Es wird zumindest etwas jugendlicher: Im neuen Landtag von Baden-Württemberg werden vermehrt Politiker unter 30 Jahren mitwirken. Bei den Grünen haben sich durch die Wahl Mitte März drei Mitzwanziger einen Platz in Stuttgart gesichert. Einer davon ist Niklas Nüssle aus dem Kreis Waldshut. Der 26-Jährige ist sogar nur der drittjüngste Abgeordnete seiner Partei.
Bei der FDP zieht Alena Trauschel aus Ettlingen ein. Mit 22 Jahren ist sie die jüngste Abgeordnete in der Geschichte des Landtags. Dennoch zählen Nüssle und Trauschel nach wie vor zu den Ausnahmen. Aber warum gibt es eigentlich so wenig junge Leute in die Landespolitik?
Weber zählt mehrere Gründe auf
Laut Reinhold Weber gibt es viele Gründe. „Berufsplanung und Politikverdrossenheit“, zählt er auf SÜDKURIER-Anfrage auf. Zudem müssten Abgeordnete in aller Regel lange Jahre den Weg durch die Parteiinstanzen gehen und harte Kärrnerarbeit leisten, bis sie als Kandidaten aufgestellt werden, betont der stellvertretender Direktor der Landeszentrale für politische Bildung.
„Das schreckt junge Menschen vielleicht eher ab“, stellt er fest. Die Parteien müssten sich seiner Ansicht nach fragen: Sind wir attraktiv für junge Menschen? Geben wir ihren Interessen genügend Raum? Sprechen wir überhaupt ihre Sprache und haben wir echtes Interesse an ihren Themen?
Junge Generation im Landtag „wieder politischer“
Immerhin scheine sich in den vergangenen Jahren manches verändert zu haben. „Die junge Generation ist wieder politischer“, analysiert Weber. Das bestätigen auch die Zahlen der Altersstruktur im Landtag. Denn bisher gab es parteiübergreifend keinen Abgeordneten unter 25 Jahren und nur einen unter 30. Ab Mai, wenn der neu gewählte Landtag antritt, wird sich das mit Trauschel, Nüssle & Co. nun ändern. Egal ob es Klimaschutz, Bildung, Wohnen, Politik oder auch Rente – Weber betont: „Viele junge Menschen wissen längst, dass dies Fragen von enormer Bedeutung für ihre eigene Zukunft sind.“
Er sieht eine positive Entwicklung: „Die parlamentarische Arbeit profitiert davon, wenn möglichst viele Perspektiven auch persönlich im Parlament vertreten sind.“ Doch was verändert sich konkret, wenn vermehrt junge Politiker dabei sind? Sie würden die Interessen laut dem Experten „authentischer vertreten“. Zudem seien sie Vorbild für ihre Generation und würden zeigen: „Hier im Parlament kann man etwas erreichen.“
Ein „Jein“, ob gute Politik von der Altersstruktur abhängt
Aber hängt gute Politik auch davon ab, ob die jeweilige Altersgruppen gut im Parlament vertreten sind – wie auch bei Berufsgruppen oder Geschlechtern? „Grundsätzlich jein“, antwortet Weber.
Abgeordnete seien immer Vertreter der gesamten Bevölkerung. Sie hätten ja kein Mandat, dass sie an eine Interessengruppe bindet. „Junge Politiker müssen auch gute Politik für Senioren machen können.“ Andersrum gelte das aber natürlich genauso.
Die gesunde Mischung
Dennoch sei es gut, wenn alle Generationen gut im Parlament vertreten seien. Denn sie könnten „ihre Themen auch mit eigener Erfahrung, vielleicht auch mit größerer Nähe zur betroffenen Bevölkerungsgruppe einbringen“, so Weber. Das gelte für junge Menschen genauso wie für mehr Frauen. Die gesunde Mischung mache es aus.