Lukas von Hoyer

Länger leben, am besten ewig. Dieser Traum ist in der Gesellschaft weit verbreitet. Ein Rezept für das ewige Leben hat die Wissenschaft noch nicht schreiben können, doch Forschende haben nun zumindest ein Mittel gefunden, welches den Alterungsprozess verlangsamen kann. Genauer gesagt handelt es sich um ein Vitamin, welches die meisten Menschen kennen dürften.

Studie: Vitamin D3 verlangsamt den Alterungsprozess

Vitamin D kann den menschlichen Alterungsprozess verlangsamen. Genauer gesagt Vitamin D3. Zu dieser Erkenntnis kommen Forschende der renommierten Harvard University im Rahmen der Studie VITAL, die im American Journal of Clinical Nutrition erschien. „VITAL ist die erste groß angelegte und langfristige randomisierte Studie, die zeigt, dass Vitamin-D-Präparate die Telomere schützen und die Telomerlänge erhalten“, erklärte die Leiterin der Studie JoAnn Manson.

Die Telomere stellen eine Art Biomarker dar. Ihre Länge hilft bei der Beurteilung des biologischen Alters und bei der Abschätzung der immunologischen Leistungsfähigkeit des Organismus. „Verändern sich Telomere in ihrer Länge, spiegelt sich das direkt in unserer Hirnstruktur“, erklärt die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Wenn eine Verkürzung auftritt, beispielsweise durch eine hohe Stressbelastung, weist das auf einen schnellen Alterungsprozess hin. Längere Telomere können demnach auf einen verzögerten Alterungsprozess hindeuten.

Die Leukozyten Telomerlänge (LTL) wurde im Rahmen der Studie durch 2571 Proben von 1031 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem Zeitraum von vier Jahren gemessen. Manche Probandinnen und Probanden bekamen eine Vitamin-D3-Supplementierung, andere ein Placebo. Die Forschenden stellten fest, dass die Verkürzung der LTL bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Vitamin-D3-Supplementierung im Vergleich zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die das Placebo erhielten, signifikant war. „Eine vierjährige Supplementierung mit 2000 IE/Tag Vitamin D3 verringerte die Telomerabnutzung um 140 bp“, heißt es in der Studie. Die Abkürzung bp steht für den Begriff der Basenpaare.

Einfacher gesagt: Die Forschenden sehen einen Zusammenhang zwischen der täglichen Einnahme von Vitamin D3 und einer verringerten Zellalterung. Und noch einfacher: Wer Vitamin D3 zu sich nimmt, bleibt jünger – zumindest, was das biologische Alter angeht.

Außerdem habe die Studie gezeigt, „dass Vitamin D Entzündungen und das Risiko ausgewählter chronischer Alterskrankheiten wie fortgeschrittener Krebs und Autoimmunkrankheiten verringert“, sagt Manson.

Vitamin D hält jung: Doch wie viel sollten Sie zu sich nehmen?

Die Zunahme von Vitamin D kann in verschiedenen Formen erfolgen. Zunächst ist da die Sonne, denn mithilfe von UV-Strahlung kann der Körper Vitamin D bilden. Es gibt zudem einige Lebensmittel, die viel Vitamin D enthalten. Vitamin D3 befindet sich vornehmlich in Produkten tierischen Ursprungs, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Beispielsweise in Eiern, Milch, Käse und Butter. Veganer können aber beispielsweise auf Vitamin-D3-Kapseln zurückgreifen. Laut RTL können diese in Drogerien bereits zum Preis von vier Cent pro Tagesdosis erworben werden.

Sie sollten allerdings aufpassen, nicht zu viel Vitamin D zu sich zu nehmen. Eine Überdosis kann zu Symptomen wie Bauchkrämpfen und Übelkeit führen, aber auch Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Nierenschäden nach sich ziehen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) angibt. Doch wie viel Vitamin D ist zu viel?

Eine klare Angabe ist nicht zu machen. Jeder Mensch habe „seine eigene Vitamin-D-Schuhgröße“, erklärte Helena Orfanos-Boeckel Nephrologin und Stoffwechselexpertin, unserer Redaktion. Die DGE gibt 800 Internationale Einheit (IE) als Maximum an. Die Endocrine Society sieht die Reichweite bei Erwachsenen zwischen 1500 und 2000 IE. Orfanos-Boeckel ordnet ein: Die Toleranz hängt von vielen Faktoren ab, die vom Lebensstil bis zum Wohnort reichen.