Ruhig grast das argentinische Polopferd Hidalgo am Spielfeldrand. „Ratsch“ macht es, dann sind Kaugeräusche zu hören. Außer seinem gelegentlichen Schnauben ist an diesem Frühsommertag auf dem Ettikoner Hof alles friedlich still.

Doch schon am 24. und 25. Mai kommt Leben in den Küssaberger Ortsteil. Dann veranstaltet der Polo Club Ettikoner Hof nämlich den Küssaburg-Cup. An zwei Spieltagen galoppieren hier dann muskulöse Pferde über das 220 mal 110 Meter große Feld, Reiter schwingen vom Rücken ihres Polopferdes aus ihre Sticks – und versuchen die Bälle in das gegnerische Tor zu manövrieren.

Möglich macht dieses öffentliche Event, das bei freiem Eintritt auf viele große und kleine Besucher hofft, der 2024 gegründete Verein Polo Club Ettikoner Hof. Dessen Vorsitzende ist Maria-Teresa Miccoli (37). Sie schwärmt: „Wenn Dich die Liebe zu diesem Sport einmal packt, dann kommst Du da nicht mehr raus.“

Maria-Teresa Miccoli ist die Vorsitzende In Küssaberg-Ettikon gibt es seit 2024 einen Poloclub.
Maria-Teresa Miccoli ist die Vorsitzende In Küssaberg-Ettikon gibt es seit 2024 einen Poloclub. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Sie selbst kam vor rund vier Jahren erstmals mit dem Pferdesport in Berührung: „Zufällig bin ich als Zuschauerin am Spielfeldrand gelandet und ich war sofort gefesselt“, sagt sie, „wie sich Pferd und Reiter im Einklang miteinander auf dem Spielfeld bewegen ist einfach faszinierend!“

Polo ist wie Hockey auf dem Pferd

Normalerweise spielen beim Polo je vier Mensch-Pferd-Teams gegeneinander. Weil das Feld in Ettikon etwas kleiner ist als üblich, spielen hier drei gegen drei. „Ein bisschen könnte man es wie Hockey auf dem Pferd beschreiben“, sagt Miccoli, „es geht darum Tore zu schießen.“

So funktioniert Polo

Der 7,6 bis 8,9 Zentimeter große Ball ist aus Holz oder Kunststoff, die Poloschläger werden Stick oder Mallet genannt, variieren je nach Pferdestockmaß und Spielervorlieben zwischen 120 und 137 Zentimetern und sind aus Bambus. Ein Spiel ist in vier 6,5 Minuten lange Spielabschnitte, sogenannten „Chukkas“, aufgeteilt.

2024 hat der Polo Club Ettikoner Hof erstmals Turniere im Landkreis Waldshut veranstaltet. Mit Pferd, Reiter, Ball und Tor geht es in ...
2024 hat der Polo Club Ettikoner Hof erstmals Turniere im Landkreis Waldshut veranstaltet. Mit Pferd, Reiter, Ball und Tor geht es in diesem Mannschaftssport zur Sache. | Bild: Partyamigo

„Jedes Pferd darf maximal zwei Chukkas spielen, um sich zu regenerieren“, erklärt Miccoli, „deshalb reitet jeder Polospieler während eines Spiels auf mindestens zwei verschiedenen Pferden.“ Polopferde sind in der Regel in Argentinien gezüchtete Pferde, die Gene von Criollos und englischen Vollbllut-Rennpferden haben.

2024 hat der Polo Club Ettikoner Hof erstmals Turniere im Landkreis Waldshut veranstaltet. Mit Pferd, Reiter, Ball und Tor geht es in ...
2024 hat der Polo Club Ettikoner Hof erstmals Turniere im Landkreis Waldshut veranstaltet. Mit Pferd, Reiter, Ball und Tor geht es in diesem Mannschaftssport zur Sache. | Bild: Partyamigo

Man sagt ihnen Schnelligkeit, Wendigkeit und ein sanftes Gemüt zu. „Polo-Ponys werden speziell ausgebildet und wissen, was auf dem Spielfeld zu tun ist“, sagt die Vorsitzende, „dennoch sollte man gut reiten können – auch um bei schnellem Spielverlauf sicher im Sattel zu bleiben und sich selbst nicht zu verletzen.“ Nur wer galoppiert, riskiert nicht vom Schiedsrichter wegen eines Fouls abgepfiffen zu werden.

Mitglieder aus Deutschland und der Schweiz

Aktuell hat der Verein 14 deutsche und Schweizer Mitglieder. Nicht alle spielen Polo, manche genießen auch einfach die Gemeinschaft, helfen bei der Spiel-, Vereins- und Turnierorganisation. „Im Verein ist uns das Miteinander besonders wichtig“, sagt Maria-Teresa Miccoli, die selbst gerne leidenschaftlich ab und an zum Spaß Polo spielt.

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„Wir grillen gemeinsam, in Argentinien – wo Polo ein Volkssport ist – nennt man das Asado. Wir lachen, haben Spaß – und teilen alle die Liebe zu den Tieren.“ Mitglied Anna Grund (43) hat selbst erst vor drei Jahren angefangen zu reiten. „Weil mein Pferd ein erfahrenes Polopferd ist, habe ich zu dieser schönen Sportart gefunden“, sagt sie und will anderen Mut machen, „man ist nie zu alt, um Neues auszuprobieren.“

Polo ist als Sportart einzigartig

Miccoli und Grund werden am Küssaberg Cup die Organisation übernehmen. „Viele halten Polo für einen sehr elitären Sport – das ist schade“, sagt Miccoli, „mit dem Cup wollen wir den Menschen Berührungsängste nehmen und zeigen, wie schön diese Sportart ist.“

Denn in vielerlei Hinsicht ist Polo einzigartig: Es ist der einzige Pferdesport, der in Mannschaften gespielt wird, und diese sind weder nach Altersklassen noch nach Geschlechtern getrennt. „Rein theoretisch kann also die ganze Familie gemeinsam Polo spielen – und das ist etwas ganz Besonderes!“

Laut der Geschäftsstelle des Deutschen Polo-Verbands mit Sitz in München gibt es in Deutschland aktuell 400 aktive Polo-Spieler – Tendenz steigend. Immer mehr Jugendliche würden den Sport für sich entdecken, Wachstum gibt es derzeit vor allem bei den Frauen mit eigenen Meisterschaften.

„Polo hat sich längst zu einer breiteren Sportart entwickelt – ähnlich wie Golf, das früher als exklusiver Sport für Reiche galt. Heute spielen Menschen aller Altersgruppen Polo. Während es früher nur mit eigenem Pferdebesitz möglich war, in den Sport einzusteigen, bietet die heutige Struktur deutlich niedrigschwelligere Zugänge“, erklärt Oliver Winter, Präsident des Deutschen Polo-Verbandes auf Nachfrage.

Immer mehr Spielerinnen und Spieler würden die Möglichkeit nutzen, Pferde bedarfsweise zu mieten, um Kosten überschaubar zu halten. „Auch Modelle wie Reitbeteiligungen oder sogenanntes „Horse Sharing“ eröffnen neue Wege, den Polosport flexibel und ohne großen logistischen Aufwand auszuüben“, so Winter.

Sonnenschein und ganz viel Spaß: Im vergangenen Jahr fanden erste Turniere auf dem Feld des Ettikoner Hofes statt. Bei der Siegerehrung ...
Sonnenschein und ganz viel Spaß: Im vergangenen Jahr fanden erste Turniere auf dem Feld des Ettikoner Hofes statt. Bei der Siegerehrung freuten sich die Spieler. | Bild: Partyamigo

Miccoli und Grund hoffen für den Cup am Wochenende vor allem auf schönes Wetter und auf gutgelaunte Besucher. „2024 mussten wir Turniere mehrfach verschieben, weil es geregnet hat. Sobald der Boden feucht ist, ist das Verletzungsrisiko zu groß“, sagt Miccoli. Spielsaison ist je von April bis September, wenn der Boden die besten Bedingungen bietet.

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