Bild: Friso Gentsch, dpa

Abgesehen davon, dass die Grünen mit ihren Kernthemen gerade voll im Zeitgeist liegen, haben sie einen wirkungsvollen Wahlkampf gemacht und profitieren im Gegensatz zu den anderen Parteien von der Popularität ihrer Parteifreunde im Bund: Annalena Baerbock und Robert Habeck.

Reicht es für Rot-Grün?

Damit werden die Grünen in Nordrhein-Westfalen mit großer Wahrscheinlichkeit Teil der nächsten Landesregierung sein und mitentscheiden, wer künftig Ministerpräsident sein wird. Hendrik Wüst hat mit der CDU zwar das stärkste Ergebnis eingefahren und wird zu Koalitionsgesprächen einladen.

Der bisherige NRW-Ministerpräsident und CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, bei der Wahlparty
Der bisherige NRW-Ministerpräsident und CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, bei der Wahlparty | Bild: Oliver Berg

Aber dass die Grünen schnell in einer Partnerschaft mit der Wüst-CDU einschlagen werden, ist nicht zu erwarten, denn theoretisch könnte es auch noch zu einer Regierung mit den Sozialdemokraten reichen. Die wollten die Macht in Nordrhein-Westfalen zurückerobern, kassieren aber das schlechteste Ergebnis in der Geschichte des Bundeslandes.

Die SPD sollte sich in Zurückhaltung üben

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert mühte sich zwar spontan um eine positive Sicht der Dinge und reklamierte Anspruch auf den Einzug in die Staatskanzlei – wer aber so eine herbe Niederlage kassiert, sollte den Wähler nicht an der Nase herumführen und sich lieber in Zurückhaltung üben. Wilde Worte jedenfalls wirken an so einem Abend unangemessen. Nach dem Höhenflug der SPD nach der Bundestagswahl und der Wahl im Saarland ist die Partei wieder hart gelandet.

Mit ähnlich harten Wahrheiten muss sich auch die FDP beschäftigen. Im angestammten Bundesland des Bundesvorsitzenden Christian Lindner rauscht das Ergebnis in den Keller, die Partei fliegt aus der Regierung. Die bitterste Zahl des Abends ist aber die Wahlbeteiligung, die rund zehn Prozentpunkte unter der Wahl von vor fünf Jahren lag. Woran das liegt, muss aufgearbeitet werden. Denn nicht zur Wahl zu gehen, ist auch eine Entscheidung.