Die Alb ist eine raue Gegend, die Temperaturen sind im Winter noch etwas tiefer als anderswo – und die Kicker des 1. FC Heidenheim sind widerborstige Gesellen, die von einem cleveren Strategen namens Frank Schmidt angeführt werden.

So ist es, weshalb Freiburgs Trainer Christian Streich vorab gewarnt hatte: Dass man auf der Hut und jederzeit fokussiert sein müsse, „denn sonst fressen sie uns auf“. Und dann? Die Freiburger fühlten sich lange Zeit sicher auf der Siegerstraße – und waren am Ende aufgefressen.

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Kapiert hatten es Ersatzkapitän Maximilian Eggestein & Co. nicht, wie aus einer 2:1-Führung noch eine 2:3-Niederlage werden konnte, mit „bitter“ über „sehr bitter“ bis zu „sehr, sehr bitter“ begannen ihre Sätze, Gründe benennen, die aus drei Punkten null machten, konnten sie nicht.

Der Trainer setzte einen drauf und sprach von „extrem bitter, dass du so verlierst“, aus einem ernsten wurde rasch ein sehr, sehr extrem garstiger Gesichtsausdruck und schon fügte Streich an: „Aber ich weiß warum, und das ist gut.“

Klare Worte vom Trainer

Es werde mit „zwei, drei Herren“ ernsthafte Gespräch geben wegen „Fehlverhalten in der Offensive wie auch in der Defensive“. Streich könnte Roland Sallai gemeint haben, der aufs Tor geschossen hatte anstatt den freistehenden Michael Gregoritsch zu bedienen.

Er könnte die eingewechselten Noah Weißhaupt und Junior Adamu gemeint haben, die vor den Gegentoren zum 2:2 und 2:3 keine Verteidigungsaufgaben wahrgenommen hatten. Genauso gut hätten Manuel Gulde und Kiliann Sildillia gemeint sein können, die beim 2:2 schlecht ausgesehen hatten.

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Aber das wären dann ja schon fünf Kandidaten und nicht nur „zwei, drei“. Fakt ist, die Niederlage trübt zum Jahresende die Bilanz – eine Bestandsaufnahme:

Erstens: 24 Punkte nach 16 Spielen sind eine gute Ausbeute, 27 wären eine hervorragende gewesen. Sollte Spiel 17 zum Abschluss der Vorrunde gegen Union Berlin gewonnen werden, stünden 27 Zähler zu Buche, das wären gerade mal zwei weniger als in der Saison 2021/22, die auf Rang sechs endete.

Verletzungspech bremst den SC

Und auch nur vier Zähler weniger als in der vergangenen Saison, die Platz fünf brachte. So viel zum Gefühl, der SC Freiburg schwächele ein bisschen.

Zweitens: Ein Blick auf die Verletztenmisere ist vonnöten. Kapitän Christian Günter, nur beim Saisonstart in Hoffenheim auf dem Platz, seither nach doppeltem Bruch und Entzündung im rechten Arm außer Gefecht; Neuzugang Junior Adamu, verletzt gekommen, noch keine Verstärkung; Rückkehrer Maximilian Philipp, mit Siegtoren gegen Bremen und in der Europa League in Piräus verheißungsvoll gestartet, nach Schulter-Operation immer noch im Wartestand;

Michael Gregoritsch, wochenlang Probleme mit der Wade, Yannik Keitel mit den Adduktoren und Lukas Kübler mit einem gebrochenen Zeh; Sallai, fünf Wochen Pause wegen eines Muskelfaserrisses; zuletzt Innenverteidiger Philipp Lienhart mit Adduktorenproblemen. Und Daniel-Kofi Kyereh fehlt nach seinem Kreuzbandriss nun bald ein komplettes Jahr.

Insgesamt ein positiver Rückblick

Drittens, das ist positiv: Mit Merlin Röhl hat ein junger Wilder einen tollen Leistungssprung gemacht. Torwart Atubolu hat sich nach schwierigem Start in die erste Profisaison gesteigert. Noah Weißhaupt ist auf dem Weg zur Stammkraft und der 22-jährige Jordy Makengo kam zu ersten Profieinsätzen.

Viertens, allseits angeraten: Erwartungshaltung überdenken, das Geleistete würdigen, den Spaß erhalten. So können die 18 ausstehenden Bundesligaspiele erneut zu einem außergewöhnlichen Resultat führen. Die Europa League, vielleicht mit dem Ende gegen RC Lens, ist als tolle Zugabe zu betrachten, die über Landesgrenzen hinaus bestätigt: Der SC Freiburg ist WER!