Dieser Tag hat sich seit langem angebahnt. Trotzdem hinterlässt er jetzt, da er gekommen ist, nur Fassungslosigkeit. Der russische Präsident macht ernst, die Ukraine steht in Flammen. In Europa herrscht Krieg – mit unabsehbaren Folgen für alle Beteiligten. Putin nimmt sie in Kauf.
Alles war Zeitverschwendung
Wie sich zeigt, hatte er nie vor, ernsthaft zu verhandeln: Dieser Feldzug ist seit langem geplant. Seine Gespräche mit Biden, Macron und Scholz – alles Fassade, alles Täuschung, alles Zeitverschwendung. Der Kremlchef ist fest entschlossen, die Landkarte in Europa zu seinen Gunsten neu zu zeichnen. Wer sich ihm in den Weg stellt, wird niedergewalzt.

Aus westlicher Sicht mutet die Entscheidung zum Krieg wie die Tat eines Übergeschnappten an. Aber Putin folgt anderen Gesetzen. Seine Entscheidung zum Krieg zeigt, wie wenig er vom Westen hält. Amerika ist kriegsmüde, Europa handlungsunfähig, die Nato in seiner Wahrnehmung ein Papiertiger. Von glaubhafter Abschreckung kann unter diesen Umständen keine Rede sein.
Die hilflosen Beschwichtigungsversuche der vergangenen Wochen können ihn in dieser Sichtweise nur bestätigt haben: Mehr als Friedensappelle und verspätete Sanktionen hat der Westen nicht zu bieten. Die Ukraine ist Putin wehrlos ausgeliefert, deshalb greift er zu.
Mit ihrer bisherigen Strategie kommen die Nato-Staaten daher nicht weiter. Putins Vorgehen zwingt den Westen, Optionen auf die Tagesordnung zu rücken, die in Moskau mehr Eindruck hinterlassen. Zu lange hat Europa die Ukraine mit ihrem verzweifelten Ruf nach Waffenhilfe abprallen lassen. Das wird ihr nun zum Verhängnis. Künftig braucht es klarere Stoppschilder – bevor Putins Blick auf weitere Länder fällt.