Strahlende Gesichter allenthalben: Deutschland startet bravourös ins Turnier. Trainer, Team und Fans sind glücklich, das ZDF kann sich über eine Traumquote freuen: Knapp 22,5 Millionen Menschen sahen das 5:1 am späten Freitagabend. Das entspricht einem Marktanteil von fast 70 Prozent, oder anders gesagt: In über zwei Dritteln der hiesigen Haushalte lief Fußball. Alles in Butter also?

Im Großen und Ganzen ja. Allerdings dürften sich nicht nur Nationalspieler angesichts der Kommentare beim Fernsehfußball des Öfteren fragen, ob die Leute, die hier über ihren Sport berichten, jemals selbst aktiv waren. Im Verlauf der Eröffnungspartie kommentierte Oliver Schmidt im ZDF gleich mehrfach am Geschehen vorbei: Antonio Rüdiger stellt einen schottischen Stürmer, spitzelt den Ball ins Aus und gestikuliert.

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Schmidt ist überzeugt, der Verteidiger feiere seine Aktion, dabei wollte er bloß einen Einwurf. In der zweiten Halbzeit kommt Leroy Sané im Strafraum zu Fall und schaut zum Schiedsrichter, Schmidt legt sich fest: kein Elfmeter! Darum ging‘s aber gar nicht: Sané wollte Eckball, und er hatte recht, wie die Wiederholung belegte; Schmidt blieb dennoch hartnäckig bei der Strafstoßthese. Wenn dann mitunter auch noch die Bildregie nicht auf der Höhe ist und nach einem Foul beim humpelnden Ilkay Gündogan bleibt, anstatt zu zeigen, wie der Schiedsrichter dem Schotten die Rote Karte gibt, ist das ein bisschen ärgerlich.

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Zum Glück war all‘ das angesichts des ansonsten in jeder Hinsicht gelungenen Auftakts zweitrangig. Telekom-Kunden haben zudem den Luxus, den Sender wechseln zu können, wenn‘s in der Vor- oder Nachberichterstattung fadenscheinig wird. Vor dem Spiel ein Gespräch mit Tom Kaulitz, nach dem Abpfiff gestammelte Aussagen (freude-)trunkener Fans: Das braucht kein Mensch.

Kompetenz im Stadion

Zum Glück geht‘s in den Stadien deutlich fachlicher zu. Jochen Breyer (ZDF) bildet mit Christoph Kramer und Per Mertesacker ein nicht bloß eingespieltes, sondern auch kompetentes Trio, und bei Magenta sorgt Robin Gosens, als Experte nun doch noch EM-Teilnehmer, für erfrischende Einsichten. Am Sonntag ging‘s unterhaltsam im „Ersten“ weiter: Wenn Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger in den Flirtmodus schalten, wird‘s ähnlich kurzweilig wie weiland bei Gerhard Delling und Günter Netzer.

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Der Frauenanteil, wiewohl nicht von allen Fans goutiert, tut der Berichterstattung ohnehin gut. Almuth Schult erwies sich beim Samstagabendspiel als Expertin an der Seite von Alexander Bommes wieder mal als gute Wahl, gerade im Vergleich zum Beispiel zu Thomas Broich, Co-Kommentator bei der Partie Spanien gegen Kroatien. Seine Expertise steht außer Frage, aber er wirkt immer etwas unterkühlt und daher leicht besserwisserisch.

Im Magenta-Studio veranschaulichte Tabea Kemme nach dem deutschen Auftaktsieg, wie Jamal Musiala bei seinem Tor allen anatomischen Gegebenheiten trotzte. Am Wochenende drehten sich viele Gespräche um die Frage, ob Julian Nagelsmann nach dem Kantersieg auf die Euphoriebremse treten solle. Kemmes Konter: „Wer bremst, verliert.“